Patienten mit Rückenschmerzen haben oftmals nur einen Wunsch – ihre Schmerzen schnellstmöglich loszuwerden. Steht die Diagnose einer lumbalen Spinalkanalstenose fest, ist schnell der Wunsch nach einer Operation im Raum. Ein Phänomen, das auch in der Klinik für Wirbelsäulenchirurgie am Karl-Olga-Krankenhaus zu beobachten ist.
Lumbale Spinalkanalstenose verstehen
„Nicht selten kommen Patienten zu uns, die sogar schon operiert sind und weiterhin über Schmerzen klagen“, so die Chefärzte Dr. Petra Büchin und Dr. Harald Schall. Die Frage ist dann häufig, ob die Spinalkanalstenose überhaupt die Ursache der Beschwerden war oder ob eventuell das falsche Operationsverfahren gewählt wurde. „Patienten wird schnell eine ‚kleine Operation‘ angeboten, die minimal invasiv durchgeführt werden kann – um ‚keine Querschnittlähmung durch eingeengte Nerven zu bekommen‘.“ Doch um die Notwendigkeit einer Operation überhaupt festlegen zu können, gilt es die Spinalkanalstenose genauer zu verstehen.
Beinschmerzen und Taubheitsgefühle als häufiges Indiz
Eine Spinalkanalstenose entsteht aufgrund unterschiedlicher Veränderungen durch Verschleiß an der Wirbelsäule. Eine Arthrose beziehungsweise Vergrößerung der Facettengelenke führt zur Einengung des Spinalkanals und der Nervenwurzeln. Zusätzlich tritt dabei in einigen Fällen noch ein Wirbelgleiten auf. Die Patienten berichten typischerweise über Schmerzen oder Schwäche in den Beinen, manchmal mit Taubheitsgefühlen oder Kribbeln. Letztendlich sind es nicht die Rückenschmerzen, sondern die Schmerzen in den Beinen, über die Patienten mit einer Spinalkanalstenose leiden. Oftmals so stark, dass die Gehstrecke stark eingeschränkt wird.
Behandlungsmöglichkeiten: konservativ vor operativ
Für eine genaue Beurteilung der Beschwerden sind eine ausführliche Befragung sowie genaue körperliche Untersuchung wichtig, um ein muskuläres Ungleichgewicht und statische Fehlstellungen zu erkennen. Beispielsweise sollte die Kraft in den Beinen geprüft werden, da durchaus Schwächen einzelner Muskelgruppen an den Beinen vorliegen können. Gemeinsam mit dem Patienten sollten dann die Röntgen- und MRT-Bilder angesehen werden, um dann zu erkennen, ob die Beschwerden des Patienten zur Bilddiagnostik passen.
Liegen keine Lähmungen vor, so sollte zunächst der Weg über die konservative Therapie eingeschlagen werden. Beispielsweise werden in der Krankengymnastik Eigenübungen angeleitet, die helfen sollen die Rumpfmuskulatur zu kräftigen und Fehlstellungen in der Haltung zu korrigieren. Erst wenn die Mittel der konservativen Therapie ausgeschöpft sind und die körperlichen Beschwerden bereits länger vorliegen, sollte eine Operation in Betracht gezogen werden.
Wann eine Operation sinnvoll ist und was es zu beachten gibt
Generell sollte der Operateur alle möglichen konservativen und operativen Therapieformen beherrschen und möglichst auch anbieten können. Liegen nur Beinschmerzen und wenig Rückenschmerzen vor und ist in der Röntgendiagnostik kein Wirbelgleiten nachgewiesen, so kann in der Tat eine Erweiterung des Spinalkanals sinnvoll sein. Hier muss vom Operateur genau eingeschätzt werden, ob eine zentrale Erweiterung ausreicht oder ob auch die Nervenaustrittslöcher erweitert werden müssen. Liegen zu gleichen Teilen Rücken- wie Beinschmerzen vor und bestehen knöcherne Verschleißerscheinungen an der Wirbelsäule oder gar ein Wirbelgleiten, so sollte zusätzlich eine Stabilisierung der Wirbelsäule mit einem so genannten Schrauben-Stab-System durchgeführt werden. Patienten empfinden das erfahrungsgemäß oft als „große Operation“, die ihnen Sorgen bereitet. Wenn eine solche Stabilisierung aus Angst abgelehnt wird oder der Operateur diese Methode nicht anbieten kann, besteht die Gefahr, dass nach der OP weiterhin Schmerzen bestehen.
Bei einer lumbalen Spinalkanalstenose wird geraten, sich in einer Klinik für Wirbelsäulenchirurgie vorzustellen, die das komplette Spektrum der operativen Möglichkeiten anbieten kann und dabei die konservativen Behandlungsmöglichkeiten ebenfalls empfiehlt oder in die Wege leitet. Generell sollten sich Patienten immer eine Zweitmeinung einholen, bevor sie sich letztendlich zur Operation entschließen.