Das Herz: 100.000 Mal am Tag pumpt es das Blut durch unseren Körper. Es versorgt so jede noch so winzige Stelle eines Menschen mit Blut und hält uns am Leben. Doch was, wenn der faustgroße Muskel plötzlich zu schwach wird? Prof. Dr. Dirk Fritzsche, Chefarzt der Herzchirurgie und ärztlicher Direktor im Sana-Herzzentrum Cottbus, erklärt, wie Kunstherzen Leben retten können und welche Therapiemöglichkeiten es gibt.
Die unterschiedlichen Therapiemöglichkeiten sind stark abhängig vom Krankheitsverlauf und kommen entweder allein oder in Kombination zum Einsatz. Zunächst kann die Behandlung mit Medikamenten erfolgversprechend sein. Je nach Ursache wird sie kombiniert mit der Implantation eines Herzschrittmachers oder eines Defibrillators. Schreitet die Erkrankung voran und ist mit diesen Mitteln nicht mehr behandelbar, liegt eine Herzschwäche im Endstadium vor und das Herz muss ersetzt werden. Das bedeutet aber nicht gleich, dass Patienten mit einer chronischen Herzinsuffizienz früher oder später ein Spenderherz benötigen, weiß Prof. Dr. Fritzsche. „Aber viel zu wenigen Spenderherzen stehen viel zu viele herzinsuffiziente Patienten gegenüber, deren Herzschwäche so stark ausgeprägt ist, dass eine Versorgung dringend notwendig ist. Patienten, für die kein Spenderherz zur Verfügung steht, oder solche, die aus unterschiedlichen Gründen nicht für eine Transplantation infrage kommen, sind mechanische Herzunterstützungssysteme die beste Therapieoption.“
Implantation von Herzunterstützungssystemen
Die Implantation von Herzunterstützungssystemen erfolgt heutzutage unter verschiedenen Zielsetzungen. Daher können sie zur Überbrückung der Wartezeit bis zu einer Transplantation, aber auch als vorübergehende oder dauerhafte Unterstützung eingesetzt werden. Hier gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, die zur Verfügung stehen. Bei „Ventricular Assist Devices“ (VAD), die das Herz unterstützen oder die Pumpfunktion vollständig übernehmen, unterscheidet man zwischen elektrisch angetrieben und druckluftbetriebenen. Diese können implantiert werden oder außerhalb des Patienten lokalisiert sein. Am häufigsten werden derzeit elektrisch betriebene, kontinuierlich pumpende Systeme eingesetzt. Sie werden im Brustkorb mit dem Herzen verbunden, während das patienteneigene Herz im Körper verbleibt. In Abhängigkeit von der zu unterstützenden Herzkammer wird ein links- (LVAD) oder ein rechtsventrikuläres (RVAD) Unterstützungssystem implantiert. Das System übernimmt hierbei die Aufgabe der linken Herzkammer. Über ein Kunststoffrohr wird das Blut von dort in das Kunstherz geleitet und über ein weiteres Kunststoffrohr in die Hauptschlagader gepumpt. Früher musste die Technik außerhalb des Körpers getragen werden, mittlerweile passt die künstliche Pumpe mit integriertem Elektromotor und den beiden Leitungen in eine Hand und wird direkt in die linke Herzkammer eingesetzt. Ein Kabel führt durch die Bauchdecke nach außen zu den externen Komponenten. Die Driveline überträgt den Strom und die Informationen zwischen der Herzpumpe im Inneren und dem Controller außerhalb. Er reguliert und kontrolliert die Pumpe im Körper. Beide Geräte müssen permanent mit Strom versorgt sein. In der Regel sind das Akkus, die aufgeladen werden und zusätzlich über ein Notstromaggregat verfügen.
Vor- und Nachteile von Herzunterstützungssystemen
Diese nahezu geräuschlosen und leichten Medizingeräte haben die Lebensqualität der Patienten in den vergangenen Jahren deutlich verbessert. Da die Batterien ohne Aufladung über einen Zeitraum von zwölf Stunden die notwendige Energie liefern, kann sich der Patient in seiner häuslichen Umgebung nahezu frei bewegen. Zur Minimierung von Komplikationen nach der Implantation muss eine dauerhafte Nachsorgebetreuung durch das Ärzte- und Pflegeteam erfolgen.