Medizinische Schwerpunkte

Operative Therapie

Adipositaschirurgie
Durch die adipositaschirurgische (bariatrische) Therapie kann nicht nur eine langfristige, deutliche Gewichtsabnahme erzielt werden, sondern auch adipositasspezifische Komorbiditäten lassen sich höchst erfolgreich behandeln. Schon heute stellt die Adipositaschirurgie die effektivste Langzeittherapie bei morbider Adipositas und deren Folgeerkrankungen dar.
Eine partielle und vollständige Remission eines Diabetes mellitus konnte in über 80% der bariatrisch-operierten Patienten aus der deutschen Qualitätssicherungsstudie gesehen werden.
Gleiches konnte auch im Hinblick auf kardiovaskuläre Erkrankungen (Bluthochdruck, Schlaganfall, Herzinfarkt) gezeigt werden.Auch die Inzidenz von malignen Erkrankungen kann nach internationalen Studien deutlich gesenkt werden. Eine intensive Nachsorge nach erfolgter Operation ist jedoch der Schlüssel zum langfristigen  Erfolg.

Operative Indikation
Bei Patienten, bei denen konservative Behandlungsmaßnahmen nachweislich nicht erfolgreich waren, und bei denen zugleich entweder einen BMI ≥ 40 kg/m² oder einen BMI ≥ 35 kg/m² und zusätzliche adipositasbedingte Komorbiditäten bestehen, ist eine chirurgische Therapie indiziert.
Bei Patienten mit einem Diabetes mellitus Typ II bereits bei einem BMI zwischen 30 kg/m² und 35 kg/m² kann im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie eine bariatrische Therapie erwogen werden.

Die gängigen bariatrischen Operationen werden laparoskopisch über 4-5 kleine Einstiche in die Bauchdecke durchgeführt. Vor der Operation ist eine zweiwöchige Eiweiß/Flüssigphase einzuhalten. Ziel ist die Verkleinerung der Fettleber und Verminderung des Fettes im Bauchraum. Durch ihre Unterstützung kann die Operation deutlich schneller und sicherer durchgeführt werden. Zudem führt eine präoperative Gewichtsreduktion von ca. 5 % des Körpergewichtes zu einer besseren langfristigen Gewichtsabnahme.
Eine begleitende Veränderung des Lebensstils und die regelmäßige Einnahme und Kontrolle von Vitaminen und  Mineralstoffen sind nach allen Operationen essentiell für einen langfristigen Erfolg.

Adipöse Patienten mit einem BMI < 35 kg/m² werden in der Regel jedoch konservativ behandelt.
 

Nachstehend die gängigen Operationsverfahren in Bild und Text.
Bei Interesse können Sie sich dazu auch erläuternde Video-Clips zur OP-Methodthik ansehen.
(mit freundlicher Genehmigung von Ethicon)

 

Schlauchmagen
Bei einer Schlauchmagen-Operation wird der größte Teil des Magens entfernt, wobei lediglich ein schlauchförmiger Restmagen verbleibt. Daraus ergeben sich zwei positive Effekte:

  • Schnellere Sättigung
    Der Patient kann nur noch eine reduzierte Nahrungsmenge auf einmal zu sich nehmen und fühlt sich schneller gesättigt. Der normale Verdauungsprozess bleibt davon völlig unberührt. Auch eine Magenspiegelung ist bei dieser Technik weiterhin problemlos möglich, Mangelerscheinungen sind äußerst selten.
     
  • Seltener Heißhunger
    Der Chirurg entfernt gezielt den Teil des Magens, der für die Produktion des Hormons Ghrelin zuständig ist. Dieses löst im Gehirn das Hungergefühl aus. Durch das Reduzieren des Hormons verspürt der Patient automatisch weniger Hunger und leidet seltener unter Heißhungerattacken.
     
  • Mehrstufiges Behandlungskonzept bei starkem Übergewicht
    Bei Patienten mit einem sehr hohen Body-Mass-Index (BMI) kann in einem zweiten OP-Schritt der Schlauchmagen in einen Magenbypass umgewandelt werden. Durch dieses mehrstufige Vorgehen können die Behandlungsrisiken auch für schwerstkranke Patienten minimiert werden.

