Die Cholangioskopie: Eine essenzielle Erweiterung des gastroenterologisch interventionellen Spektrums

Die Cholangioskopie ist eine endoskopische Methode zur Visualisierung und Intervention im Gallenwegssystem. Sie bietet eine Reihe von Vorteilen gegenüber der konventionellen Cholangiographie, die nur eine Röntgendarstellung der Gallengänge ermöglicht. Die Cholangioskopie erlaubt eine direkte Beurteilung von biliären Strikturen, die gezielte Entnahme von Gewebeproben und die effektive Behandlung von Gallensteinen.

Indikationen für die Cholangioskopie

Die Cholangioskopie kann bei verschiedenen klinischen Situationen angewendet werden, die eine detaillierte Untersuchung oder Therapie der Gallenwege erfordern. Die wichtigsten Indikationen sind:

Unklare biliäre Strukturen: 

Die Differenzierung der Dignität biliärer Strikturen, vor allem bei Patienten mit primär sklerosierender Cholangitis (PSC), stellt häufig eine große Herausforderung in der klinischen Praxis dar. Die Cholangioskopie ermöglicht eine direkte Visualisierung der Gallengangswand und die Erkennung von malignen Charakteristika wie Neovaskularisation, atypischen Gefäßen, intraduktalen Massen oder irregulärer Oberfläche. Zudem kann mithilfe der Forcepsbiopsie gezielt Gewebe aus suspekten Arealen entnommen werden, was die diagnostische Genauigkeit erhöht.

Choledocholithiasis:

Die Cholangioskopie stellt insbesondere bei größeren und impaktierten Konkrementen sowie bei alteriertem Gallenwegssystem (z.B. bei PSC) eine Alternative bzw. sinnvolle Ergänzung zur konventionellen ERCP dar. Ein bedeutender Anteil an insbesondere kleinen Konkrementen wird in solchen Situationen in der konventionellen Cholangiographie übersehen. Die Cholangioskopie erlaubt nicht nur die direkte Visualisierung, sondern auch die Fragmentierung der Steine unter Sicht. Hierzu stehen verschiedene Techniken wie die intraduktale elektrohydraulische Lithotrypsie (EHL) oder die intraduktale Laserlithotrypsie (ILL) zur Verfügung.

Möglichkeiten der Cholangioskopie

Die Cholangioskopie kann auf zwei verschiedene Arten durchgeführt werden: als direkte oder als indirekte Cholangioskopie. Bei der direkten Cholangioskopie werden dünne obere Endoskope peroral eingeführt und direkt zur Penetration der Papilla duodeni major genutzt. Bei der indirekten Cholangioskopie werden sogenannte Mother-Baby-Systeme eingesetzt. Hier wird ein ultradünnes Endoskop durch den Instrumentierkanal eines Duodenoskops, wie es zur ERCP genutzt wird, transpapillär eingeführt. In unseren Häusern findet die indirekte Cholangioskopie mit dem SpyGlass System von Boston Scientific breite klinische Verwendung und wird regelhaft zur Zertrümmerung von Konkrementen mittels elektrohydraulischer Lithotrypsie (EHL) eingesetzt.

Die Cholangioskopie ist eine sichere und effektive Methode, die eine essenzielle Erweiterung des gastroenterologisch-interventionellen Spektrums darstellt. Sie bietet eine verbesserte Diagnostik und Therapie von biliären Erkrankungen, die mit konventionellen Methoden nicht ausreichend beurteilt oder behandelt werden können. Die Cholangioskopie sollte daher bei entsprechender Indikation in Betracht gezogen werden. Hierzu wenden Sie Sich an Herrn Dr. Michael Birkenfeld, Chefarzt des Viszeralmedizinischen Zentrums und speziellen Gastroenterologie, Sana Kliniken Gerresheim und Benrath.

Oben:

a.) intrahepatische Gallenwege

b.) Gallenhauptgang distal der Bifurcation

c.) Gallenhauptgang

d.-e.) DHC mit tumoröser / entzündlicher Stenose

f.-g.) Intraductales Konkrement mit Stoßwellenlithotrypsie

h.-i.) Intrapankreatische Darstellung eines Tumorverschlusses

Unten:

Verschiedene Pathologische Lokalisationen & Eingriffe in den Gallen- & Pankreasgängen