Zwei bis drei Millionen Menschen in Deutschland leiden laut Schätzungen an einer Herzschwäche, auch Herzinsuffizienz genannt. Und jedes Jahr kommen 300.000 neue dazu. Das Gute ist, dass die Therapiemöglichkeiten in den vergangenen Jahren große Fortschritte gemacht haben. Schwieriger allerdings wird die Behandlung einer speziellen Form der Herzschwäche, der sogenannten diastolischen Herzinsuffizienz. Über diese klärt Privatdozent Dr. Norman Mangner, leitender Oberarzt der Klinik für Innere Medizin und Kardiologie am Herzzentrum Dresden Universitätsklinik auf.
Verschiedene Arten von Herzschwächen
„Wir Mediziner unterscheiden die Herzschwäche danach, welche Herzkammer betroffen ist. In den meisten Fällen ist die linke Herzhälfte geschwächt. Diese ist dafür zuständig, das sauerstoffreiche Blut aus der Lunge im Körper zu verteilen. Bei dieser Linksherzinsuffizienz gibt es zwei Varianten“, so Dr. Mangner. Kann sich das geschwächte Herz nicht mehr wie üblich zusammenziehen, pumpt es weniger sauerstoffreiches Blut in den Körper. Es liegt eine Einschränkung der Pumpfunktion vor – und damit um eine sogenannte systolische Herzinsuffizienz.
„Bei der diastolischen Herzinsuffizienz ist das sogenannte Vorwärtspumpen erhalten, jedoch kann das Herz zu wenig Blut aufnehmen. Die linke Herzkammer ist versteift, hat ihre Elastizität verloren und kann sich deshalb nicht genug dehnen und mit Blut füllen“, erklärt Dr. Mangner weiter. Vergleichbar ist das Ganze mit einem ausgehärteten Schwamm. Dieser kann nicht mehr so viel Wasser aufnehmen, wie es ein neuer weicher Schwamm kann – und das, obwohl eigentlich ausreichend Wasser vorhanden wäre.
Genaue Diagnose eines Kardiologen notwendig
Nur anhand der Symptome können die beiden Herzschwächen nicht auseinander gehalten werden. Sie machen sich bemerkbar durch Beschwerden wie Leistungsabfall, Atemnot und geschwollene Beine. „Es braucht eine genaue Diagnose bei einem Kardiologen, um die Ursache für die Herzschwäche zu finden. Das ist wichtig für die weitere Behandlung“, sagt Dr. Mangner. Diese ist aber leider gar nicht so einfach. Denn lange Zeit sind Experten davon ausgegangen, dass eine Herzschwäche stets mit einer abnehmenden Pumpleistung einhergeht. „Dieser Bereich ist daher auch entsprechend gut erforscht. Es gibt gut funktionierende Medikamente, mit denen eine systolische Herzinsuffizienz behandelt werden kann“, erklärt Dr. Norman Mangner. Die Herzschwäche bei erhaltener Pumpfunktion ist jedoch erst seit einigen Jahren als eigenständige Krankheit bekannt. Entsprechend wenig erforscht sind Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten. „Wir wissen, dass die diastolische Herzinsuffizienz meist ältere Menschen über 70 Jahren trifft, Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Sehr häufig spielt hoher Blutdruck eine Rolle, weshalb der Herzmuskel meist verdickt ist“, so der Kardiologe weiter. Daher wird versucht, den Bluthochdruck in den Griff zu bekommen. Auch Sport scheint sich positiv bei einem steifen Herzen auszuwirken. Bei der medikamentösen Behandlung steht die Forschung allerdings noch am Anfang: ACE-Hemmer und Beta-Blocker funktionieren nicht. „Es gibt erste Studien, dass Patienten mit einer diastolischen Herzinsuffizienz vom Medikament Spironolacton profitierten. Allerdings fehlen leider noch die Langzeitstudien“, so Dr. Mangner.