Klinisches Ganganalyselabor

Was ist eine dreidimensionale instrumentelle Ganganalyse?

Die Ganganalyse ist ein Teilgebiet der Bewegungsanalyse. Mit Ihr kann die natürliche Fortbewegungsart des Menschen, das Gehen, beschrieben und auf seine Eigenschaften hin untersucht werden. Zu den Einsatzfeldern der Ganganalyse zählen die Forschung, Dokumentation und die Diagnostik, d.h. das Finden der Ursache einer Gangstörung.

Um das Gangmuster vollständig beschreiben zu können, müssen eine Vielzahl biomechanischer Messmethoden miteinander verbunden werden. Der Einsatz der verwendeten Messmethoden richtet sich nach der Gangstörung und der Fragestellung.

Ein Ganglabor besteht in der Regel aus 3 Komponenten:

Kinematik

Die Kinematik beschreibt die Bewegung des Patienten anhand von Weg-Zeit-Parametern wie Schrittlänge, Schrittbreite, Gehgeschwindigkeit und Anzahl der Schritte pro Minute und Bewegungsmerkmalen, wie Gelenkwinkel und Gelenkgeschwindigkeiten.  Um dies messen zu können werden dem Patienten an bestimmten Gelenkpunkten kleine reflektierende Marker aufgeklebt. Anschließend geht der Patient auf einer ca. 10m langen Gangstrecke auf und ab und wird von 8 Videokameras gefilmt. Die Videokameras werden so im Raum verteilt, dass die Marker zu jedem Zeitpunkt von mindestens zwei Kameras gesehen werden. So kann die Position der Marker im Raum in 3D rekonstruiert werden. (Abb. 1: Darstellung der Winkelverläufe (Bsp. Sprunggelenk ; Kinematik)

Kinetik

Bei der Messung der Kinetik, der sogenannten Bodenreaktionskraft werden die Kräfte gemessen, die auf ein Gelenk oder Körperteil wirken. Dazu geht der Patient über eine im Boden eingelassene Kraftmessplatte.

Mit Hilfe im Boden eingelassener Druckmessplatten, der Pedobargraphie, werden die Druck-Zeit-Verläufe unter der Fußsohle erfasst. Damit kann die Belastungsdauer, der Kraft- und Impulsverlauf, der Druckschwerpunkt und das Abrollverhalten analysiert werden. (Abb. 2: Darstellung der Pedobargraphie) 

Elektromyographie

Die Elektromyographie dokumentiert die Muskelaktivität bei der Fortbewegung.

Dazu werden Elektroden auf den zu untersuchenden Muskel geklebt, Mit Hilfe der Elektromyographie kann überprüft werden, ob ein Muskel aktiv ist und wie hoch seine Aktivität ist.  (Abb. 3: Darstellung der Muskelaktivität)

Bei der instrumentellen Ganganalyse werden alle drei Komponenten (Kinematik, Kinetik und Elektromyographie) miteinander kombiniert. Dadurch kann der menschliche Gang sowohl subjektiv als auch objektiv (mit Hilfe von Messinstrumenten) beurteilt und interpretiert werden. Die Interpretation der Daten muss stets in der Zusammenschau mit den klinischen Befunden erhoben werden.

Oft reicht aber auch schon eine Teilmessung, um die Fragestellung zu beantworten und die Therapie dadurch positiv zu beeinflussen.


Wichtig: Es entscheidet immer die Gangstörung und die Fragestellung darüber, welche Messmethoden zum Einsatz kommen.