Magenbypass
Der Roux Y- Magenbypass ist eine der Standardoperationen in der Adipositaschirurgie und zählt zu den weltweit am häufigsten durchgeführten Verfahren. Der Eingriff führt zu einer Gewichtsreduktion von 60 % bis 70% des Übergewichtes in den ersten zwei Jahren nach der Operation. Die gewünschten Vorteile:

  • Nachhaltigere Sättigung
    Der kleinere Magen kann nur begrenzt Nahrung aufnehmen und ist entsprechend schnell gefüllt. Dem Gehirn wird in der Folge eine rasche Sättigung signalisiert. Der Patient hat dadurch das Gefühl, schneller satt zu werden und auch länger satt zu bleiben.
     
  • Verminderte Kalorienaufnahme
    Zusätzlich zur Magenteilung wird der Dünndarm „umgeleitet“. Mit dem Effekt, dass Nahrung und Verdauungssäfte sich erst im mittleren Dünndarm vermischen. Dies wiederum führt zu einer reduzierten Kalorienaufnahme infolge einer verminderten Nahrungsverwertung. Allerdings erfordert dieses Verfahren eine lebenslange Nahrungsergänzung mit Vitaminen und Spurenelementen. Infolge der anatomischen Veränderung ist eine Magenspiegelung nicht mehr möglich.
     
  • Positiver Nebeneffekt
    Hormonelle Veränderungen führen zu einer Besserung bzw. unter Umständen sogar vollständiger Heilung von Begleitkrankheiten wie zum Beispiel Diabetes mellitus.
    Der Magenbypass beseitigt zudem auch einen gastroösophagealen Reflux (Sodbrennen) und ist dadurch eine effektive Therapiemaßnahme zur Behandlung von Refluxbeschwerden

Mini Magenbypass (Omega loop Bypass,Ein-Anatsomosenbypass)
Im Vergleich zum Roux-Y-Magenbypass ist die Magentasche (Pouch) beim Mini-Bypass eher länglich geformt. Der Pouch wird mit dem Dünndarm verbunden, allerdings sehr viel weiter unten als beim Roux-Y-Magenbypass. So werden 150 – 200 cm Dünndarm von der Nahrungsmittelaufnahme ausgeschaltet. Zwar gilt der Magenbypass noch immer als Standard-Therapie, doch die Mini-Bypass-Operation gewinnt zunehmend an gewisser  Bedeutung. Von Vorteil ist unter anderem, dass nur eine Nahtverbindung (Anastomose) durchgeführt werden muss. Dies ist hilfreich, wenn der Raum im Bauch eingeschränkt ist, beispielsweise bei einer vergrößerten Leber (Fettleber).Allerdings liegen hierbei noch keine wissenschaftlich belastbaren Langzeitdaten vor.

  • Das Wirkprinzip des Mini-Bypass
    Der Hauptmechanismus der Gewichtsreduktion ist die Verkürzung des nährstoffaufnehmenden Dünndarmes um 150-200 cm. Zum anderen kommt zu einer gewissen Fettverdauungsstörung. Bei Begleiterkrankungen wie Diabetes mellitus Typ 2 wird ebenfalls ein positiver Effekt beobachtet. Der Diabetes wird beim Mini-Bypass ebenso positiv  beeinflusst wie beim Roux-Y-Magenbypass. Eine begleitende Veränderung des Lebensstils und die regelmäßige Einnahme von Vitaminen und Mineralstoffen sind, wie beim Roux-Y-Magenbypass und beim Schlauchmagen essentiell für einen langfristigen Erfolg

Primäre Indikation 
Gemäß der S3-Leitlinie „Prävention und Therapie der Adipositas“ kann eine chirurgische Therapie auch primär ohne eine präoperative konservative Therapie durchgeführt werden, wenn die konservative Therapie ohne Aussicht auf Erfolg ist oder der Gesundheitszustand des Patienten keinen Aufschub eines operativen Eingriffs zur Besserung durch Gewichtsreduktion erlaubt. Dies ist unter folgenden Umständen gegeben:

  • Besondere Schwere von Begleit- und Folgekrankheiten der Adipositas
    (hier insbesondere ein schwer einstellbarer Diabetes mellitus)
  • BMI > 50 kg/m2 (früher >60 kg/m2)
  • Persönliche psychosoziale Umstände, die keinen Erfolg einer Lebensstiländerung in Aussicht stellen