Die Multiple Sklerose (kurz: MS) ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems. Die genauen Ursachen sind bis heute nicht vollständig geklärt. Sicher ist, dass im Fall einer Erkrankung fehlgeleitete körpereigene Immunzellen die schützende Hülle von Nervenfasern und auch Nervenzellen direkt angreifen. Da solche Entzündungsherde im gesamten zentralen Nervensystem auftreten können, sind MS-Verläufe mitunter sehr unterschiedlich.
„Die Multiple Sklerose ist eine Erkrankung mit 1.000 Gesichtern; den klassischen Fall gibt es nicht“, weiß Prof. Dr. Frank Weber, Chefarzt der Neurologie an den Sana Kliniken des Landkreises Cham. Der erfahrene Facharzt hat sich in den vergangenen Jahren intensiv mit der Erkrankung beschäftigt und sich dabei in Forschung und Wissenschaft auch international einen Namen gemacht. Zudem wurde er bereits vier Mal – für seine Expertise bei der Behandlung der Multiplen Sklerose – als einer der besten Neurologen Deutschlands in die Focus-Ärzteliste aufgenommen.
Krankheitshäufigkeit: Zumeist erkranken junge Erwachsene
MS ist die häufigste chronische Erkrankung des Zentralnervensystems bei jungen Erwachsenen. Mehr als 200.000 Menschen sind allein in Deutschland davon betroffen. Oft wird die Diagnose zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr gestellt, aber es trifft auch Kinder und Jugendliche oder ältere Menschen.
Neurologische Symptome: Es gibt keinen typischen MS-Patient
Die Erkrankung kann unterschiedlichste neurologische Symptome und Einschränkungen mit sich bringen. Dazu zählen sichtbare Symptome wie Lähmungen genauso wie unsichtbare Symptome, beispielsweise Taubheitsgefühle. „Denn die MS verursacht entzündliche Läsionen in Gehirn und Rückenmark. Diese – bei starker Ausprägung auch Black Holes genannten – Entzündungsherde können die unterschiedlichsten Bereiche betreffen und damit auch verschiedene Fähigkeiten wie das Greifen, das Sehen oder das Gehen beeinflussen“, erklärt Prof. Dr. Weber. Weitere Symptome wie Fatigue, ein chronisches Erschöpfungssyndrom, oder Gedächtnisstörungen können für den Laien unbemerkt auftreten, sind aber sehr beeinträchtigend für die Erkrankten.
Verlauf der MS: In den meisten Fällen ist eine schubförmige Entwicklung
Bei der MS lassen sich aufgrund klinischer Befunde drei Formen abgrenzen. Am häufigsten ist eine schubförmige Entwicklung der Erkrankung, also ein Verlauf, bei dem es immer wieder zu Krankheitsschüben kommt. Während eines solchen Schubes treten über Tage oder Wochen anhaltende neurologische Störungen auf, die sich ganz oder teilweise zurückbilden. Daneben gibt es die seltenere primär chronische Form, bei der keine Schübe auftreten oder aber einen Verlauf, bei dem wiederkehrende Krankheitsschübe schließlich in ein chronisches Stadium münden, in dem sich der Patient langsam und stetig verschlechtert.
MS-Therapie möglichst frühzeitig beginnen
„Die verschiedenen Verlaufsformen machen einen gezielten und sorgfältig ausgewählten Einsatz von Medikamenten notwendig. Von zentraler Bedeutung ist es in jedem Fall, möglichst früh mit einer Therapie zu beginnen“, betont Prof. Dr. Weber.
„Das Ziel der MS-Therapie ist eine weitgehende Freiheit von klinisch und kernspintomographisch messbarer Krankheitsaktivität“, so der Experte weiter. Dafür kämen verschiedene neue Medikamente, beispielsweise Antikörper, zum Einsatz. Es gibt keine allgemeine Empfehlung, mit welchem Medikament begonnen werden sollte. Die Auswahl des Medikamentes richtet sich deshalb nach der Schwere der Erkrankung, dem Wunsch des Patienten und nach den Begleiterkrankungen.
„Auch die Nebenwirkungen der medikamentösen Therapien sollten immer im Blick behalten werden. Daher muss die Gabe von Medikamenten immer individuell abgestimmt und vom behandelnden Arzt sorgsam abgewogen werden“, so Prof. Dr. Weber. Wichtig ist darüber hinaus ein fortlaufendes Monitoring des Patienten durch regelmäßige neurologische Untersuchungen, möglichst unter Einschluss der Kernspintomographie, um eine möglicherweise notwendige Umstellung oder Anpassung der Therapie zeitnah durchführen zu können.
Prognose: Die moderne Medizin bietet gute Chancen
Die Multiple Sklerose ist zwar weiterhin nicht heilbar. Jedoch kann der Verlauf der Erkrankung oft durch eine richtig eingesetzte medikamentöse Therapie durch einen erfahrenen Arzt sowie durch Physio-, Ergo- und Logotherapie günstig beeinflusst werden. Entgegen der landläufigen Meinung führt die MS nicht zwangsläufig zu schweren Behinderungen. Auch viele Jahre nach Beginn der Erkrankung bleibt die Mehrzahl der Patienten noch gehfähig.
Die Diagnose einer Erkrankung wie MS verunsichert viele Betroffene, stellt sie doch die Lebensplanung auf den Kopf und wirkt sich somit auf die Lebensqualität der Erkrankten und ihrer Angehörigen aus. Umso wichtiger ist es, dass die Betroffenen diesen Herausforderungen nicht alleine gegenüberstehen.