Borna

Dr. Eva-Maria Robel im Interview

Auch werdende Mütter sollten auf Sport nicht verzichten

Das schöne Wetter derzeit lädt zu Bewegung und Sport unter freiem Himmel ein. Doch viele Schwangere setzen ihren Sport aus oder verringern ihr Fitnessprogramm. Sie haben Angst, die Schwangerschaft zu gefährden oder dem ungeborenen Kind zu schaden. Diese Befürchtungen beobachtet auch Dr. Eva-Maria Robel. Sie leitet als Oberärztin den Bereich Geburtshilfe am Sana Klinikum Borna.

Ist Sport in der Schwangerschaft gefährlich?
Nein, bis auf Ausnahmen nicht. Wer sich bewegt und fit hält, tut sich und dem Kind gut, denn Sport regt den Kreislauf und die Sauerstoffversorgung an. Man sollte keine Angst davor haben, dass dadurch eine Fehlgeburt ausgelöst werden kann. Der Glaube, dass Reize wie das Auftreten beim Joggen oder das Schaukeln beim Schwimmen, eine Fehlgeburt begünstigen, ist durch Studien widerlegt worden. Gerade das Bewegen im Mutterleib kann die Entwicklung des Kindes fördern, insbesondere seine Sinnesorgane.

Worauf sollten schwangere Frauen beim Sport achten?
Bei uns im Sana Klinikum Borna werden jährlich ca. 1500 schwangere Frauen betreut. Wir sind eine Klinik der Regelversorgung mit einer Geburtsstation und einer Neugeborenen-Intensivstation des Perinatallevels II. Bei uns gibt es alles, von der ganz normalen, unkomplizierten Geburt bis hin zu hoch komplexen Mehrlings- oder anderen Risikogeburten. Da gilt die Sportempfehlung nicht für jede Frau im gleichen Maße, aber nur bei wenigen Frauen ist von Sport ganz abzuraten. Grundsätzlich sollte der Sport aber mit dem betreuenden Frauenarzt abgestimmt werden. Außerdem sollten Schwangere von Kontaktsportarten wie Kampfsport oder Boxen, sowie von Sportarten mit sehr abrupten Bewegungsabläufen wie Fussball, Volleyball, Squash, Tennis oder Basketball absehen. Und – es geht nicht um Hochleistungssport, sondern um eine regelmäßige körperliche Bewegung unterhalb der maximalen Leistungsgrenze. 

Was sind die Vorteile für Sport in der Schwangerschaft?
Sport baut Stress ab, hebt die Laune und fördert so das Wohlbefinden. Dazu verbessert die Bewegung auch die Sauerstoffversorgung und die Abwehrkräfte werden gestärkt. Außerdem erleben sportlich aktive Frauen die Geburt aufgrund der körperlichen Fitness meist als einfacher, und die Entbindungen dauern häufig kürzer. Die Frauen benötigen oft weniger Schmerzmittel und erhalten seltener einen Dammschnitt. Auch verringert sportliche Aktivität die Gefahr für Gefäßerkrankungen und das Risiko für einen Schwangerschaftsdiabetes. Sportliche Bewegung hilft insbesondere dabei, einer übermäßigen Gewichtszunahme vorzubeugen und sportlich aktive Mütter finden meist nach der Geburt schneller wieder zu einem ausgewogenen Körper- und Lebensgefühl zurück. 

Welche Sportarten eignen sich dann besonders für werdende Mütter?
Eigentlich viele: Nordic Walking und Radfahren (mit Helm) helfen gegen Wassereinlagerungen in den Beinen – und auch die frische Luft ist besonders gut für die werdenden Mütter. Das hilft auch Übelkeit und Schwindel in den ersten Schwangerschaftsmonaten abzubauen. Aus dem Bereich Gymnastik und leichtes Turnen sind besonders Mobilisationsübungen für Schultern und Becken empfehlenswert. Sehr gut ist auch Sport im Wasser, also Schwimmen und Wassergymnastik. Dies ist besonders für die zweite Schwangerschaftshälfte geeignet, wenn der Bauch schon deutlich zu spüren ist, da die Bewegung im Wasser die Gelenke schont. Andere Sportarten, wie zum Beispiel Yoga, eignen sich besonders gut für Frauen, die erst während der Schwangerschaft mit dem Sport beginnen möchten. Aber auch ausgedehnte Spaziergänge, Tanzen, leichtes Aerobic oder Joggen kommen in Frage. Persönlich empfehle ich Sport eher in Gemeinschaft. Es gibt auch von vielen Krankenkassen besondere Sportangebote für Schwangere. Da können sich die Schwangeren zum einen mit anderen Schwangeren austauschen, außerdem haben die Trainer meist viel Erfahrung mit Kursteilnehmerinnen.

Haben Sie noch einen besonderen Tipp?
Ja, Achtung im Hochsommer: Wie alle Sportler sollten auch werdende Mütter bei hochsommerlichen Temperaturen darauf achten, sich und das ungeborene Kind beim Sport nicht zu überhitzen und ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen.

Janet Schütze
Leitung Unternehmenskommunikation Region Sachsen
Tel.: 03433 21-1075
janet.schuetze@sana.de