Es klingt wie eine ausgeklügelte Idee der Filmbranche: Eine verschluckbare Minikamera wandert durch den Magen-Darm-Trakt und fotografiert auf ihrem Weg die Darmschleimhaut. Genannt wird dieses Verfahren Kapselendoskopie und ist heute eine gängige Untersuchungsmethode in der Gastroenterologie.
Die Kapselendoskopie als Untersuchungsmethode
Die Kapselendoskopie ermöglicht die schmerzlose Betrachtung des gesamten Dünndarms und damit die Diagnose von Erkrankungen auch in diesem Bereich. Warum dieses Verfahren so wichtig ist erklärt Dr. Torsten Schwalm, Chefarzt der Inneren Medizin mit dem Schwerpunkt Gastroenterologie im Sana-Krankenhaus Hürth. „Die Spiegelung des Magens und Zwölffingerdarms sowie die Spiegelung des Enddarms sind in Länge und Erreichbarkeit begrenzt. Sehr weite Abschnitte des Dünndarms können mit Spiegelungsgeräten (Endoskopen) nicht beurteilt werden. Insbesondere bei Blutungsereignissen im Magen-Darm-Trakt oder seltenen Tumoren besteht dennoch die Notwendigkeit, die zugrundeliegende Erkrankung bildgebend zu erkennen. Für solche Situationen bietet sich die Kapselendoskopie an.“
Ablauf der Untersuchung
Für die Untersuchung nimmt der Patient eine kleine Videokapsel ein. Diese gleicht in Größe und Form einer Vitamintablette. Die Kapsel enthält eine Hochleistungskamera, hell leuchtende LEDs und überträgt Bilder des Dünndarms während sie passiv, angetrieben durch die normale Darmbewegung, durch den Verdauungstrakt wandert. Die Bilder der Kamera werden auf einen Computer übertragen und ausgewertet. Dabei zeigen sich faszinierende Einblicke in ansonsten schlecht erreichbare Segmente des Darms und ermöglichen eine sehr differenzierte Therapieentscheidung. So können über die Kapselendoskopie auch Blutungen, Tumoren oder Entzündung selbst des ansonsten schlecht erreichbaren Dünndarms entdeckt werden. Die einmal zu gebrauchende Kapsel wird im Anschluss über den Stuhlgang ausgeschieden.
Bei speziellen Fragestellungen oder der Gefahr einer Einklemmung der Kapsel durch Engstellen im Darm können vollständig vom Körper aufnehmbare, sogenannte „resorbierbare“ Kapseln, eingesetzt werden. Der Einsatz der richtigen Kapsel wird vorab genauestens geprüft.
Vorteile der Kapselendoskopie
„Das Verfahren der Kapselendoskopie wird seit vielen Jahren und in hoher Frequenz in unserer Abteilung eingesetzt“, so Chefarzt Dr. Schwalm. „Die Vorteile des Verfahrens liegen dabei auf der Hand: Die Untersuchung verläuft in aller Regel einfach und schmerzfrei. Die Kapsel wird geschluckt, der Patient kann seinem normalen Alltag nachgehen und dann auf das Untersuchungsergebnis warten. Ein Krankenhausaufenthalt ist normalerweise nicht erforderlich.“