Das Guillain-Barré-Syndrom (GBS) ist eine akut bis subakut, d. h. über Tage bis maximal vier Wochen auftretende Entzündung von meist mehreren Nerven des peripheren Nervensystems und der Nervenwurzeln („Polyradikuloneuritis“). Es ist mit einer Erkrankungsrate von 1 - 2 pro 100.000 pro Jahr zur Zeit bei uns die häufigste Ursache einer akuten schlaffen Tetraparese, also einer Lähmung der Muskulatur von Beinen und Armen. Auch Nerven im Kopfbereich oder am Rumpf können betroffen sein. Das zentrale Nervensystem (Gehirn, Rückenmark) hingegen ist meist nicht beteiligt.
Zu Beginn kommt es zu sensiblen Missempfindungen und Taubheitsgefühlen an Fingern und Zehen. Dumpf ziehende Schmerzen in der Lendenwirbelsäule und den Flanken können sich dazu gesellen. Das Vollbild der Erkrankung wird durch relativ symmetrische, innerhalb weniger Tage bis zu 4 Wochen von distal nach proximal aufsteigende (von den Zehen und Fingern in Richtung Rumpf), schlaffe Paresen mit Reflexverlust bestimmt, die in etwa zeitgleich Arme und Beine betreffen. Eine beidseitige Lähmung der Gesichtsmuskulatur („Fazialisparese“) ist oft frühzeitig nachweisbar, ebenso wie eine Schwäche der Kau- und Schluckmuskulatur. Aufgrund des Mitbefalls der Atemmuskulatur müssen etwa 25 - 30 % aller Patienten künstlich beatmet werden. Bei etwa zwei Drittel der Patienten sind die Fasern des autonomen Nervensystems betroffen, wobei seltene, aber potenziell lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen besonders beachtet werden müssen, da sie zumindest für einen Teil der Sterblichkeit von 3 - 5 % verantwortlich gemacht werden können.