Orthopädische Rehabilitation

Rehabilitation nach Gelenkoperationen

In der Rehabilitationsklinik für Orthopädie und Pneumologie in Sommerfeld werden jährlich über 3500 Patienten stationär behandelt, ergänzt wird diese Zahl durch Patienten, die im Rahmen einer ambulanten bzw. teilstationären Rehabilitation mitbetreut werden. 
Der überwiegende Anteil der Patienten kommt zur Rehabilitation nach Gelenkoperationen oder nach Verletzungen des Bewegungsapparates.

Therapieziele nach Operation von Hüft- und Kniegelenk
Im Vordergrund stehen in der Nachbehandlung die Verbesserung der Gelenkmobilität, eine Verbesserung der muskulären Situation mit Innervationsschulung und die Förderung der Geh- und Stehfähigkeit durch Koordinationstraining und Schulung der Propriozeption (Tiefensensibilität). Ein wichtiger Faktor in der Nachbehandlung ist auch die postoperative Thromboseprophylaxe durch Gabe von niedermolekularem Heparin in Verbindung mit der Bewegungstherapie und mit dem Tragen von Kompressionsstrümpfen. 
Zudem soll die postoperative Schwellung des Operationsgebietes sowie ein drohendes Lymphödem der entsprechenden Extremität durch Lymphdrainage und antiphlogistische Maßnahmen behandelt werden.
Weiterhin ist eine Schmerzreduktion erforderlich, die durch Manuelle Therapie, analgetische Medikation und physikalische Maßnahmen erreicht werden kann. 
Gesamtziel der Rehabilitation nach Gelenkersatz ist eine Verbesserung der Selbsthilfefähigkeit und Mobilität sowie der körperlichen Leistungsfähigkeit, so dass eine Reintegration in den häuslichen Kontext sowie auch die berufliche Wiedereingliederung möglich werden. Hierzu sind im Anschluss an die Rehabilitation zur Förderung der Teilhabe Wiedereingliederungshilfen und Nachsorgekonzepte erforderlich. Die körperliche Belastbarkeit kann in der rehabilitativen Phase durch Training von Herz und Kreislauf und durch Konditionstraining verbessert werden. Zur Sekundärprävention sind Schulungen, Vorträge und Seminar sinnvoll.

Praktische Umsetzung der Therapieziele
Zum Erreichen der Therapieziele arbeitet ein interdisziplinäres Team bestehend aus Ärzten, Pflegekräften, Physiotherapie, Trainingstherapeuten sowie Sozialarbeitern, Ergotherapeuten, Psychologen und Diätassistenten und auch Masseuren und Bademeistern eng zusammen. 
Hierbei ist der Arzt als Ansprechpartner in der medizinischen Betreuung verantwortlich für die Verordnung der Therapie und für die Koordinierung der Maßnahmen. 
In der aktivierenden Pflege werden zunächst Hilfestellungen für die Aktivitäten des täglichen Lebens gewährt, mehr und mehr muss der Patient jedoch selbst die Verantwortung für Körperhygiene, Mobilität und Nahrungsaufnahme übernehmen. 
Im Rahmen der Physiotherapie erfolgt eine individuelle Betreuung zur Verbesserung des Lokalbefundes und auch zur Schulung von physiologischen Bewegungsabläufen, Reduktion von Schmerzen durch manuelle Techniken und Hilfen in der Geh- und Stehfähigkeit. 
Die physikalische Therapie kann die Schmerztherapie ergänzen und auch durch Elektrotherapie und Hydrotherapie Schwellungszustände beseitigen, den Stoffwechsel verbessern und auf das vegetative Nervensystem Einfluss nehmen. 
In der Medizinischen Trainingstherapie erfolgt ein gezieltes Beüben der muskulären Qualitäten, wie Kraft, Ausdauer und Koordination. 
Bewegungsabläufe können auch in der Ergotherapie geübt werden sowie Hilfsmittel demonstriert und verordnet werden. Darüber hinaus erfolgt auch eine Vorbereitung auf berufliche Ansprüche und das Testen einer entsprechenden Leistungsfähigkeit. 
In den Schulungsprogrammen wird durch Therapeuten und Ärzte sowie Psychologen und Diätassistenten für die einzelnen Indikationen eine Informationsvermittlung sowie auch in interaktiven Sitzungen ein Interesse an der Gesunderhaltung, an Körperwahrnehmung und Möglichkeiten zur Verbesserung der Lebensqualität gegeben.

Ergebnisse
Die Ergebnisse der Rehabilitation nach orthopädischen Eingriffen sind laut Studienlage in der deutschen Rehabilitationslandschaft sehr gut. Nach Angaben der Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation (BAR) spart der Deutsche Staat jährlich Milliardenbeträge durch die frühzeitige Wiedereingliederung von Erwerbstätigen in den Arbeitsprozess durch Rehabilitation und durch Vermeidung von Pflegefällen durch die Rehabilitation. Die Durchführung von Rehabilitationsbehandlungen ist deshalb sehr sinnvoll und rechnet sich auch gesamtwirtschaftlich. 
In der Klinik in Sommerfeld wurden die Ergebnisse schweregradbezogener Behandlungsabläufe in der Rehabilitation von Hüfttotalendoprothesen im Jahr 2005 an über 300 Patienten evaluiert. 
Die Evaluation erfolgte durch Erheben des sogenannten Staffelstein-Scores vor und nach der Rehabilitation mit Angaben zu Schmerz, Beweglichkeit und Alltagsaktivitäten. Des weiteren wurde die Behandlungsdauer und die Intensität der Behandlung berücksichtigt. 
Es zeigte sich bei der Auswertung, dass Patienten in allen Schweregraden von der Rehabilitation profitiert hatten und dass insbesondere die Patienten nach Wechseloperationen und mit eingeschränktem Gesundheitszustand (Komorbiditäten) den größten Zuwachs an Mobilität hatten.

Checklisten
In der Nachbehandlung werden zur Vereinfachung aber auch zur Sicherstellung von Standards Checklisten eingesetzt. Hierbei wird sowohl auf die Thromboseprophylaxe, den Magenschutz, die Sturzprophylaxe sowie Übungsprogramme und Schulung geachtet. 
Konkret gibt es Arbeitshilfen und Schulungen zu den Themen Schlaf- und Sitzposition, Sicherheit beim Fahren, sportliche Aktivitäten und Sexualität. 
So ist beispielsweise eine verbindliche Empfehlung zum PKW-Fahren möglich, die sich nach dem operierten Gelenk richtet bzw. auch danach, ob das Auto mit Automatik oder Schaltgetriebe ausgestattet ist. 
Ähnliche Empfehlungen gibt es auch zum Sport, wo es für einen an Knie- oder Hüftgelenk operierten Patienten mit Totalendoprothese sehr bedenklich ist, Sportarten wie Handball, Squash, Judo oder Leichtathletik zu betreiben, während Radfahren, Schwimmen und Walken eher zur Gesunderhaltung empfohlen werden.

Fazit
In den letzten Jahren konnten effektive Konzepte zur Rehabilitation nach Gelenkoperationen entwickelt werden, die ein individuelles Vorgehen ermöglichen, jedoch auch einen guten Standard garantieren. Rehabilitation lohnt sich für jeden Einzelnen und auch für die Gesellschaft, was in Studien dargelegt werden kann und im gesamtwirtschaftlichen Rahmen durch die BAR demonstriert wurde. Praktische Checklisten helfen, besser, sicherer und schneller ins tägliche Leben zurückzukehren.