image

Schwerhörigkeit und Tinnitus

Lärm macht krank

Ob Telefonklingeln, Lieblingsmusik oder Martinshorn –  mit Hilfe unseres Hörvermögens können wir unsere Umgebung tagtäglich wahrnehmen und uns orientieren. Doch unser Gehör ist gefährdet. Die Umwelt in der wir leben ist nicht mehr still, sondern wird zunehmen lauter. Straßenverkehr, Flug-, Gewerbe- und Nachbarschaftslärm – nahezu rund um die Uhr prasseln Reize auf unser Gehör ein. Mit Prof. Dr. Thomas Wilhelm, dem Chefarzt der HNO-Heilkunde an den Sana Kliniken Leipziger Land in Borna sprachen wir über das Thema Lärmbelastung.

Was ist eigentlich Lärm?

Lärm ist ein unerwünschter, unangenehmer oder schädlicher Schall. Die physikalische Größe Schall ist messbar. Lärm hingegen ist eine stark individuelle Größe. Dabei spielt die Empfindlichkeit, sowie die innere Einschätzung verschiedener Geräusche eine wichtige Rolle. Die Schmerzgrenze unseres Hörsinns liegt bei 120 Dezibel. Fluglärm überschreitet diese Grenze mit bis zu 130 Dezibel schon. Einer solchen Belastung sollte man sich nach Möglichkeit nicht aussetzen. Aber auch geringere Geräuschpegel können problematisch sein. Beispielsweise wirkt sich permanenter Straßenlärm mit 80 Dezibel negativ auf die Gesundheit aus und kann dauerhaft krank machen.

Wie kann Lärm unsere Gesundheit gefährden?

Grundsätzlich müssen hier zwei Arten der gesundheitlichen Schädigung unterschieden werden. Zum einen beeinträchtigt Lärm unser Gehör selbst. Sowohl Tinnitus als auch Schwerhörigkeit sind heutzutage Volkskrankheiten. Neben älteren Menschen besitzen auch junge ein zunehmend schlechteres Hörvermögen. Andere Folgen von Lärmschädigung sind zum Beispiel Konzentrationsmangel, Kreislauferkrankungen, Bluthochdruck, Lernbehinderungen bei Kindern oder Schlafstörungen. Für jeden Betroffenen wird der Alltag zur Herausforderung.

Wie können lärmbedingt Erkrankungen vermieden werden?

Zunächst ist es wichtig, die tägliche Lärmbelastung so gering wie möglich zu halten. Anders als die Augen, können wir unsere Ohren nicht „abschalten“. Quellen für extremen Lärm, wie beispielsweise Diskotheken oder Konzerte sollten so weit wie möglich gemieden werden. Andere Tipps, die ich meinen Patienten mit auf den Weg gebe, sind: Tragen Sie immer Gehörschutz, wenn es vorgeschrieben oder ratsam ist. Überprüfen Sie kritisch die Lautstärkeeinstellung an Ihren Radio- und Fernsehgeräten, von denen Sie täglich beschallt werden. Lassen Sie in regelmäßigen Abständen Ihr Gehör von Fachleuten überprüfen. Und: Gönnen Sie sich öfter mal bewusst Stille. Vor allem nach einer starken Lärmbelastung, beispielsweise einem Konzertbesuch, benötigt das Ohr 16 bis 18 Stunden, um sich von den Auswirkungen zu erholen. Werden diese Regenerationsphasen nicht gewährt, kann der Hörsinn dauerhaft geschädigt werden.

Wie gestaltet sich die Behandlung lärmbedingter Erkrankungen?

Die direkten Auswirkungen des Lärms auf die Hörfähigkeit des Menschen können beispielsweise durch Hörgeräte oder moderne Cochlea-Implantate vermindert werden. Eine dauerhafte Schädigung des Gehörs ist aber zumeist nicht wieder vollständig rückgängig zu machen. Erkrankungen die über den Hörsinn hinausgehen, können zwar durchaus behandelt werde. Jedoch darf dabei nicht der eigentliche Grund und die Auslöser der Beschwerden aus den Augen verloren werden. Wie bereits angesprochen, ist eine Vermeidung von Lärm unerlässliche Grundlage zum Schutz des Hörvermögens.

Kontakt

Prof. Dr. Thomas Wilhelm

Prof. Dr. Thomas Wilhelm

Chefarzt der HNO-Heilkunde, Sana Kliniken Leipziger Land

Zur Klinik