Gerade im Hochsommer kommen Insektenstiche häufig vor, doch die Reaktionen können dabei sehr unterschiedlich sein. Was sollte ich bei einer allergischen Reaktion auf jeden Fall tun und unbedingt unterlassen? Dr. Matthias Guth, Facharzt für Anästhesiologie und Ärztlicher Leiter der Zentralen Notaufnahme am Sana Klinikum Lichtenberg, klärt auf.
Ich wurde von einem Insekt gestochen. Was nun?
Ein Insektenstich ist zwar unangenehm, in unseren Breitengraden in der Regel jedoch ungefährlich. Bewahren Sie Ruhe und schauen Sie sich zunächst die Einstichstelle gut an. Falls sich ein Stachel darin befindet, so entfernen Sie diesen vorsichtig mit Hilfe einer Pinzette. Reinigen Sie anschließend die Einstichstelle und kühlen Sie die Wunde mit einem feuchten Umschlag. Auch altbewährte Hausmittel wie eine aufgeschnittene Zwiebel können Wundschmerz und Juckreiz lindern. Spezielle Gels oder Cremes sind zusätzlich gut wirksam. Sie enthalten in der Regel ein Antihistaminikum, das die lokale Hautreaktion auf das Insektengift verringert. Gefahr droht bei Stichen im Mund- oder Rachenbereich. Hier kann eine Schwellung die Atemwege lebensgefährlich einengen – daher sollten Sie sofort den Rettungsdienst alarmieren und bis zum Eintreffen mit lokaler Kühlung ein Anschwellen der Schleimhäute verringern. Auch eine schwere allergische Reaktion auf das Insektengift kann zu einer lebensgefährlichen Situation führen.
Ich reagiere allergisch. Wie verhalte ich mich richtig?
Allergische Reaktionen treten meist innerhalb von fünf bis 30 Minuten auf. Kommt es nach dem Stich neben den lokalen Hautbeschwerden wie Hautjucken oder -rötung noch zu anderen Symptomen wie Schwindel, Übelkeit, Atemnot oder ein Engegefühl in der Brust, sollten Sie umgehend den Rettungsdienst alarmieren. Schwere allergische Reaktionen können im schlimmsten Fall bis zu einem Herz-Kreislaufstillstand führen. Patienten mit bekannter Allergie gegen Insektengifte führen meist ein Notfallset mit sich. Dieses beinhaltet neben abschwellenden und antiallergischen Medikamenten eine vorgefertigte Adrenalinspritze. Droht ein allergischer Schock, wird das Adrenalin seitlich in den Oberschenkel injiziert, um den Kreislauf zu stabilisieren. Infiziert sich die Einstichstelle mit Bakterien, kann es auch Tage nach einem Insektenstich zu einer schweren Weichteilinfektion des umliegenden Gewebes kommen. Verspüren Sie Symptome wie Fieber, Schwellungen der Lymphknoten, Kribbeln oder Taubheitsgefühle, sollten Sie daher ebenfalls umgehend einen Arzt aufsuchen.
Was sollte ich noch wissen?
Beim Wespenstich bleibt im Gegensatz zum Stich durch eine Biene kein Stachel in der Haut zurück, den es zu entfernen gilt. Kühlen Sie schnell mit Eiswürfel, Kühlpacks oder anderen kalten Gegenständen. Viele Apotheken bieten sogenannte Stichheiler an, die bis auf 50 Grad erhitzt werden und direkt nach dem Stich auf die betroffene Stelle gelegt werden sollten. Durch die Hitze wird die Eiweißstruktur des Giftes zerstört und dadurch wirkt es weniger. Auch Basilikum wirkt durch die Abgabe seiner Inhaltsstoffe entzündungshemmend gegen den Juckreiz. Zerdrücken Sie einige frische Blätter und reiben Sie damit die juckende Stelle ein.
Man hört immer mehr von Kriebelmücken. Wie gefährlich sind diese?
Der giftige Speichel der nur drei bis vier Millimeter großen Kriebelmücken verursacht Schwellungen und starken Juckreiz. Sie lieben es, Spaziergängern unter die Kleidung zu kriechen und sind vor allem an fließenden Gewässern aktiv. Männliche Kriebelmücken sind für uns Menschen harmlos, da sie sich ausschließlich von Pflanzensäften ernähren, aber die weiblichen Simuliidae raspeln mit ihrem scharfen Mundwerkzeug eine kleine Wunde und ritzen weiche Hautstellen an. Der injizierte Eiweißcocktail hemmt die Gerinnung und betäubt die Nerven. Es schmerzt daher meist verzögert. Auch hier gilt: Bei Beschwerden wie Fieber, starken Schmerzen oder großflächigen Schwellungen unbedingt einen Arzt aufsuchen.