„Gesünder leben“, „mehr Sport machen“ und auch „Abnehmen“ zählen seit Jahren zu den beliebtesten Vorsätzen. „Aber trotz disziplinierten Verhaltens klappt das nicht immer“, weiß auch Dr. Tilmann Kirchner. Der Facharzt für Nuklearmedizin im Medizinischen Versorgungszentrum, kurz MVZ, am Sana Klinikum Offenbach erlebt diesen Frust bei seinen Patienten regelmäßig und spricht die Schilddrüse an.
Zwischen Kehlkopf und Luftröhre angesiedelt, ist sie für die Speicherung von Jod und die Bildung der jodhaltigen Schilddrüsenhormone zuständig. Diese Hormone spielen eine wichtige Rolle für den Energiestoffwechsel, für das Wachstum einzelner Zellen, aber auch für den Gesamtorganismus. „Ohne die Arbeit der Schilddrüse würden die meisten anderen Organe im menschlichen Körper quasi einschlafen“, sagt der Nuklearmediziner.
Schilddrüsenunterfunktion kann für Gewichtszunahme verantwortlich sein
Bei einer Schilddrüsenunterfunktion oder Hypothyreose kommt es zu einem Mangel an Schilddrüsenhormonen. Betroffene fühlen sich zunehmend schläfrig, und der Energieumsatz nimmt immer weiter ab – was sich dann auch auf der Waage mit einer Gewichtzunahme bemerkbar macht. Dr. Kirchner erläutert: „Ursächlich für eine eingeschränkte Leistung der Schilddrüse ist meistens eine Autoimmunerkrankung des Organs, die als Hashimoto Thyreoiditis bezeichnet wird. Dabei zerstört das Immunsystem körpereigene Strukturen.“ Der daraus resultierende Hormonmangel kann aber mit künstlichen Schilddrüsenhormonen gut ausgeglichen werden. Entscheidend ist es, die Autoimmunentzündung möglichst früh zu diagnostizieren.“
Genauere nuklearmedizinische Diagnostik per Szintigrafie
Bei Verdacht auf eine Schilddrüsenerkrankung ist neben speziellen Labor-Werten unter anderem eine Ultraschalluntersuchung wichtig. Während Betroffene eine Unterfunktion gut mit der regelmäßigen Hormoneinnahme ausgleichen können, muss bei einer Überfunktion meist das Gewebe, welches zu viel Hormon produziert, zerstört werden. Dr. Kirchner warnt: „Zuviel Medikamente können auch künstlich eine Überfunktion der Schilddrüse erzeugen.“ Eine noch genauere und belastbare Diagnose kann häufig erst eine nuklearmedizinische Diagnostik mittels einer Szintigraphie innerhalb einer halben Stunde Klärung bringen. „Bei einer Szintigrafie geben wir dem Patienten eine leicht radioaktive, aber ungefährliche Substanz über eine Vene, mit der dann die Stoffwechselfunktion der Schilddrüse dargestellt werden kann. Bei dem Bildverfahren der Szintigraphie sehen wir, ob im Schilddrüsenknoten eine Jod-ähnliche Substanz im gleichen Maße wie im normalen Schilddrüsen-Gewebe ablagert wird, oder nicht. Ist alles unauffällig, besteht in der Regel keine Gefahr.“ Erkennt der Arzt aber eine Mehrspeicherung in Form von warmen oder heißen Knoten, kann dies ein Hinweis auf eine schon bestehende oder sich anbahnende Überfunktion sein. Fällt eine Minderspeicherung, also ein ‚kalter‘ Knoten auf, kann dies in seltenen Fällen auch auf einen Schilddrüsenkrebs hindeuten. Die Wahrscheinlichkeit ist jedoch eher gering, und die allermeisten kalten Knoten müssen nicht operiert werden“, betont Kirchner.
Aufgabe des Nuklearmediziners ist es also, auch durch belastbare Diagnostik oft unnötige Eingriffe zu verhindern und Klarheit zu verschaffen. Hierzu bieten einige nuklearmedizinische Fachzentren auch zusätzlich die diagnostische Möglichkeit der „Tumorszintigraphie“ an, mit der zusätzlich überflüssige Operationen vermieden werden können. Falls ein Eingriff doch unumgänglich ist, arbeiten Nuklearmediziner oft eng mit den chirurgischen Kollegen des Krankenhauses zusammen.