Schmerz kann ein lebenswichtiges Signal sein. Er bewirkt, dass wir alles tun, um (weiteren) Schaden für den Körper abzuwehren. Manchmal aber bleibt der Schmerz, auch wenn er seine Warnfunktion längst verloren hat. Er wird zum Dauerzustand, bestimmt das Denken, schränkt den Alltag ein. Es drohen Arbeitsplatzverlust und Depression. Der Deutschen Schmerzgesellschaft e.V. zufolge leiden in Deutschland etwa zwölf Millionen Menschen unter chronischen Schmerzen, also Schmerzen, die länger als sechs Monate anhalten. Was hinter Schmerzen steckt und wie sie behandelt werden können, erklärt Dr. Dr. Brit Hellriegel, Fachärztin für Anästhesiologie, Spezielle Schmerztherapie und Palliativmedizin von den Sana Kliniken Leipziger Land in Borna.
Die richtige Therapie
Bezeichnend für den chronischen Schmerz ist, dass neben der Schädigung – wie zum Beispiel Nervenschädigungen nach einer Chemotherapie oder Verschleißerscheinungen an den Gelenken – weitere Faktoren eine Rolle spielen. Dazu gehören: seelische Belastungen, Funktionsstörungen der Muskulatur und eine fehlerhafte Steuerung des vegetativen Nervensystems. So vielfältig die Bedingungen sind, die den Schmerz aufrechterhalten, so breit gefächert muss die Therapie sein.
Zurück in den Alltag finden
Eine moderne und erfolgversprechende Schmerzbehandlung hat einen multimodalen Ansatz. Der Begriff multimodal setzt sich aus den lateinischen Begriffen multi (viel) und modus (Art, Weise) zusammen. Es bedeutet, dass statt der alleinigen Verschreibung von Schmerzmitteln zunächst das Potenzial weniger belastender Therapien ausgeschöpft wird. Sie helfen den Betroffenen wieder einen Weg in einen aktiven Alltag zu finden. Im Zentrum für Schmerztherapie am Sana Klinikum Borna arbeiten dafür Anästhesiologen mit der Zusatzbezeichnung „Spezielle Schmerztherapie“, Orthopäden, Neurologen, Neurochirurgen, Psychologen, spezialisiertes Pflegepersonal, Physio-, Ergo- und Ernährungstherapeuten eng zusammen. Sie sind spezialisiert auf Patienten, die oft einen jahrelangen Leidensweg hinter sich haben. Je nach Beschwerdebild kann die Therapie in der Schmerzambulanz, teilstationär in der Schmerztagesklinik oder stationär auf der Interdisziplinären Schmerzstation durchgeführt werden.
Die multimodale Schmerztherapie zeigt beispielsweise gute Erfolge bei:
- Kopf- und Gesichtsschmerzen
- Rücken- und Halswirbelsäulenschmerzen
- Fibromyalgie
- Zosterneuralgie (Nervenschmerzen bei/nach einer Gürtelrose)
- Polyneuropathie
- Schmerzen bei Durchblutungsstörungen
- Zentrale Schmerzen (zum Beispiel nach einem Schlaganfall auftretende Schmerzen)
- Phantomschmerzen (nach Amputation von Gliedmaßen)
- Schmerzen im Bauchraum
- Schmerzen bei Tumorerkrankungen