Die Nierenbeckenentzündung (auch Pyelonephritis genannt) zählt zu den häufigeren Erkrankungen des Harntrakts. Dabei handelt es sich meist um eine von der Harnblase aufsteigende Infektion der Niere, die oft durch Bakterien hervorgerufen wird. Die Krankheitserreger kommen über die Harnröhre in die Blase und den Harnleiter in das Nierenbecken. Frauen haben im Vergleich zu Männern eine eher kurze Harnröhre, weswegen sie in der Regel häufiger von Harnwegsinfekten betroffen sind, weiß Dr. Jörg Bernhardt, chefärztlicher Leiter der Klinik für Urologie am Biberacher Sana Klinikum.
Symptome
Generell unterscheidet man zwischen einer akuten und einer chronischen Nierenbeckenentzündung. Je nach Krankheitsgrad und Verlauf variieren die Symptome. „In der Regel haben Betroffene zunächst eine Harnblasenentzündung, die sich durch häufigen Harndrang und Schmerzen beim Wasserlassen bemerkbar macht. Tritt Fieber hinzu und meist auch noch Flankenschmerzen, sind dies Anzeichen für eine Nierenbeckenentzündung. Bei einer akuten Erkrankung bekommen Betroffene nicht selten auch Schüttelfrost. Eine chronische Nierenbeckenentzündung hingegen verläuft im Krankheitsbild weniger charakteristisch. Betroffene fühlen sich abgeschlagen, haben Kopf- und Bauchschmerzen und verspüren Übelkeit. Auch Blutarmut kann auf einen chronischen Verlauf hindeuten“, weiß Dr. Bernhardt.
Untersuchung
Aufgrund der typischen Flankenschmerzen wird zunächst eine körperliche Untersuchung durchgeführt. Darüber hinaus werden der Urin und das Blut getestet. Auch bildgebende Verfahren, beispielsweise Ultraschalls, seltener Computer-/ MR-Tomographie, können notwendig und sinnvoll sein.
Zudem werden bei der Untersuchung mögliche Risikofaktoren untersucht, die eine Ursache des Harnwegsinfektes darstellen könnten. Dazu gehören etwa eine Immunschwäche, Harnabflussstörungen von der Niere zur Blase, wozu Engstellen des Harnleiters oder Harnleitersteine zählen. Bei Kindern mit fieberhaftem Harnwegsinfekt sollte ein sogenannter Reflux, das heißt ein Zurückfließen des Urins von der Blase zur Niere ausgeschlossen werden. Aber auch eine Störung der Harnblasenentleerung, zum Beispiel durch eine vergrößerte Prostata oder durch eine Nervenstörung, kann die Ursache sein. Patienten mit einem schlecht eingestellten Diabetes mellitus oder Schwangere stellen weitere Risikogruppen dar.
Behandlung
Nierenbeckenentzündungen können medikamentös mittels Antibiotika und, falls nötig, auch mit fiebersenkenden Medikamenten behandelt werden. Zusätzlich erfolgt eine Flüssigkeitszufuhr, körperliche Schonung und Bettruhe. Je nach Schweregrad wird die Therapie angepasst. Auf jeden Fall muss eine eventuell bestehende Harnabflussstörung behoben werden. Ist ein Harnleiterstein die Ursache, so wird eine innere Harnleiterschiene eingelegt. Bei Männern mit einer vergrößerten Prostata kann die Harnabflussstörung beispielsweise akut mit einem Harnblasenkatheter und nach Abheilung des Infektes mit Hilfe einer Operation korrigiert werden. In seltenen Fällen können sich Eiterherde (Abszesse) in der Niere bilden, die manchmal die vorübergehende Einlage einer Drainage notwendig machen.
„In jedem Fall sollte bereits bei der Erkennung erster Krankheitssymptome ein Arzt aufgesucht werden. Durch eine zeitnahe und rechtzeitige medizinische Behandlung heilt die Nierenbeckenentzündung in der Regel gut ab. Wenn Nierenbeckenentzündungen allerdings nicht von einem Arzt untersucht und behandelt werden, kann das schwere Komplikationen zur Folge haben“, erklärt Dr. Bernhardt.