Sie sind gefühlt schon sehr lange im Wismarer Krankenhaus und nun Chefärztin ...
Ja, seit Mai 2004 arbeite ich hier in der Klinik. Ich habe als Assistenzärztin angefangen. Zwischendurch war ich ein halbes Jahr in Rostock, um Neonatologie und Intensivmedizin zu lernen. Nach meiner Facharztprüfung bin ich 2009 Oberärztin geworden. Die Berufung zur Chefärztin freut mich sehr.
Wir sind in der Kinderklinik eine gewachsene Mannschaft. Viele der Kinderkrankenschwestern sind schon sehr lange im Team. Ihre Erfahrung und der professionelle und familiäre Umgang sorgen für eine ruhige Atmosphäre. Mit dem eigenen Kind ins Krankenhaus kommen zu müssen, ist keine alltägliche oder leichte Situation. Doch wenn dort Sicherheit sowie Geborgenheit vermittelt werden kann und die behandelnden Personen nicht zu häufig wechseln, fällt den Kindern die Zeit vielleicht etwas leichter.
Wieso haben Sie sich für die Fachrichtung Pädiatrie entschieden?
Kinderärztin zu sein fand ich schon immer spannend, weil es ein sehr umfassendes Gebiet ist. Man begleitet die Kinder von der Geburt bis zum 18. Geburtstag und beschränkt sich nicht nur auf ein Organsystem, sondern hat ein sehr umfangreiches Spektrum.
Wie ist gerade die Situation in der Klinik?
Nachdem im letzten Sommer der Umbau der Kinderklinik abgeschlossen war, dachten wir, wieder den Regelbetrieb aufnehmen und die Patientenversorgung auf ein altes Maß ausweiten zu können. Durch Corona mussten wir den Betrieb nun leider erneut einschränken. Die coronabedingten Maßnahmen werden uns alle noch weiter begleiten. Wir wissen nicht, wie es ab Herbst sein wird, wenn alle Kinder einerseits wieder in die Kitas und Schulen gehen dürfen und andererseits bei jedem Schnupfen sofort Corona-Verdacht besteht.
Was sind Ihre Ziele als Chefärztin?
Ein wichtiges Ziel ist es, dass die Klinik zuverlässig für die Versorgung der Kinder und Jugendlichen vor Ort da ist. Die Situation für einige Kinderkliniken im Land ist ja durchaus dramatisch. Deshalb halte ich es für wichtig, dass wir uns um die Ausbildung der nächsten “Generation“ Kinderärzte bemühen.
In unserem Team haben wir einige junge Kollegen, die sich ihre Spezialgebiete in der Kinderheilkunde suchen werden. Mein Wunsch ist es, dass wir eine zuverlässige Basisversorgung sicherstellen und darüber hinaus auch Spezialuntersuchungen anbieten können. Gerade bei chronisch kranken Kindern wäre es ein schönes Ziel, den Eltern Wege zu ersparen, in dem wir die Behandlung vor Ort in Absprache mit den Spezialisten in Rostock, Lübeck oder Schwerin übernehmen.
Wir möchten in Zukunft wieder ambulante Untersuchungen in der Kinderklinik anbieten können. Im Moment können Notfälle natürlich jederzeit kommen. Dann wird entschieden, ob das Kind stationär aufgenommen werden muss oder ob es nach der Versorgung gleich wieder nach Hause darf. Für geplante ambulante Untersuchungen braucht man eine Ambulanzermächtigung, die haben wir aktuell nicht.
Ich würde gerne in Zusammenarbeit mit den anderen Kliniken aus dem Sana-Verbund und darüber hinausgehend die Urlaubsversorgung von chronisch kranken Kindern in unserer Klinik sicherstellen. Für Familien mit Kindern, die eine dauerhafte medizinische Betreuung benötigen, wäre es schön, vielleicht auch an der Ostsee Urlaub machen zu können. Wir könnten mit der Heimatklinik vorab die notwendigen Kontrolluntersuchungen und Maßnahmen in einem möglichen Notfall besprechen und planen.
Was ist das Besondere an der Kinderheilkunde?
Das Besondere sind die kleinen Patienten. Bei Untersuchungen, die man durchführt, muss berücksichtigt werden, dass kleine Kinder Angst haben und nicht verstehen, was gerade mit ihnen passiert. Medizinisch besonders ist, dass viele Medikamente für Kinder nicht primär zugelassen sind. Vor allem für einige neue Medikamente ist nicht ausreichend untersucht, welche Auswirkungen die Medikamente auf Wachstum und Entwicklung haben.
Was macht eine gute Kinderklinik aus?
Zuverlässig vor Ort sein. Einerseits fachlich richtige und gute Medizin zu machen, andererseits aber auch Verständnis dafür zu haben, dass ein Kind ein Kind ist. Und man muss auch Verständnis dafür haben, dass Eltern sich mitunter in Ausnahmesituationen befinden, wenn das Kind im Krankenhaus ist. Glücklicherweise haben wir eine sanierte, neugestaltete Klinik, in der vieles kindergerecht ist. Das macht unsere Arbeit noch schöner.
Wie groß ist das Team in Wismar?
Wir sind insgesamt sieben Ärzte - neben mir als Chefärztin haben wir eine Oberärztin, einen Facharzt und vier Assistenzärzte, dazu 12 Kinderkrankenschwestern auf der Kinderstation und sechs auf der Frühchenstation.
Was gibt es privat über Sie zu berichten?
Gebürtig komme ich aus Südniedersachen, aus der Nähe von Göttingen. Ich habe in Lübeck studiert und bin so an die Küste geraten und hier geblieben.
Ich bin verheiratet, mein Mann ist als Hausarzt in Neuburg tätig. Wir haben drei Kinder, die mit sieben, elf und 13 Jahren schon relativ groß sind. Neben der Arbeit ist das Wichtigste für mich, Zeit mit der Familie zu verbringen.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Das wir alle gut aus der Corona-Zeit heraus kommen.