Notfallsituationen stellen Ärzte und Pflegekräfte in Notaufnahmen tagtäglich vor enorme Herausforderungen. Oft sind die ersten Minuten entscheidend. Bei kritischen Patienten mit unklarer Diagnose nehmen Notfallteams eine besonders schnelle und effektive Ultraschalldiagnostik vor, die sogenannte Notfallsonographie. Diese wird auch als Sonoskopie bezeichnet, ein „Kunstwort“, das aus den Begriffen Sonographie und Stethoskop zusammengesetzt ist.
Besonderheiten des Diagnoseverfahrens
Ultraschall ist schon seit langem ein unverzichtbarer Bestandteil der modernen Notfalldiagnostik. Mit mobilen und sogar tragbaren Geräte können die Notfallteams diese aber nun mit zu den Patienten nehmen und müssen die Patienten für die Untersuchung nicht mehr an einen bestimmten Ort transportieren. Moderne Geräte sind teilweise so groß wie ein Handy und arbeiten zur Datenübertragung vom Schallkopf zu einem Bildschirm – geschützt – mit Bluetooth und WLAN. So können die Notfallteams in Echtzeit in kritischen Szenarien „in den Patienten hineinschauen“.
Vorteile
Wenn ein Patient sich mit Luftnot in der Notaufnahme vorstellt, kann dies verschiedene Ursachen haben. Mit der Notfallsonographie können Notfallmediziner schnell und effektiv die unterschiedlichen Organsysteme wie Herz, Lunge und Gefäße ansehen. Binnen weniger Minuten ist klar, ob zum Beispiel zu viel Flüssigkeit im Körper ist oder eine Lungenentzündung vorliegt. Befindet sich bedrohliches Wasser um die Lunge, können die Ärzte auch sofort eine lebensrettende Pleurapunktion vornehmen: Mit einer Hand wird das Ultraschallgerät auf das betroffene Organ gelegt und gleichzeitig mit der anderen Hand punktiert. Die Mediziner können dabei in Echtzeit auf dem Bildschirm sehen, wo sich die Punktionsnadel befindet und ob die Maßnahme Erfolg hat.
Außerdem können so Röntgenuntersuchungen eingespart werden, ein wichtiger Vorteil, was die Strahlenbelastung betrifft. Aber auch die Zeitdauer bis zur Diagnosestellung ist deutlich geringer, da Transport, Umlagern und Anfertigen und Auswerten von Röntgenbildern entfallen. In einigen Fällen ist die Notfallsonographie auch deutlich exakter, beispielsweise bei einem Lungenkollaps, oder auch Pneumothorax genannt. Die Diagnosegenauigkeit beträgt hier bei der Notfallsonographie 95 Prozent, bei einem einfachen Röntgenbild jedoch nur 80 bis 85 Prozent. Daher untersuchen Notfallmediziner die Patienten noch auf der Rettungstrage per mobilem Ultraschall und behandeln sie sofort zielgerichtet. So lassen sich die Überlebenschancen eines schwer verletzten oder schwer erkrankten Patienten deutlich erhöhen.