Viele denken beim Diabetes an eine Wohlstandskrankheit, dabei gab es die Erkrankung schon vor über 2.000 Jahren, allerdings viel seltener als heute. Diabetes (Zuckerkrankheit) ist eine Stoffwechselerkrankung, bei der es zu einer dauerhaften Überzuckerung von Blut und Gewebe durch einen Mangel oder ungenügendes Wirkung des Zuckerhormons Insulin kommt.
Diabetes hat viele Gesichter – eines ist der Typ 1 Diabetes
Diabetes kann in jedem Alter vorkommen. Bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist es meist der sogenannte Typ 1 Diabetes. Durch ein fehlgesteuertes Abwehrsystem des Körpers werden in der Bauchspeicheldrüse die Zellen zerstört, die Insulin produzieren. Der Typ 1 Diabetes kommt nicht von zu viel Naschen oder „schlechter Lebensweise“. Vielmehr sind die Gründe, warum Menschen einen Diabetes Typ 1 entwickeln, noch nicht ganz klar. Es gibt Risikofaktoren, aber auch noch viele Fragezeichen. Da der Körper das Hormon Insulin bei Typ 1 Diabetes gar nicht mehr bildet, müssen Betroffene es regelmäßig selbst spritzen.
Was bedeutet Typ 2 Diabetes?
Beim Typ 2 Diabetes sind die gesundheitlichen Auswirkungen komplizierter. So wird der Körper durch beispielsweise wenig Bewegung, Übergewicht, verschiedene Erkrankungen für das Insulin weniger empfindlich.
Unser Stoffwechsel ist immer noch der gleiche wie vor 10.000 Jahren. Damals waren die Jäger und Sammler den ganzen Tag mit der Nahrungssuche beschäftigt und legten so jeden Tag 20-30 km zurück. Heute gehen wir im Schnitt nur noch 2-3 km am Tage. Unser heutiges Nahrungsangebot und die tägliche Essensmenge wären vor 10.000 Jahren ein Schlaraffenland gewesen. Mit den heutigen Lebensumständen ist unser urzeitlicher Stoffwechsel also schnell überfordert.
Leider wird beim Typ 2 Diabetes fälschlicherweise von einem Altersdiabetes gesprochen. Das mag in den Nachkriegsjahren noch gestimmt haben, wo es in Deutschland nur etwa 800.000 Diabetiker gab, die auch fast alle hochbetagt waren. In unserer heutigen Wohlstandgesellschaft tritt der Diabetes deutlich früher auf. Ab dem 45. Lebensjahr nimmt die Erkrankung deutlich zu. Etwa 7 Millionen Deutsche haben einen Typ 2 Diabetes - Tendenz steigend. Leider nehmen wir Deutschen damit in Europa einen Spitzenplatz in Sachen Diabeteshäufigkeit ein.
Diabetes ist ein leiser Killer
Diabetes Typ 2 tut nicht weh und bleibt daher oft viele Jahre unentdeckt. Wir müssen damit rechnen, dass mindestens 2 Millionen Deutsche einen Diabetes Typ 2 haben – sie wissen es nur noch nicht. Die daraus resultierende dauerhafte Überzuckerung führt zu Schäden an vielen Organen. Schlimmstenfalls kann es bis zur Erblindung, Dialyse, Gefühlsstörungen in den Beinen oder Amputationen kommen. Es geht bei dieser Form der Erkrankung aber nicht nur um gute Blutzuckerwerte. Wer Diabetiker ist, hat ein doppelt bis 4-fach so hohes Risiko eine Herzkreislauferkrankung zu bekommen. „In unserer Klinik ist bereits jeder 5. Patient ein Diabetiker, was dem bundesdeutschen Klinikdurchschnitt entspricht“, erläutert Frau Dr. Beate Fischer, Leiterin der Sektion Diabetologie an den Sana Kliniken Lübeck.
Was kann ich tun, um mein Risiko für einen Typ 2 Diabetes zu senken?
Für die Diabetesrisiken Alter und die erbliche Veranlagung (wenn also Diabetes in der Familie ist) kann man nichts. Die gute Nachricht: Es gibt viele negative Faktoren, die man beeinflussen kann, um das Risiko für den Typ 2 zu senken. Dazu gehören Übergewicht, „Speckrollen“ am Bauch, zu wenig Bewegung, schlechte Ernährungsgewohnheiten und zu viel negativer Stress. Leider ist unser heutiger Alltag durch all dieses geprägt. Es könnte eigentlich so einfach sein: Gemüse und Obst statt Fastfood, Wasser oder Tee anstatt Softdrinks, Treppe statt Fahrstuhl. Wenn da nicht immer der „innere Schweinehund“ wäre… Dabei lohnt sich die Mühe: Bis zu 70% der Typ-2-Diabetes Erkrankungen können mit einem verbesserten Lebensstil verhindert oder verzögert werden. Damit sind Lebensveränderungen am Anfang der Erkrankung wirksamer als jede Zuckertablette oder Insulinspitze.