Knieoperation am Sana Klinikum Hameln-Pyrmont

Weltweit zweite Knie-Operation mit neuem Implantat geglücktNeue Hoffnung bei chronischen Kniebeschwerden

Regina Eickhoff hat bereits 18 Operationen an ihrem Knie hinter sich, als Sie im Frühjahr 2020 das Sana Klinikum Hameln-Pyrmont betritt. Die Schmerzen in Ihrem Knie hat sie zu diesem Zeitpunkt schon seit 50 Jahren. Prof. Dr. Stefan Hankemeier, Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie im Sana Klinikum Hameln-Pyrmont, sieht eine neue Operationsmethode als möglichen Ausweg. Die Herausforderung: Das OP-Verfahren wurde weltweit erst ein einziges Mal durchgeführt - zumindest bis zur Operation von Regina Eickhoff.

Regina Eickhoffs Geschichte

„Es war wie zaubern"

Regina Eickhoff galt als „austherapiert“ als sie die Sprechstunde von Prof. Hankemeier im Frühjahr 2020 betritt. Sie habe unerträgliche Schmerzen im Knie, wie sie berichtet: Der Schmerz läge auf einer Schmerzskala von eins bis zehn dauerhaft bei acht bis zehn, trotz hochdosiertem Morphium. 18 Operationen waren an ihrem Knie bereits vorgenommen, und drei unterschiedliche Prothesen eingesetzt worden. Seit 50 Jahren hat sie diese Schmerzen am Knie, begonnen hatte alles mit einem Unfall. Viele Operationen waren aufgrund einer Infektion notwendig geworden. Neben den Schmerzen war das Kniegelenk außerdem fast steif: Nur noch eine Beugung von 40° war möglich. Ursache dafür sind massiven Vernarbungen. Die Kniescheibe war nach den vielen Eingriffen praktisch nicht mehr vorhanden, und nur noch dünn wie eine „Eierschale“, die in viele Teile gebrochen war.

Vorstellungen in zahlreichen Kliniken in ganz Deutschland ergaben folgendes Urteil: Entweder belässt man die schmerzhafte Situation für immer, oder man könne sonst nur noch eine Versteifung des Kniegelenkes vornehmen. Ein erschütterndes Urteil für die 67-Jährige. Dabei ist Regina Eickhoff eine lebensfrohe und aktive Rentnerin, die gerne läuft, walked und wandert.

Eine Versteifung würde viele Einschränkungen mit sich bringen, weiß der behandelnde Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie im Sana Klinikum Hameln-Pyrmont, Prof. Dr. Stefan Hankemeier. Der erfahrene Orthopäde und Unfallchirurg besitzt viel Expertise gerade auch bei komplexen Knieoperationen. Er schlägt ihr eine neue Operationsart vor, die in dieser Art bisher erst ein einziges Mal auf der Welt durchgeführt wurde. Hierbei muss einerseits die Kniescheibe durch Metall ersetzt werden, und ein Kunststoff für die Rückfläche der neu rekonstruierten Kniescheibe implantiert werden. Die neue Metall-Kniescheibe muss wiederum sicher an den kleinen Knochenresten der alten Kniescheibe mit einer Vielzahl an Schrauben fixiert werden. Ferner müssen Verklebungen im gesamten Knie, die nach 18 Voroperationen entstanden waren, gelöst werden.
 

 

„Ich war optimistisch, dass das neue Implantat fixiert werden kann und einheilt. Ich bin aber positiv überrascht, dass sich die Beweglichkeit derart verbessert hat, und dass die Patientin nun praktisch schmerzfrei und derart glücklich geworden ist."

 

Prof. Dr. Stefan Hankemeier

Professor Hankemeier schlägt Regina Eickhoff diesen äußerst ungewöhnlichen und aufwändigen Eingriff vor, da sie das Knie auf keinen Fall versteifen lassen möchte. Sie ist sich bewusst, dass der Eingriff schwierig ist, und man das Ergebnis nicht sicher vorhersagen könne. „Wir haben uns tief in die Augen geschaut und dann habe ich gesagt, dass ich den Eingriff wünsche. Ich hatte großes Vertrauen in Professor Hankemeier. Und ich bin ihm außerordentlich dankbar, dass er bereit war, diese komplizierte OP zu wagen. Ich war zu jeder Zeit zuversichtlich: Professor Hankemeier wird das schon hinbekommen“, erzählt sie. Weltweit war bis dahin das Operationsverfahren mit diesem Implantat erst einmal durchgeführt worden. „Wichtig sind einerseits eine ausführliche Aufklärung und realistische Erwartungshaltung der Patientin, andererseits eine dezidierte OP-Planung und technische Umsetzung im OP“, so Hankemeier.

