Wismar

Informieren und Sensibilisieren zu Fettleibigkeit und deren Begleiterkrankungen – das ist das Anliegen des europaweiten Adipositastag, der am 19. Mai zum 8. Mal begangen wird. Wichtig ist es, das eigene Gewicht und damit auch das eigene Leben wieder sel

Krankhaftes Übergewicht kostet Lebensqualität und Lebenszeit

„Die Wahrscheinlichkeit, als adipöser Mensch das 70. Lebensjahr zu erreichen, ist gering!“ Das sind klare Worte von Dr. med. Andreas Wolf. Er ist Leiter des Wismarer Adipositaszentrum am Sana HANSE-Klinikum Wismar. Denn dieses krankhafte Übergewicht, die Adipositas, kostet erst Lebensqualität, dann Lebenszeit. Grund sind die vielen Begleiterkrankungen, die mit der Adipositas behaftet sind. „Wir reden hier nicht über vier, fünf, sechs Kilo zu viel auf der Waage – das bedeutet Übergewicht, sondern über 50, 60 Kilogramm – das bedeutet Adipositas!“ Von Adipositas wird schon ab einem BMI von 30 gesprochen, von krankhafter Adipositas ab einem BMI von 40. Der BMI ist ein Wert aus dem Körpergewicht in Kilo, geteilt durch die Körpergröße in Zentimetern zum Quadrat. Ein BMI-Rechner findet sich auch auf den Seiten des Adipositaszentrums (https://www.sana-hanse-klinikum-wismar.de/adipositaszentrum/).

„Mit jedem Kilo Übergewicht steigt das Risiko für Folgeerkrankungen wie Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen, Fettleber, Gicht, Zuckerkrankheit, nächtlichen Atemstörungen, Krebs, Arthrose und psychische Leiden“, erklärt der Oberarzt. Gerade Diabetes sei als Folgeerkrankung nicht zu unterschätzen – 6 Millionen Diabetiker gibt es in Deutschland. Mit einer hohen Dunkelziffer an bisher nicht diagnostizierten Erkrankten gehen die Fachleute davon aus, dass fast jeder 10. Deutsche Diabetiker ist. Man hat also nicht nur eine Last an Kilogramm, sondern auch eine Krankheitslast.

„Das ist ein enormer Kostenfaktor für die Allgemeinheit und eine große Einschränkung für den Einzelnen im persönlichen Leben“, sagt Dr. Wolf. „Mecklenburg-Vorpommern ist das dickste Bundesland. Rein statistisch gesehen sind 25 Prozent der Bevölkerung hier adipös. Ganz Deutschland soll laut Hochrechnungen diesen Wert im Jahr 2020 erreicht haben, MV hat ihn jetzt schon!“

Sobald Übergewicht auftritt, sollte spätestens jeder Mensch aktiv werden und die eigene Lebensweise hinterfragen und ändern. „Man kann das ganz ohne Hilfe schaffen, sich im Internet oder Fachbüchern informieren, aber man kann sich auch professionelle Hilfe holen“, macht Dr. Wolf Mut, überhaupt aktiv zu werden und den „inneren Schweinehund“ zu überwinden. Im Wismarer Adipositaszentrum wird interdisziplinär behandelt – Ernährungsberater, Sporttherapeuten, Psychologen und die jeweiligen Fachärzte entwickeln gemeinsam mit Blick auf den Patienten und seine Geschichte individuelle Therapiepläne.

Dr. Wolf: „Es steht und fällt mit der gesunden Ernährung. Dazu Bewegung – das Fahrrad nehmen statt das Auto, die Treppen statt des Fahrstuhls, viel spazieren gehen! Am Besten ist eine Ausdauersportart.“

Erst wenn das Körpergewicht zu stark ausgeprägt ist, und Begleiterkrankungen oder das Alter des Patienten beispielsweise diese „konservative Therapie“ erschweren oder unmöglich machen, ist die Operation oft der letzte Ausweg gegen die Kilos. Dr. Wolf stellt klar, dass die operative Methode auf keinen Fall der „einfachere“ Weg ist: „Jeder muss seine Lebensweise umstellen und sich entsprechend ernähren und bewegen! Die Operation ist kein Selbstläufer.“

Der Weg bis zur Operation ist weit – ein halbes Jahr lang muss der Patient die Änderung seines Lebensstiles mit Ernährungsberatung und Sport nachweisen. In enger Zusammenarbeit mit dem Hausarzt wird dann die Empfehlung für die Operation ausgesprochen und ein Antrag an die Krankenkasse zur Kostenübernahme gestellt. Die Operation ist keine kassenärztliche Regelleistung, operiert werden darf nur in entsprechend ausgerichteten Zentren. „Wismar ist eines von drei Zentren in MV“, so Dr. Wolf. Im Schnitt 35 bis 50 Patienten bekommen so jedes Jahr eine Magenverkleinerung („Schlauchmagen“) oder Magenbypass. Beide Operationsmethoden reduzieren den Magen erheblich und verringern so die mögliche Nahrungsaufnahme. Wer sich für welche Operation eignet muss individuell herausgearbeitet werden. Ziel ist es immer, das Gewicht und damit auch die Folgeerkrankungen zu reduzieren. Auch die Zuckerkrankheit kann so besser eingestellt werden oder weniger Medikament nötig machen oder im besten Falle ganz und gar verschwinden.

Das Adipositaszentrum bietet regelmäßig Patienteninformationsveranstaltungen im Sana HANSE-Klinikum, am 6. Juni und 5. September jeweils um 16.30 Uhr finden im Konferenzraum „Wissemara“ die nächsten Veranstaltungen statt, die Teilnahme ist kostenfrei. Dazu gibt es an der Klinik eine Selbsthilfegruppe (http://adipositas-shg-wismar.beepworld.de/).

Andrea Hoffmann | Leiterin Marketing und Öffentlichkeitsarbeit
Tel. 03841 33-1196 | Mail andrea.hoffmann@sana.de
Sana HANSE-Klinikum Wismar GmbH
Störtebekerstraße 6 | 23966 Wismar
www.klinikum-wismar.de