Bluthochdruck ist tückisch: Er entwickelt sich oftmals kaum spürbar, hat aber schwerwiegende Folgen. In Deutschland leiden etwa vier Millionen Menschen darunter, ohne es zu wissen. Das ist höchst gefährlich, denn unbehandelt ist die Erkrankung einer der wichtigsten Risikofaktoren für Herzinfarkt, Schlaganfall, Herzschwäche, Herzrhythmusstörungen oder einen Verschluss der Beingefäße. Was es zu beachten gilt, das erklärt Dr. Uwe Müller, Kardiologe und stv. Chefarzt der Klinik für Innere Medizin am Sana Klinikum Borna.
Die Herzwochen der Deutschen Herzstiftung beschäftigen sich in diesem Jahr unter dem Leitmotiv »Herz unter Druck« mit dem Thema Blutdruck. Was ist das und was macht er?
Müller: Blutdruck ist der Druck, mit dem das Herz das Blut durch die Arterien pumpt. Er ist abhängig von der vom Herzen gepumpten Blutmenge, der Dehnbarkeit der großen Gefäße sowie von dem Strömungswiderstand in den kleinen Gefäßen. Verschiedene Hormone beeinflussen ihn. Bei Stress oder körperlicher Aktivität z. B. steigt er, wenn wir schlafen, sinkt er. Bei gesunden Menschen pendelt er sich stets im Normalbereich ein.
Zunehmend mehr Menschen haben mit überhöhtem Blutdruck zu tun. Warum?
Das Alter spielt dabei eine wichtige Rolle, dies ist am ehesten durch die Abnahme der Dehnbarkeit der großen Gefäße bedingt. Großen Einfluss hat außerdem einmal mehr der Lebensstil. Übergewicht, Bewegungsmangel oder das Rauchen schon im jüngeren Lebensalter begünstigen eine Hypertonie – so der medizinische Fachbegriff. Außerdem spielen die Gene eine Rolle, es gibt es einen Zusammenhang mit der erblichen Veranlagung.
Was macht zu hohen Blutdruck so gefährlich?
Hinterhältig ist, dass Bluthochdruck in den allermeisten Fällen keine Beschwerden verursacht. Viele Betroffene fühlen sich pudelwohl. Nichtsdestotrotz kann eine Hypertonie teils lebensbedrohliche Langzeitfolgen haben. Durch den dauerhaft erhöhten Blutdruck werden Organe und Gefäße übermäßig belastet und langfristig geschädigt Die Folgen eines länger bestehenden und unzureichend therapierten Bluthochdruckes sind massiv – es drohen Herzinfarkt, Herzschwäche, Schlaganfall und vieles mehr. Dafür reicht übrigens schon ein nur leicht erhöhter Blutdruck. Bluthochdruck ist daher auch als »lautloser Killer“ bekannt.
Ab wann ist der Blutdruck zu hoch?
Überhöhter Bluthochdruck liegt dann vor, wenn durch einen Arzt in der sogenannten »Praxismessung« wiederholt Blutdruckwerte von 140/90 mm Hg oder höher zu mindestens zwei verschiedenen Zeitpunkten gemessen werden. Auch wenn nur einer der beiden Werte erhöht ist, handelt es sich um Bluthochdruck. Der Blutdruck, der zu Hause selbst gemessen wird, sollte stets unter 135/85 mm Hg liegen.
Wie kann ich selbst vorbeugen?
Es gibt viele Faktoren, die Bluthochdruck bedingen. Manche – wie z. B. das Alter oder die erbliche Veranlagung – können sie nicht selbst beeinflussen. Andere hingegen lassen sich mit einem gesunden Lebensstil reduzieren oder sogar ganz eliminieren. Allgemein – nicht nur beim Thema Bluthochdruck – gilt: Trinken Sie Alkohol nur moderat. Essen Sie wenig Salz. Ernähren Sie sich gesund. Rauchen Sie nicht. Reduzieren Sie Übergewicht. Bauen Sie Stress ab und machen Sie regelmäßig Sport: Zweimal bis dreimal in der Woche, Wandern, Laufen oder Schwimmen.
Wie kann Bluthochdruck behandelt werden?
Wenn der Verzicht auf Zigaretten, Gewichtsreduzierung und eine Ernährungsumstellung nicht hilft, greifen wir zu Medikamenten. Es gibt verschiedene Wirkstoffe, die der Arzt kombinieren muss, um einen Behandlungserfolg schnell zu erreichen und somit die Folgen des Bluthochdrucks zu verhindern. Heute werden verschiedene Wirkstoffe in einer einzigen Tablette kombiniert und damit die Einnahme vereinfacht. Das soll die Motivation und Therapietreue der Betroffenen steigern. Letzteres ist Voraussetzung dafür, dass die Behandlung funktioniert und gut vertragen wird.
Podcast zum Thema Bluthochdruck
Auch in der 6. Folge unseres Podcasts »Gesundheit hören« erläutern wir, warum Bluthochdruck ein »lautloser Killer« ist und was sich dagegen tun lässt. Hören Sie doch mal rein!