Die kalte Jahreszeit steht wieder vor der Tür – und damit auch die alljährlich wiederkehrende Influenza. Die Influenza, im Volksmund auch besser bekannt unter „Grippe“, gehört zu den häufigen Atemwegserkrankungen, die besonders in der kalten Jahreszeit auftritt. Prof. Dr. Markus Dettenkofer, Bereichsleiter für Hygiene und Infektiologie der Sana Kliniken AG, gibt im Interview einen Überblick über die wichtigsten Fakten und erklärt, wie man sich bestmöglich schützen kann.
Übertragung
„Die Influenza ist eine Virus-Infektion primär der oberen Atemwege, die in der Regel gut ausheilt, sich aber in manchen Fällen auch zu einer Lungenentzündung entwickeln kann“, erklärt Prof. Dr. Dettenkofer. Übertragen wird sie überwiegend durch Tröpfchen. Dabei werden kleinste Tröpfchen aus den Atemwegen ausgestoßen. Dies geschieht zum Beispiel beim Niesen, Husten, beim lautem Sprechen oder bei direktem Kontakt mit anderen, beispielsweise beim Anfassen von kontaminierten Oberflächen. Es gibt viele Viren, die Atemwegsinfektionen auslösen können. Die Influenza ist durch die bekannten, sogenannten „Grippewellen“ charakterisiert, die die weltweite Verbreitung dieser Infektion darstellen. Man unterscheidet sich zwischen Influenza-A- und Influenza-B-Viren.
Symptome, Verlauf und Behandlung
Die typischen Anzeichen für eine Influenza entwickeln sich in der Regel recht schnell – angefangen bei Husten, Schnupfen und Heiserkeit. Es kann aber auch zu hohem Fieber, Abgeschlagenheit und anderen Allgemeinsymptomen kommen. Häufig dauert es eine gute Woche lang, wobei meist nur für sieben Tage Ansteckungsgefahr besteht. Je nach körperlicher Konstitution und Abwehrlage kann es leichte, kurze und auf der anderen Seite aber auch schwerere und zum Teil über Wochen verlaufende Ausprägungen der Influenza geben. „Daher sollten sich Patientinnen und Patienten schonen und darauf achten, die Krankheit gut auszukurieren“, appelliert unser Experte. Für die Influenza gibt es zugelassene Präparate, die als antivirale Medikation in der frühen Phase der Erkrankung zur Behandlung helfen können. Diese führen dann zu einer Verkürzung des Krankheitsverlaufs. Ansonsten werden Betroffene individuell nach ihren Symptomen behandelt. Bei schweren Krankheitsverläufen müssen Erkrankte gegebenenfalls auch intensivmedizinisch behandelt werden – bis hin zu künstlicher Beatmung. „Die Fakten zeigen, dass die Influenza eine ernstzunehmende Erkrankung ist, die man nicht auf die leichte Schulter nehmen sollte“, so Prof. Dr. Dettenkofer.
Risikogruppen
Menschen mit einem geschwächten Atemwegs- und Immunsystem sind besonders gefährdet an Influenza zu erkranken. Dazu gehören insbesondere Senioren sowie Menschen mit Lungen-Vorerkrankungen (zum Beispiel COPD), chronischen Erkrankungen der Atemwege (wie beispielsweise Asthma) oder auch Patientinnen und Patienten, die Diabetes haben.
Basishygiene als Schutz
Wie bei den meisten anderen Atemwegsinfektionen auch ist eine gute Basishygiene entscheidend: „Das betrifft hier insbesondere die Hust- und Niesetikette, die in Zeiten von Corona sowieso äußerst wichtig ist und die wir mittlerweile alle beherrschen“, so Prof. Dr. Dettenkofer. Das bedeutet:
- Nicht in die Hand niesen und husten.
- Angemessen häufig und gründlich Hände waschen. Tipps zur richtigen Händehygiene finden Sie hier.
- Mund-Nasen-Bedeckung (Maske) aufsetzen.
Aufgrund der aktuellen Situation und dem dynamischen Infektionsgeschehen rund um Corona ist es mittlerweile sowieso gelernt, eine Mund-Nasen-Bedeckung aufsetzen. Diese kann auch andere Viren abfangen und vor einer Infektion mit der Influenza schützen.
Grippeschutzimpfung als Vorbeugung
Darüber hinaus gibt es gegen Influenzaviren eine wirksame Impfung. Die vier Komponenten dieser Grippeschutzimpfung werden jährlich neu nach der Wahrscheinlichkeit ihres Auftretens bestimmt. Eine Grippeschutzimpfung bietet keinen hundertprozentigen Schutz gegen eine Infektion, sie kann aber zumindest einen milderen Krankheitsverlauf bewirken. Daher ist die Impfung laut der Ständigen Impfkommission (STIKO) insbesondere für Risikogruppen sowie Menschen, die beruflich viel Kontakt zu anderen Personen haben, wichtig und empfehlenswert um sich und andere zu schützen. Dazu gehören Senioren, Schwangere sowie medizinisches und pflegerisches Personal in Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen. „Denn selbst wenn man nicht merklich erkrankt, kann man das hochansteckende Virus auf andere übertragen. Solche Übertragungsketten gilt es insbesondere in Krankenhäusern zu unterbinden.“
Günstigster Impfzeitraum für die Grippeschutzimpfung
Die Grippeschutzimpfung sollte rechtzeitig vor der beginnenden „Influenzasaison“ geschehen. Da die Grippewelle in den letzten Jahren in den Monaten Februar und März ihren Höhepunkt erreicht hat, ist eine Impfung ab frühestens Oktober empfehlenswert. Das hat zum einen den Grund, dass es circa zwei Wochen dauert, bis die Grippeschutzimpfung ihren vollständigen Schutz entfaltet. Zum anderen bietet die Impfung einen drei- bis viermonatigen Schutz. Trotz der Corona-Pandemie besteht laut STIKO aber kein Grund, sich dieses Jahr besonders frühzeitig impfen zu lassen.