Rummelsberg

Besonderheit bei der 19. Auflage: Separates Programm für junge an Parkinson erkrankte Menschen

Parkinson-Symposion mit Neuigkeiten aus Hongkong

Rummelsberg. Die 19. Auflage des Rummelsberger Parkinson-Symposions war ein regelrechter Besuchermagnet. Initiator und Chefarzt PD Dr. Martin Winterholler sprach gar von einem „überwältigenden Ansturm". Der Chefarzt der Klinik für Neurologie am Krankenhaus Rummelsberg war es auch, der die Veranstaltung eröffnete und Neuigkeiten vom Weltkongress in Hongkong präsentierte. „Im Umgang mit Ihrer Krankheit ist es ein wichtiger Schritt, dass Sie heute da sind", so Winterholler gegenüber den Teilnehmern. Edmund Emsberger, Organisator der Selbsthilfegruppe Nürnberg-Fürth, pflichtete bei: „Es fällt Betroffenen leichter mit der Krankheit umzugehen, wenn sie in einer Selbsthilfegruppe organisiert sind." In diesem Jahr wartete das Symposion mit einer Neuerung auf: ein eigens geschaffener Vortragsblock für junge an Parkinson erkrankte Menschen, die noch berufstätig sind oder sein könnten.

Allein 40 Selbsthilfegruppen gibt es in Bayern. Seit Jahren richtet die Selbsthilfegruppe aus Nürnberg-Fürth zusammen mit der Klinik für Neurologie das Parkinson-Symposion aus. Umso gespannter war man in diesem Jahr, was Chefarzt Winterholler für Neuigkeiten mit im Rucksack hatte, da er kürzlich beim Parkinson-Weltkongress in Hongkong vor Ort war. Hoffnung mache ihm eine mögliche Impfung gegen Parkinson, um die festgestellten Eiweißablagerungen in den Nervenzellen von Parkinson-Erkrankten aufzuhalten. Mit dem möglichen Impfstoff, der derzeit in der Erprobung sei, konnte an 48 getesteten Menschen nachgewiesen werden, dass das Eiweiß in den Nervenzellen tatsächlich weniger werde. „Die langfristige Wirkung bleibt noch abzuwarten", so Winterholler. Aus seinem Reise-Rucksack präsentierte der Mediziner noch weitere Ansätze, die Hoffnung machen. Hochenergetischer Ultraschall könne zudem eingesetzt werden, um Gewebe im Gehirn gezielt zu schädigen. „Dieser Ansatz könnte zum Tragen kommen, wenn das Symptom des Zitterns bekämpft werden soll. Schließlich wird dieses Symptom bei Betroffenen oftmals durch Medikamente nicht besser", erklärte Winterholler.

Keine neuen Medikamente am Horizont, aber neue Darreichungsformen

In Sachen neuer Medikamente musste der Chefarzt die Anwesenden enttäuschen. „Hier gibt es leider nichts Neues. Das war auch für mich enttäuschend". Das wichtigste Medikament im Kampf gegen Parkinson bleibe das L-Dopa. Allerdings betonte Winterholler: „Dosis und Auswahl der Medikamente müssen individuell erfolgen. Hier spielt unter anderem auch das Körpergewicht eine wichtige Rolle". Die Zukunft sei auch ein bereits erfolgreiches Medikament – allerdings anders dargereicht. „Das Ihnen alle bekannte Levodopa könnte die Zukunft sein. Dabei handelt es sich um einen bekannten Wirkstoff, der anders dargereicht wird. So dass man in einer Off-Phase eine schnellere Wirkung erzielt, da das Medikament nicht erst über den Darm aufgenommen wird, sondern durch Inhalation direkt ins Blut und ins Gehirn gelangt". Mit einem weiteren Ansatz konnte der Mediziner aufräumen: „Die Hoffnung, dass Nikotin einen positiven Effekt auf den Verlauf der Krankheit hat, hat sich zerschlagen. Nikotinpflaster und Co. bringen leider nichts".

Vier unterschiedliche Gruppen von parkinsonartigen Erkrankungen machen Neurologen das Leben schwer

Im zweiten Teil des Hauptvortrages ging PD Dr. Zacharias Kohl von der Universitätsklinik Erlangen der Frage nach, wann Parkinson atypisch ist. Der Großteil, ungefähr 75 Prozent, sei an Morbus Parkinson erkrankt. Der Rest habe „parkinsonartige Erkrankungen". Kohl näherte sich der eingangs erwähnten Frage, indem er erst einmal erörterte, wann eine Parkinson-Erkrankung typisch sei. „Grundsätzlich gilt: wenn der Patient gut auf L-Dopa anspricht", so der Mediziner. Das Entscheidende sei ein neurologischer Befund, dabei würden drei zentrale Sachen abgeprüft: „Das Ansprechen auf Dopamin, eine Bildgebung des Kopfes und ein Riechtest. Wundern Sie sich also nicht, wenn kein technischer Zusatz bei der Erst-Untersuchung benötigt wird. Dies kommt erst zum Tragen, wenn es keine typische Parkinson-Erkrankung ist", so Kohl. Früh im Krankheitsverlauf auftretende Stürze, Sprech- und Schluckstörungen, Demenz sowie eine rasche Verschlechterung innerhalb der ersten Monate können Indizien für eine andere Form der Erkrankung sein. „Hier wird in vier Gruppen unterschieden. Es gibt die Demenz mit Lewy-Körperchen, die Multisystematrophie, die progressive supranukleäre Paralyse und das Corticobasale Syndrom. Das grundsätzliche Problem: für atypische Syndrome gibt es keine wirklich, guten Behandlungsmöglichkeiten." Die diversen Unterschiede und Syndrome seien für Neurologen Fallen, in die sie tappen können. Grundsätzlich lassen sich die Formen aber über zwei unterschiedliche Eiweiße charakterisieren, welche in den Nervenzellen vorgefunden werden. Kohl berichtete über Ansätze, um auf diesem Gebiet vorwärts zu kommen. Neben Medikamententests in Studien, gäbe es auch hier Hoffnung hinsichtlich eines neuen Medikaments (MSA) und einer Impfung gegen das Tau-Protein. Wichtig sei auch die Etablierung eines Patientenregisters, um Langzeiterkenntnisse über die Parkinson-Formen zu bekommen.

Im Anschluss an die unterschiedlichen Vortragsblöcke konnten sich die über 300 Teilnehmer in sechs Patientenseminare aufteilen. In diesen wurde unter anderem die Verbindung zwischen Sport und Parkinson erörtert, der Frage nachgegangen, für wen und wann ein Hirnschrittmacher Sinn macht und vorgestellt, welchen Einfluss ChiGong und Yoga auf die Entwicklung der Krankheit haben. Chefarzt Winterholler zog ein positives Resümee: „Wenn Patienten mehr von ihrer Krankheit verstehen, können wir Ärzte Sie auch besser behandeln. Insofern ist es ein wichtiger Schritt, dass so viele Betroffene diese Veranstaltung besucht haben!"

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