Die Hoffnung des Mediziners war letztendlich von Erfolg gekrönt. Was unzählige Operationen und drei künstliche Prothesen nicht geschafft haben, hat Prof. Hankemeier mit der Rekonstruktion des Streckapparates bzw. der Kniescheibe erreicht. Das Ergebnis ist beeindruckend. „Es war wie zaubern“, schwärmt Regina Eickhoff drei Monate nach der OP und bezeugt „nach dem Unfall vor 50 Jahren, gefolgt von Dauerschmerzen hatte ich eigentlich schon nicht mehr daran geglaubt“. Sie hat keine nennenswerten Schmerzen mehr, nimmt gar keine Schmerzmittel mehr ein, und kann das Knie sogar bis 110° beugen. Sie hat wieder sehr viel Lebensfreude und kann zum Beispiel wieder Fahrradfahren und lange Wanderungen unternehmen.

Prof. Hankemeier im Interview„Nicht verzweifeln bei chronischen Kniebeschwerden"

Im Interview geht Prof. Hankemeier genauer auf die Operation von Regina Eickhoff ein. Im Folgenden erläutert er auch die medizinischen Hintergründe der komplexen Operation und was Patienten mit Knieproblemen beachten sollten.

Wie genau sind Sie vorgegangen und was waren besondere Schwierigkeiten?

Zunächst mussten im ersten Schritt der Operation bei dem fast steifen Knie massive Verklebungen entfernt werden. Im zweiten Schritt haben wir begonnen, die quasi nicht mehr vorhandene Kniescheibe aufzubauen. Das war insofern schwierig, da nur noch ein paar kleine Knochenschalen von wenigen Millimetern vorhanden waren, auf denen dann die neue Kniescheibe fixiert werden musste. Hierzu gelang uns eine Fixation mittels einer Vielzahl kleiner Schrauben mit einem speziellen Implantat. Der Kunststoff der neuen Kniescheibe, das sog. Inlay, musste wiederum exakt zu der vorhandenen Prothese passen und entsprechend eingesetzt werden.

Wieso waren so viele Voroperationen nötig?

Initial waren Operationen aufgrund eines Unfalls notwendig. Bei zunehmender Arthrose wurde Frau Eickhoff dann ein Kunstgelenk eingesetzt. Dieses infizierte sich, wurde entfernt und ein neues Kunstgelenk wurde eingesetzt, dass sich erneut infizierte und ausgebaut werden musste. Erst nach der 3. Prothese lag keine Infektion mehr vor. Es fehlte dadurch viel Knochensubstanz, insbesondere an der Kniescheibe, und es traten massive Verklebungen auf, die fast zu einer Versteifung geführt hatten.

Um was für ein Implantat und eine Operationstechnik handelte es sich?

Es handelt sich um einen Kunstknochen aus speziellem Metall (sog. „Trabecular Metal"), dass der echten Knochensubstanz ähnlich ist. Dieser musste exakt in den Knochendefekt dieser Patientin passen, um ihn dann mit dem Restknochen mit vielen Minischrauben zu fixieren. Darauf wurde dann ein Kunststoff gesetzt, der wiederum zur einliegenden Prothese passen musste, um eine gute Beweglichkeit des Kniegelenkes zu ermöglichen.

Was ist wichtig nach einer solchen Operation und welchen Beitrag kann der Patient leisten?

Frau Eickhoff war hochmotiviert und ist generell ein sehr positiver Mensch. Bei solch seltenen Eingriffen, die recht riskant sind, muss eine ausführliche Aufklärung vor der Operation erfolgen. Ich hatte schnell den Eindruck, dass die Patientin alles gut verstanden hat und den Eingriff wirklich wünscht, da sie sehr verzweifelt war.

Was würden Sie Patienten mit Knieproblemen bei Kunstgelenken empfehlen?

Bei Patienten mit einem schmerzhaften Kunstgelenk sollte eine dezidierte Abklärung erfolgen. Es gibt viele Ursachen, die wir behandeln können oder sollten. Mein Appell: „Geben sie nicht vorschnell auf, denn häufig können wir ihnen helfen.“

Kontakt

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Prof. Dr. Stefan Hankemeier

Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Sana Klinikum Hameln-Pyrmont

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