Fragen & Antworten | Klinik für Schilddrüsen- und Nebenschilddrüsenoperationen
Gesunder Jodhaushalt
Jod ist ein essentielles Spurenelement. Das heißt, der Körper kann es nicht selbst herstellen, sondern muss es mit der Nahrung aufnehmen. In der Schilddrüse werden bis zu 80 Prozent des täglich aufgenommenen Jods verbraucht.
Jod wird als Grundstoff für die Produktion der Schilddrüsenhormone benötigt, die unter anderem für die Regulierung von Stoffwechselprozessen verantwortlich sind und das Körper- und Organwachstum anregen.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. hat je nach Alter und Geschlecht einer Person bestimmte Empfehlungen der Jodzufuhr formuliert.
Der tägliche Jodbedarf
Jod ist für den Menschen unentbehrlich und lebensnotwendig – und zwar in jedem Lebensabschnitt – beginnend mit der Entwicklung des Kindes im Mutterleib. Daher ist eine ausreichende Deckung des Jodbedarfs vor allem während einer bestehenden oder geplanten Schwangerschaft wichtig, denn jetzt müssen zwei Schilddrüsen mit Jod versorgt werden.
Während bei der Mutter ein erhöhtes Risiko für eine Struma besteht, hängen beim Baby die Entwicklung des Gehirns und des Nervensystems von einer guten Jod-Versorgung ab. Auch in Stillzeiten ist der Bedarf erhöht, weil das Jod mit der Muttermilch abgegeben wird.
Jodmangel
Deutschland zählt zu den jodärmsten Regionen Europas. Vor Tausenden von Jahren schwemmte die Gletscherschmelze das Spurenelement fort. Bis heute kommt Jod nur in sehr geringen Mengen in unseren Böden, Acker- und Weideflächen sowie im Trinkwasser vor und fehlt somit größtenteils in der tierischen und menschlichen Nahrung. Das Gebiet der heutigen Bundesrepublik wurde viele Jahre lang zum Jodmangelland erklärt und der Kropf das sichtbarste Zeichen dieses Defizits.
Die Jodversorgung der Bevölkerung hat sich in den vergangenen Jahrzehnten stark verbessert. Die Jodaufnahme hat sich gegenüber 1975 nahezu verdoppelt, vor allem Neugeborene und Kinder haben heutzutage einen ausgeglichenen Jodhaushalt. Doch gehen Expertinnen und Experten davon aus, dass mindestens ein Drittel wenn nicht gar die Hälfte der deutschen Bevölkerung nach wie vor nicht optimal mit Jod versorgt ist. Das tägliche Defizit liegt bei schätzungsweise einem Drittel der Menge Jod, die die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt.
Als Folge können krankhafte Veränderungen oder Störungen der Schilddrüse auftreten. Jeder dritte Deutsche ist betroffen, ab dem 45. Lebensjahr sogar jeder Zweite, in diesem Alter Frauen etwa gleich häufig wie Männer. Am meisten verbreitet ist die Jodmangel-Struma, eine extreme Vergrößerung der Schilddrüse mit und ohne Knoten.
Die Symptome eines Jodmangels zeigen sich jedoch meist schleichend, sodass anfangs kaum Beschwerden wahrgenommen werden. Erst bei einer stärkeren Unterfunktion sendet der Körper klare Warnsignale.
Als typische Anzeichen gelten:
- extreme Müdigkeit
- Antriebsschwäche
- Wachstums- und Entwicklungsstörungen bei Kindern
- Konzentrationsstörungen
- Kälteempfindlichkeit
- Enge- und Druckgefühl im Hals
- Atem- und Schluckbeschwerden
- Hautveränderungen (feuchte oder trockene Haut)
Jod und Nahrung
Einem akuten Jodmangel lässt sich am einfachsten über die Nahrung entgegenwirken: Die wichtigsten Jodlieferanten sind Seefische und Meerestiere. Sie sollten wenigstens zweimal wöchentlich auf den Tisch kommen. Besonders jodhaltig sind Seelachs, Kabeljau und Scholle. Auch die konsequente Verwendung von jodiertem Speissalz kann helfen, Defizite auszugleichen und Kröpfen vorzubeugen. Nennenswerte Jodmengen können zudem in Milch und Eiern vorkommen, allerdings ist hier die Fütterung der Tiere ausschlaggebend.
Während in einigen Ländern das Problem durch Jodzufuhr im Trinkwasser gelöst wurde oder das Jodsalz schlicht zum Regelsalz gemacht wurde – wie etwa in der Schweiz seit den 1920er Jahren – passierte hierzulande lange nichts. Hilfe kam schließlich aus der Nahrungsmittelindustrie, die verstärkt jodiertes Speisesalz einsetzte. Das Gleiche gilt für Kantinen, Restaurants, Bäckereien und Metzgereien. Durch ein wachsendes Angebot an mit Jodsalz hergestellten Lebensmitteln und Speisen hat sich die Jodversorgung der Bevölkerung wesentlich verbessert.
Allerdings kann eine zusätzliche Jodaufnahme für Patientinnen und Patienten mit bestimmten Schilddrüsenerkrankungen wie einer Schilddrüsenüberfunktion oder einer Schilddrüsenentzündung vom Typ Hashimoto auch schädlich sein.