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Therapiekonzepte

Rehabilitation der Multiplen Sklerose

Die Multiple Sklerose (kurz: MS) ist eine chronische Entzündung des zentralen Nervensystems. Die Ursachen für diese Entzündungen kennt man nicht. Man schätzt, dass in Deutschland etwa 200.000 Menschen von der Krankheit betroffen sind. Durch Fortschritte in der Immuntherapie ist die MS gut behandelbar. Allerdings gilt das nur für die Fälle, in denen die Erkrankung bereits frühzeitig erkannt wurde und sie einen schubförmigen Verlauf nimmt. Für schwer betroffene Patienten, insbesondere solche mit zunehmender Verschlechterung, stehen die vorhandenen Therapien nicht oder nur in begrenztem Maße zur Verfügung, weiß Prof. Dr. Peter Flachenecker, Chefarzt am Neurologischen Rehabilitationszentrum Quellenhof in Bad Wildbad.

Wesentliche Elemente eines umfassenden Therapiekonzeptes sind eine symptom-orientierte Behandlung und damit verbunden eine intensive, störungsspezifische Rehabilitation. Denn die MS zeigt sich als Erkrankung mit vielfältigen Symptomen, die von Gang- und Gleichgewichtsstörungen über Mobilitätseinschränkungen, Ataxie (Störung der Bewegungskoordination) und Tremor (Muskelzittern), Blasen- und Sexualfunktionsstörungen, Schmerzen, Depressionen, Fatigue (erhöhte Erschöpfbarkeit) bis hin zu kognitive Einschränkungen reichen können.

Eine Behandlung sollte deshalb stets durch interdisziplinäre, multiprofessionelle Teams erfolgen, zudem müssen durch eine psychologisch geleitete Gesprächstherapie Hilfestellungen bei der Krankheitsbewältigung, geeignete psychoedukative Maßnahmen und eine umfangreiche Informationsvermittlung die Krankheitsverarbeitung gefördert werden. Hinzu kommt: Nicht immer berichten Patienten in Gesprächen mit Ärzten über beeinträchtigende Symptome. Dies betrifft vor allem Blasen- und Sexualfunktionsstörungen, aber auch andere Beschwerden. Daher ist es unbedingt erforderlich, diese gezielt zu erfragen, vorzugsweise mit Hilfe einer standardisierten Checkliste. Dies ist nicht zuletzt zur Beurteilung der beruflichen Leistungsfähigkeit von Bedeutung: So können vor allem Fatigue, kognitive Störungen, Depressionen, Schmerzen sowie Mobilitätseinschränkungen und Gleichgewichtsstörungen zu Einschränkungen des beruflichen Leistungsvermögens führen.

Auch deshalb kommen frühzeitigen Rehabilitationsmaßnahmen große Bedeutung zu. Es versteht sich, dass der Zusammenarbeit des interdisziplinären Teams ebenfalls viel Raum gegeben wird. Eine stationäre Rehabilitation, die meist zwischen vier und sechs Wochen dauert, kann gerade in frühen Stadien nicht nur körperliche Beeinträchtigungen behandeln, sondern auch die Psyche in einem angemessenen Rahmen in den Fokus rücken. Denn neben den körperlichen Konsequenzen sind es eben gerade auch die psychischen Folgen, mit denen MS-Patienten zu kämpfen haben – schließlich ergeben sich aus der Erkrankung und ihrem unkalkulierbaren Verlauf weitreichende und oft irreversible Folgen für den individuellen Umgang mit der neuen Situation.

Kontakt

Prof. Dr. Peter Flachenecker

Prof. Dr. Peter Flachenecker

Chefarzt, Neurologisches Rehabilitationszentrum Quellenhof, Bad Wildbad

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