Sie sprechen die vielfältigen Aufgaben an, die Pflegekräfte seit jeher zu bewältigen haben. Wie hat sich das Berufsbild mit den Jahren gewandelt?
Die Akademisierung hat auch in der Pflege an Bedeutung gewonnen. Neben den Pflegeschulen, in denen Krankenhäuser wie das RKU den Pflegenachwuchs selbst ausbilden, gibt es mittlerweile Bachelor- und Master-Studiengänge, die für Führungsaufgaben in der Pflege qualifizieren. Das RKU unterhält beispielsweise Kooperationen mit der Hochschule Neu-Ulm und der Dualen Hochschule Baden-Württemberg.
Wie können Pflegekräfte und Patienten von der zunehmenden Akademisierung profitieren?
Die Akademisierung schafft für das Pflegefachpersonal neue Möglichkeiten der beruflichen Weiterentwicklung. Die Studiengänge qualifizieren für komplexe Aufgaben innerhalb des Klinikbetriebes und bereiten die Teilnehmer auf Leitungspositionen vor. Im Krankenhaus führt die Akademisierung der Pflege zu einem Miteinander auf Augenhöhe, wobei die Pflegekräfte auch bei strategischen und konzeptionellen Fragen eingebunden werden – etwa bei der Neugestaltung der Notaufnahme im RKU. Patienten wiederum profitieren von der fachlichen Spezialisierung, etwa in der Beatmungstherapie oder der Versorgung von Querschnittpatienten.
Die Akademisierung ist eine Entwicklung in der Pflege. Welche Trends zeichnen sich noch ab?
Wie schon in der Medizin gewinnt die Digitalisierung auch in der Pflege an Bedeutung. Die Digitalisierung von Prozessen, die Digitalisierung von Patientenakten, die Digitalisierung der gesamten Dokumentation – das alles ist sehr komplex, führt aber letztlich zu einer Zeitersparnis, die die Pflege-Experten für die Betreuung der Patienten aufwenden können.
Es klingt, als entwickle sich der Pflegeberuf immer stärker zur Wissenschaft. Dabei ist doch gerade die Nähe zum Patienten für die Genesung entscheidend.
Wissenschaft und Nähe sind kein Widerspruch. Natürlich ist es wichtig, Qualitätsfaktoren zu identifizieren und Kennzahlen für eine evidenzbasierte Pflege zu erheben. Ebenso entscheidend sind aber der direkte Kontakt zum Patienten, Empathie und Ethik. Sie tragen entscheidend dazu bei, dass die Menschen gesund werden. Wenn dann noch junge, akademisch ausgebildete Pflegekräfte und erfahrene Kollegen zusammen arbeiten, entsteht ein Klima, in dem eine Versorgung auf höchstem Niveau möglich ist – zum Wohle des Patienten.
Sie haben die Pflege in vielen Bereichen kennengelernt – von der Basis bis in die Führungsebene. Was macht für Sie ganz persönlich Ihren Beruf auch nach dieser langen Zeit noch wertvoll?
Es ist immer erfüllend, wenn man einen Patienten nach einer schweren Diagnose begleiten kann und es gelingt, ihn nach Hause in sein gewohntes Umfeld zu entlassen. Die Zusammenarbeit mit dem Leitungsteam und allen Pflegekräften auf den Stationen macht großen Spaß. Dem Einsatz der Kolleginnen und Kollegen ist es zu verdanken, dass am RKU rasante Fortschritte erzielt werden konnten. Das RKU verbindet das Beste aus zwei Welten: die Universitätsmedizin auf der einen und einen starken privaten Klinikbetreiber auf der anderen Seite. Diese Kombination macht meinen Arbeitsplatz zu einem ganz besonderen.