Welche neurologischen Krankheitsbilder kommen für eine Immunadsorptionsbehandlung prinzipiell in Frage?
- Multiple Sklerose (MS) und verwandte Erkrankungen (z.B. NMO)
- Guillain-Barré-Syndrom (GBS)
- Myasthenia gravis (MG)
- Autoimmune Enzephalitiden
- in einigen Fällen: CIDP
Immunadsorption als Therapiealternative bei MS-Schüben
Das Abwehrsystem des Menschen hat die Aufgabe, den Körper vor Viren, Bakterien oder Fremdstoffen zu schützen. Dies geschieht unter anderem mit Hilfe von speziellen Eiweißstoffen, den sogenannten Antikörpern. Es gibt Krankheiten, bei denen das Immunsystem falsch reagiert und dadurch körpereigenes Gewebe als Fremdkörper erkennt und angreift. Antikörper, die gegen körpereigene Bestandteile gerichtet sind, nennt man Autoantikörper. Bei der Immunadsorptionwerden Autoantikörper durch eine Behandlung des Blutes außerhalb des Körpers entfernt, der Patient erhält sein eigenes, gereinigtes Plasma zurück. Die Immunadsorption wird zur Behandlung zahlreicher Krankheitsbilder eingesetzt, unter anderem bei der Multiplen Sklerose.
Was ist das besondere an der Immunadsorption zur Behandlung der Multiplen Sklerose?
Bei der Multiplen Sklerose kommt es wiederholt zu akuten neurologischen Symptomen (z.B. Lähmungen, Sehstörung, Schwindel), sogenannten Schüben. Diese Schübe werden meist mit hochdosiertem Cortison als Infusion behandelt. Bei einigen Patienten bleibt das Cortison jedoch leider ohne Wirkung. Bei diesen Patienten ist die Immunadsorption eine Behandlungsalternative, die dann häufig sehr wirksam ist. Das besondere ist also, dass die Immunadsorption auch Patienten helfen kann, bei denen die übliche Therapie (hochdosierten Cortison) nicht gewirkt hat.
Wann kommt diese Behandlung in Frage?
Die Immunadsorption kann außer beim geschilderten Fall (kein Effekt von Cortison) auch bei Schwangeren MS-Patientinnen im ersten Schwangerschaftsdrittel angewendet werden – eine hochdosierte Cortisongabe wird in diesem Zeitraum wegen möglicher Risiken für das ungeborene Kind vorzugsweise nicht eingesetzt. Auch für Patienten, bei denen die Cortisongabe aus anderen Gründen nicht möglich ist, stellt die Immunadsorption eine Behandlungsalternative im Schub dar.
Wie läuft die Behandlung ab?
Die Therapie erfolgt stationär und dauert ca. 1-2 Wochen. Dabei wird etwa jeden 2. Tag eine Behandlung von etwa 3 Stunden Dauer im Patientenzimmer unter Kreislauf-Überwachung durchgeführt, insgesamt meist 5 – 6 Behandlungen. Der Patient erhält zunächst einen Gefäßzugang, das Blut wird dann aus dem Gefäßzugang über ein Pumpsystem in eine spezielles Gerät geleitet, dort wird der flüssige Teil des Blutes, das Plasma, von den Blutzellen getrennt. Aus dem Plasma werden anschließend die Antikörper entfernt. Das von Antikörpern befreite Plasma wird anschließend mit den Blutzellen vermischt und dem Körper über den Gefäßzugang zurückgegeben.