Kinderorthopädie

Die Hüftdysplasie

Von einer angeborenen Hüftdysplasie oder Fehlbildung der Hüftgelenkspfanne spricht man, wenn die Gelenkpfanne sich in den ersten Lebensmonaten nicht ausreichend ausbildet, sondern zu steil bleibt und dem Hüftkopf zu wenig Halt bietet (s. Zeichnung rechts). Es besteht in schweren Fällen die Möglichkeit einer Verrenkung des Hüftkopfes (Hüftluxation) oder in leichten Fällen zumindest einer sehr frühen Abnutzung.

Ohne Behandlung führen diese Veränderungen meist noch im Laufe der Kindheit zu Hinken und Schmerzen. Ein Gelenkersatz kann so schon im jungen Erwachsenenalter notwendig werden um die Mobilität zu erhalten. Mit frühzeitiger Behandlung ist in fast allen Fällen eine normale Hüftgelenksentwicklung möglich.

Ursachen
Die Ursache ist unklar, es scheinen jedoch mehrere Faktoren eine Rolle zu spielen, wobei Mädchen und Säuglinge mit Beckenendlage und familiärer Häufung viel häufiger betroffen sind. Auch bei Nerven- und Muskelerkrankungen kann sich im Laufe der Jahre eine Hüftdysplasie und Luxation entwickeln.

Der Kinderorthopäde findet meist eine Faltenasymmetrie, grobmotorische Asymmetrie, Bewegungsarmut, Instabilität und Abspreizhemmung des betroffenen Hüftgelenkes. Bei Luxation besteht eine Beinlängendifferenz und leere Pfanne.

Diagnostik
Die Hüftultraschall-Untersuchung ist in der 4. bis 6. Woche für alle Kinder verpflichtend und bis zum Alter von ca. 10 Monaten diagnostisch sinnvoll. Eine Röntgenaufnahme ist ab dem 9. Monat bzw. bei fehlender sonographischer Beurteilbarkeit notwendig. 

Therapie
Therapeutisches Grundprinzip ist eine stadien- und altersabhängige funktionelle Behandlung zur frühestmöglichen optimalen Einstellung des Hüftkopfes in die Gelenkpfanne. Bei Verrenkungen muss eine frühe Reposition konservativ nach Längs- und Overhead-Extension oder mittels funktioneller Repositionsorthesen (z.B. Pavlik-Bandage) angestrebt werden.

Um den Hüftkopf bestmöglich in die Gelenkpfanne einzustellen, muss anschließend je nach Stadium der Erkrankung und Ausmaß der Instabilität eine Orthese (z.B. Tübinger-Schiene, Spreizhose, Beuge-Spreizbandage) oder eine Becken-Bein-Gipsverband (z.B. Fettweisgips) für mehrere Wochen bis Monate angelegt werden. Erst wenn bei den Ultraschall-Kontrollen eine vollständig reife Gelenkpfanne mit guter Überdachung des Hüftkopfes zu sehen ist, kann die Behandlung beendet werden.

Besonders den ersten Lebensmonaten (a-c) ist das Gelenk noch knorpelig (in der o.a. Zeichnung schwarz markiert) und damit formbar, mit den Monaten und Jahren (d-f) nimmt die Modellierbarkeit des Gelenkes aufgrund der überwiegend knöchernen Form immer mehr ab.