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Sommerhitze und Kinder

So schützen Sie den Nachwuchs

Die hohen Temperaturen derzeit machen auch Kindern zu schaffen. Dipl.-Med. Yohannes Menedo, Facharzt für Kinderheilkunde und Neuropädiatrie am MVZ Praxisverbund Leipziger Land, erklärt im Interview, was Eltern bei der Hitze beachten sollen und welche Snacks für die Kleinen trotz tropischer Temperaturen schmackhaft sind.

Ob Spaziergang oder Familieneinkauf: Wann ist mit Baby oder Kleinkind dafür die beste Zeit?

Die Haut von Babys ist unreif und zeigt viele Besonderheiten im Vergleich zu Erwachsenen und hat dadurch noch kein natürliches Schutzsystem. Während unreife Frühgeborene nicht schwitzen und ihre Körpertemperatur nicht regulieren können, schwitzen Säuglinge und Kleinkinder übermäßig viel und verlieren hierdurch auch viel Flüssigkeit.  Bei Säuglingen unter 1 Jahr muss eine direkte Sonnenstrahlung in den heißen Sommertagen unbedingt vermieden werden.

Aber natürlich müssen auch im Sommer beispielsweise Dinge des täglichen Bedarfs eingekauft werden. Solche Wege sollte man bestmöglich gleich in der Früh bis etwa 10 Uhr, unter Einhaltung der Sonnenschutzmaßnahmen für Babys, erledigen. Oder aber dann wieder ab 16 Uhr. So setzen Sie Ihr Baby oder Kleinkind nicht unnötig der Hitze und UV-Strahlung aus.

Wenn es dann doch kurz vor die Tür geht: Wie können Eltern ihren Nachwuchs schützen?

Mit Sonnencreme sollte man die Neugeborenen nicht eincremen – besser ist es, sie effektiv von der Sonne abzuschirmen. Dazu eignen sich Sonnensegel oder –schirm sowie entsprechende Kleidung. Mittlerweile gibt es vielfach Sonnensegel oder –schirm sowie Bekleidung mit UV-Schutz zu kaufen.

Auf was gilt es bei größeren Kindern zu achten?

Mit größeren Kindern, die schon in den Kindergarten oder in die Schule gehen, sollten Eltern Zeiten vereinbaren, zu denen sie sich mit Freunden treffen können. Die Mittagszeit sollte in jedem Fall ausgespart bleiben und das Toben im Freien auf maximal zwei bis drei Stunden begrenzt werden. Und lassen Sie Ihre Kinder in der Zeit von 10:00 -15:00 Uhr nicht in der prallen Sonne spielen. Besprechen Sie mit Ihrem Kind, dass es sich in dieser Zeit im Schatten oder im Gebäude aufhält. Wichtig ist es zudem auf ausreichend Sonnenschutz zu achten. Dabei sollte jedes Körperteil, das nicht durch Kleidung bedeckt ist, mit Sonnencreme eingerieben werden. Entscheidend ist, dass der Schutz regelmäßig erneuert wird – beispielsweise nach dem Baden oder wenn der Nachwuchs stark schwitzt. Als Faustformel gilt: Etwa alle zwei Stunden den Sonnenschutz erneut auftragen.

Ein Hitzeschlag oder auch Sonnenstich sollte in jedem Fall vermieden werden. Was aber tun, wenn man als Eltern Symptome wie Kopf- und Nackenschmerzen, Unruhe, Verwirrtheit, Übelkeit oder auch einen roten Kopf bei seinem Kind bemerkt?

Wenn Eltern derartige Symptome bemerken, sollte das Kind sofort in den Schatten, mit feuchten Tüchern gekühlt werden und viel trinken. Bei Kopf- und Nackenschmerzen können auch übliche Schmerzmittel, wie Ibuprofen oder Paracetamol, dem Alter und Gewicht des Kindes entsprechend verabreicht werden. Wird es nicht besser oder zeigen sich schwerwiegende Symptome wie Übelkeit oder Verwirrtheit, sollte man unverzüglich einen Kinderarzt aufsuchen oder den Rettungsdienst alarmieren.

Ein wichtiges Thema bei der Hitze ist die ausreichende Flüssigkeitszufuhr. Welche Tipps können Sie Eltern hier geben?

Eltern sollten darauf achten, dass ihre Kinder bei großer Hitze häufiger trinken als sonst. Stillende Mütter sollten häufiger anlegen und natürlich selbst auch entsprechend mehr trinken als sonst. Wichtig dabei ist, nicht erst auf den Durst zu warten. Bieten Sie Ihrem Nachwuchs immer wieder proaktiv Getränke an. Das darf neben Wasser auch ab und zu eine Saftschorle sein.

Viele Kinder haben bei Hitze keinen großen Appetit. Welche Tipps können Sie geben, dass es ihnen trotzdem schmeckt?

Zunächst einmal muss klar gesagt werden, dass an heißen Tagen Essen nicht das größte Problem ist. Ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist wesentlich wichtiger. Wenn der Nachwuchs regelmäßig Flüssigkeit zu sich nimmt, ist fehlender Appetit kein Grund zur Sorge. Zwingen Sie Ihr Kind nicht zum Essen, sondern bieten Sie ihm immer wieder leichte Kost an. Geeignet für den kleinen Hunger sind beispielsweise Joghurt, Quark oder auch ein Obstteller. Zudem können Sie schmackhafte Gemüsesticks vorbereiten, die die Kleinen zwischendurch beim Spielen essen können. Und natürlich ist auch gegen ein Eis ab und zu nichts einzuwenden.
 

Kontakt

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Dipl.-Med. Yohannes Menedo

Facharzt für Kinderheilkunde und Neuropädiatrie, MVZ Praxisverbund Leipziger Land

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