Orthopädische Rehabilitation

Patientenschulungen in der Rehabilitation

Wiederherstellung oder Wiederbefähigung?
Schulungsveranstaltungen und Gesundheitstrainingsseminare nehmen innerhalb des Reha-Konzeptes neben den eigentlichen medizinischen Maßnahmen einen breiten Raum ein und sind Teil des Therapieplanes der stationären Rehabilitationsmaßnahmen.

In den Begrüßungsvorträgen für neu aufgenommene Patienten der Reha-Klinik stellen wir gern die Frage: „Was heißt eigentlich Rehabilitation auf deutsch übersetzt?“
Daraufhin bekommen wir oft die Antwort: „Wiederherstellung“. Wiederherstellung meint aber nur die eine Seite – den therapeutischen Aspekt. Wörtlich übersetzt heißt Rehabilitation jedoch „Wiederbefähigung“. Der Patient soll durch die Reha-Behandlung dazu befähigt werden, wieder sein selbständiges Leben in Alltag, Familie und Beruf führen zu können, teil zu haben am normalen gesellschaftlichen Leben.

Der Ablauf dieser Patientenschulungen ist in den verschiedenen Seminaren ähnlich:

  • Informationen über das jeweilige Krankheitsbild
  • Informationen zu Krankheitsursachen und Behandlungsmöglichkeiten
  • Hinweise zur Krankheitsbewältigung und praktische Alltagstipps
  • Motivation für eine selbständige gesundheitsfördernde Lebensweise des Patienten
  • Beantwortung von individuellen Fragen der Teilnehmer

Oft werden diese Veranstaltungen deshalb nicht als Unterricht, sondern als aufgelockerte Gesprächsrunden gestaltet.

Leben mit der Endoprothese
Einen wichtigen Anteil nimmt die Patientenschulung zum „Leben mit der Endoprothese“ ein. Da sich in unserem Haus viele Patienten nach einer Gelenkersatzoperation befinden, ist das Interesse für diese Schulung sehr groß. Diese Schulung wird von den Stationsärzten der Reha-Klinik durchgeführt. Dabei werden anatomische Grundlagen vermittelt und die gängigsten Endoprothesen-Modelle demonstriert. 
Für die Patienten ist es sehr anschaulich, ihre „eigene Endoprothese“ einmal anzufassen und zu bewegen. Dadurch entsteht sofort ein größeres Verständnis für die durchgeführte Operation und verschiedene Aspekte eines achtsamen Umgangs mit diesem neuen Körperteil. Praktische Tipps umfassen Alltagshinweise wie den Umgang mit einer Greifzange, Strumpfanziehhilfe, einem Badewannensitz oder einer WC-Erhöhung.

Die Patienten erhalten auch Hinweise für die Organisation ihres Haushaltes. Günstig ist es, schon vor der Rückkehr in die eigene Wohnung die häusliche Situation zu durchdenken und folgende Fragen für sich zu beantworten:

  • Bestehen Stolperfallen in der Wohnung?
  • Wie ist die Höhe meines Bettes und von welcher Seite kann ich in das Bett einsteigen?
  • Besteht Rutschgefahr in meinem Badezimmer?
  • Benötige ich eine Toilettensitzerhöhung?
  • Sind in meiner Küche die wichtigsten Lebensmittel und das Geschirr gut erreichbar und in einer guten Höhe für mich angebracht?
  • Benötige ich einen Teewagen für den Transport von Geschirr und Lebensmitteln innerhalb der Wohnung?
  • Ist die Höhe meiner Wohnzimmerstühle ausreichend, damit ich nicht in tiefen Sesseln sitzen muss?
  • Kann ich mir mein Essen selbst zubereiten oder brauche ich dabei Hilfe?
  • Muss ich mich auf eine stürmische Begrüßung durch Haustiere oder Kleinkinder einstellen (Sturzgefahr!)?

Viele Fragen kommen von den Teilnehmern bezüglich Einschränkungen der körperlichen Belastbarkeit, sportliche Aktivitäten sowie Liebe und Zärtlichkeit. Die letztgenannten Fragen werden häufig auch im persönlichen Arztgespräch behandelt.

Rückenschule
Ein weiterer Schwerpunkt der Patientenschulungen sind unsere Rückenschulseminare. Hier erläutern die Ärzte am anatomischen Modell eine Wirbelsäule und die möglichen Schmerzursachen für Rückenschmerzen: Gelenkverschleiß, Bandscheibenvorfälle, überlastete Muskeln, Fehlhaltung und Bänderschmerz. Auch in dieser Schulung werden medizinische Hintergründe zur Behandlung und Prophylaxe gegeben. Ergänzt werden sie durch praktische Seminare der Ergotherapeuten über eine rückengerechte Alltagsbelastung, der Sportlehrer über ein Training der Rückenmuskulatur und der Krankengymnasten.
Die Patienten bekommen auch Hinweise, wie sie sich bei einem akuten Rückenschmerzanfall verhalten sollen und was sie selbst gegen den Schmerz tun können.

Osteoporose –  nur eine Alterskrankheit?
Wöchentlich finden in unserem Hause Osteoporoseschulungen statt. Dabei wird auf Risikofaktoren und vorbeugende Maßnahmen hingewiesen. Gefährdet sind vor allem ältere Menschen, Frauen nach den Wechseljahren, Patienten mit mehreren Knochenbrüchen in ihrer Lebensgeschichte und Patienten mit inneren Erkrankungen (z. B. Hormonstörungen, Schilddrüsenstörungen, Magen-Darm-Erkrankungen).
Auch bei der Osteoporose wird am Röntgenbild und am anatomischen Modell die krankhafte Veränderung anschaulich dargestellt. Bei bestehenden Risikofaktoren und Interesse des Patienten zur Abklärung ist in unserem Hause die Durchführung einer Knochendichtemessung als Selbstzahlerleistung möglich.

Gesunde Ernährung
Sehr beliebt ist bei unseren Patienten die praktische Schulung in der Therapieküche (dienstags und donnerstags 16.00 – 18.00 Uhr). Dabei kochen die Patienten, backen, bereiten Salate, Aufläufe und Süßigkeiten in fröhlicher Gemeinschaft unter Anleitung unserer Diätassistentinnen zu. Ergänzt werden diese praktischen Seminare durch theoretische individuelle Diätberatungen einzeln oder in der Gruppe.

Asthma-Schulung
In unserer Reha-Klinik werden neben orthopädischen Patienten auch Patienten mit Lungenerkrankungen behandelt. Diese Patienten mit Asthma bronchiale oder Bronchitis nehmen an einem strukturierten Schulungsprogramm über Atemwegserkrankungen teil. Dies beinhaltet ebenfalls Informationen zum Krankheitsbild, praktische Unterweisungen zur Messung der Lungenvolumina, Umgang mit Inhalationsgeräten und Dosier-Aerosolen. Außerdem werden auslösende Faktoren und Verhalten im Asthma-Anfall besprochen und geübt.

Liebe Patienten,
lassen Sie sich einladen zu einer aktiven Teilnahme an diesen Schulungsveranstaltungen, damit Sie Ihr Krankheitsverständnis und Krankheitsmanagement verbessern können. Wir helfen Ihnen gern dabei. Dies verstehen wir unter Wiederbefähigung für ein aktives Leben und auch für ein „gesundes Altwerden“.