Sie hilft bei Übelkeit, Unruhe oder Fieber: Akupressur. Dabei handelt es sich um eine Technik aus der Traditionellen Chinesischen Medizin, bei der bestimmte Körperpunkte sanft massiert oder gedrückt werden. Wie sie in der Palliativmedizin zum Einsatz kommt, erfahren Sie im Interview mit Expertinnen und Experten, die in der Palliativversorgung der Sana Kliniken Lübeck tätig sind.
Mit folgenden Expertinnen und Experten haben wir gesprochen:
- Anke Junck-Dughetti, Psychologin auf der Palliativstation
- Dr. Tom Schmidt, ärztlicher Leiter des Palliativdienstes
- Anja Schmitz-Everskemper, Masseurin auf der Palliativstation
- Annett Kloock, Pflegerische Teamleitung auf der Palliativstation
- Patricia Allzeit, Palliative care Schwester im Palliativdienst
- Dr. Merwe Carstens, Chefärztin der Klinik für Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin
und Leiterin der Fachgruppe Palliativmedizin
Warum wird Akupunktur in der Palliativmedizin eingesetzt?
Dr. Merwe Carstens: Der Einsatz von Akupressur zur Symptomkontrolle erfreut sich in der Palliativmedizin mit ihren individualisierten Behandlungskonzepten zunehmender Beliebtheit. Zur Wirksamkeit liegen mittlerweile eine Vielzahl von positiven Untersuchungen vor. Aufgrund der geringen Nebenwirkungsrate und der guten Akzeptanz stellt die Akupressur eine gute Möglichkeit dar, unsere Patienten mit alternativen Verfahren zu unterstützen.
In 2016 haben wir begonnen, den Mitarbeitern aller Professionen in unserer Sektion Palliativmedizin eine Ausbildung hierzu anzubieten. Mittlerweile haben nahezu alle Mitarbeiter das Zertifikat und die Akupressur wird regelmäßig und mit gutem Erfolg bei den Patienten eingesetzt.
Ist die Anwendung der Akupressur schmerzhaft?
Dr. Tom Schmidt: Die Akupressur ist nicht schmerzhaft. Zur Stimulation der entsprechenden Punkte können sowohl der sanfte Druck mit einem Finger oder auch als Dauerstimulation kleine Pflaster mit Senfkörnern eingesetzt werden. Meistens ist ein leichter Fingerdruck an entsprechender Stelle ausreichend, um das Befinden unserer Patienten zu verbessern. Ich persönlich finde es toll, dass wir hierdurch den Einsatz von Medikamenten deutlich reduzieren konnten.
Darf diese Methode nur von Ärzten angewendet werden?
Dr. Tom Schmidt: Die Akupressur kann – im Gegensatz zur Akupunktur – von allen Berufsgruppen unseres multiprofessionellen Teams ausgeführt werden.
Bei welchen Symptomen setzen Sie die Akupressur ein?
Dr. Tom Schmidt: Am häufigsten kommt die Akupressur bei uns bei den Symptomen Angst und Unruhe, Übelkeit, Verstopfung, Atemnot, Fieber und Ödemen zum Einsatz.