Das Prostatakarzinom, ein Tumor der Vorsteherdrüse, ist die häufigste bösartige Erkrankung bei Männern – jedes Jahr erkranken rund 65.000 – und die dritthäufigste durch Krebs bedingte Todesursache in Deutschland. Dabei sind die Heilungschancen bei dieser Krebserkrankung, wenn sie im Frühstadium diagnostiziert wird, recht hoch. Als die aktuell zuverlässigste Methode, um ein Prostatakarzinom zu entdecken oder auszuschließen, gilt dabei die sogenannte Fusionsbiopsie. Ein erst seit wenigen Jahren praktiziertes High-End Diagnostikverfahren, welches unter anderem in der Klinik für Urologie Biberacher Sana Klinikum unter chefärztlicher Leitung von Dr. Jörg Bernhardt eingesetzt wird.
Bevor wir auf die Diagnosemöglichkeiten eingehen - gibt es Risikofaktoren, die Prostatakrebs „begünstigen“?
Das Alter gilt als wichtigster Risikofaktor, daneben spielen die Gene eine große Rolle beim Prostatakarzinom. Wenn in der nahen Verwandtschaft (Vater, Bruder) also Prostatakrebs diagnostiziert wurde, ist das Risiko selbst zu erkranken erhöht. Aus diesem Grund wird in solch einem Fall eine Vorsorgeuntersuchung bereits ab dem 40. Lebensjahr empfohlen. Darüber hinaus stellen Lebensstil und Umweltfaktoren Risikofaktoren dar. Dazu gehören Übergewicht, Rauchen, hoher Alkoholkonsum und Bewegungsmangel. Auch die Ernährung spielt eine gewisse Rolle. So erkranken Männer, die in Asien aufwachsen, beispielsweise viel seltener an Prostatakrebs als Afrikaner, Europäer und Nordamerikaner.
Welche Symptome verursacht eine mögliche bösartige Veränderung der Prostata?
In den meisten Fällen – bei etwa 66 Prozent – entstehen Prostatakarzinome in der äußeren Zone der Vorsteherdrüse. Da sie somit weit entfernt von der Harnröhre liegen, verursachen sie im frühen, heilbaren Stadium meist keinerlei Beschwerden und bleiben so lange Zeit unbemerkt. Zur Einengung der Harnröhre, mit Störungen beim Wasserlassen, kommt es in der Regel erst, wenn der Tumor bereits groß ist und möglicherweise schon gestreut hat. Knochenmetastasen in der Wirbelsäule beispielsweise können sich dann durch starke Rückenschmerzen bis hin zur Querschnittslähmung bemerkbar machen. Darüber hinaus kann ein steigender PSA-Wert ein Hinweis auf Prostatakrebs sein. Eine regelmäßige urologische Vorsorgeuntersuchung ist daher unerlässlich, um eine mögliche bösartige Veränderung frühzeitig zu entdecken und diese entsprechend gut behandeln, beispielsweise im Rahmen einer Operation oder einer Strahlentherapie, zu können. Gleichzeitig kann durch die Vorsorgeuntersuchung eine bösartige Erkrankung auch oftmals ausgeschlossen werden. Typische Prostatabeschwerden wie Harnstrahlabschwächung, Harndrang, nächtliches Wasserlassen werden nämlich meist durch eine gutartige Vergrößerung der Prostata, eine sogenannte „benigne Prostatahyperplasie“, verursacht.
Welche Möglichkeiten gibt es zur Früherkennung eines Prostatakarzinoms?
Eine Möglichkeit ist beispielsweise eine Tastuntersuchung, bei der der Arzt die Größe und Konsistenz der Prostata mit dem Finger über den Enddarm abtastet. Auch mittels Ultraschall kann die Größe der Prostata durch den Enddarm bestimmt werden. Außerdem wird in der Regel ein sogenannter PSA-Test durchgeführt, bei dem die Konzentration eines bestimmten Eiweißes im Blut – das prostataspezifische Antigen (PSA) – gemessen wird. Liegt der Verdacht auf ein Prostatakarzinom vor, ist eine Gewebeprobenentnahme erforderlich. Neben der herkömmlichen, ultraschallgesteuerten Biopsie wird im Biberacher Klinikum dabei auch die sogenannte Fusionsbiopsie für eine noch gezieltere Feindiagnostik eingesetzt.
Fusionsbiopsie – was heißt das?
Der Begriff „Fusion“ sagt es bereits: Bei diesem Diagnostikverfahren werden zwei Methoden miteinander kombiniert; zum einen die Magnetresonanztomographie (MRT), zum anderen die herkömmliche Ultraschalldiagnostik. Dabei werden die MRT-Bilder, auf denen die krebsverdächtigen Stellen markiert wurden, während der Biopsie mit einer Echtzeit-Ultraschallaufnahme überlagert. So können die in der MRT auffälligen Bereiche ultraschallgesteuert genauer visualisiert und deutlich gezielter biopsiert werden.
Welche Vorteile bietet die Methode?
Bei der herkömmlichen Ultraschalldiagnostik erzeugt eine Sonde ein dreidimensionales Bild der Prostata. Bei der nach einem auffälligen Befund anschließend durchgeführten systematischen Biopsie werden dann nach einem bestimmten Schema zehn bis zwölf Gewebeproben ungezielt aus verschiedenen Abschnitten des Organs entnommen. Bei der Fusionsbiopsie hingegen können die Vorteile zweier bildgebender Verfahren miteinander kombiniert werden. Dies ist die derzeit genaueste Methode zur Darstellung krebsverdächtiger Bereiche in der Prostata. Aggressive, therapiebedürftige Tumore können so weitaus häufiger entdeckt werden, gleichzeitig werden Überdiagnosen vermieden und in vielen Fällen die Anzahl unnötiger Biopsien verringert. Insgesamt ermöglicht die Fusionsbiopsie also eine treffsicherere Aussage, ob ein Prostatakarzinom vorhanden und wie aggressiv es gegebenenfalls ist – insbesondere bei negativer Erstbiopsie und weiterhin bestehendem Verdacht.