Migräne und Spannungskopfschmerzen zählen zu den häufigsten Kopfschmerzarten überhaupt, von denen sowohl Kinder als auch Erwachsene betroffen sein können. Das Schmerzempfinden variiert – von einem leichten Ziehen bis hin zu den typischen pochenden und klopfenden Schmerzen bei der Migräne. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Dr. Edgar Bauderer, stellvertretender ärztlicher Direktor und Chefarzt der Klinik für spezielle Schmerztherapie und Intensivmedizin der Sana Kliniken Bad Wildbad, erklärt, was bei einem Migräneanfall im Gehirn passiert und wie man diesen behandeln kann.
Entstehung einer Migräneattacke
Bei Entstehung einer Migräneattacke wird von einer Überreizung am Hirnstamm ausgegangen, spezielle Nervenfasern des fünften Hirnnervs (Nervus trigeminus) enden an Blutgefäßen der Hirnhaut und es kommt zur Ausschüttung von Entzündungssubstanzen, wie dem CGRP (Calcitonin Gene-Related Peptid). Man spricht hier auch von einer so genannten neurogenen Entzündungsreaktion. Der CGRP-Serumspiegel steigt während einer Migräneattacke stark an und normalisiert sich nach dem Migräneanfall wieder.
Folgen eines Migränaanfalls
„Für Migräne besteht eine genetische Veranlagung, die insbesondere das Herz-Kreislauf-System betrifft. Migränepatienten haben ein fast doppelt so hohes Risiko für Erkrankungen wie Bluthochdruck, Schlaganfall oder Herzinfarkt. Es besteht eine gesteigerte Veranlagung zur Überreizung des Nervensystems, vermutlich aufgrund eines beschleunigten und empfindlicheren Ansprechens auf äußere Reize“, so Dr. Bauderer. Dies bewirkt einen erhöhten Energiebedarf in den Nervenzellen und damit steigt auch das Risiko eines Energiemangels. Hunger bis hin zu Heißhungerattacken kurze Zeit vor dem eigentlichen Migräneanfall werden nicht selten als Folge dieses Energiemangels von den Betroffenen beobachtet. Migränepatienten sind zum Teil mit erheblichen Beeinträchtigungen im Alltag konfrontiert – und den entsprechenden Auswirkungen auf die Lebensqualität. Bei der Migräne handelt sich generell um eine ernstzunehmende und komplexe Erkrankung, die einer fachärztlichen Behandlung bedarf.
Behandlungsmöglichkeiten
Abgesehen von medikamentösen Behandlungen sind nicht-medikamentöse Verfahren zur Prophylaxe äußerst wichtig und in ihrem Effekt keinesfalls zu unterschätzen. Dr. Bauderer empfiehlt zur Vorbeugung einen geregelten Tagesablauf mit ausreichenden Ruhepausen, Ausdauersportarten wie schwimmen, joggen und Rad fahren. „Entspannungsverfahren sind hinsichtlich der Vorbeugung und Linderung der Intensität der Migräneattacke hilfreich“, erklärt der Mediziner. Zur umfassenden Therapie der chronischen Migräne gehört nach wie vor eine multidisziplinäre Herangehensweise, mit umfassender Aufklärung, Verhaltenstherapie, körperlicher Aktivität und nichtmedikamentösen sowie passender medikamentöse Prophylaxe. Hierzu zählen auch die neu zugelassenen Antikörper gegen das CGRP, auch als „Migräne-Impfung“bekannt.
Dr. Bauderer rät dazu, ein Kopfschmerztagebuch zu führen – insbesondere um einen Überblick darüber zu haben, wann, wie oft und vielleicht auch warum eine Migräneattacke auftritt. Mittlerweile sind Kopfschmerzkalender auch als App weit verbreitet.