Rummelsberg

Traditionsveranstaltung lockte zahlreiche Mediziner nach Rummelsberg

Orthopädentag im Zeichen besonderer Lösungen

Rummelsberg. Traditionell lud Prof. Dr. Richard Stangl, Ärztlicher Direktor am Krankenhaus Rummelsberg, zum Orthopädentag und anschließendem Neujahresempfang in die Fachklinik nach Rummelsberg ein – und traditionell folgten zahlreiche Mediziner dem Ruf. Im Mittelpunkt stand das Motto „spezielle Herausforderungen – besondere Lösungen".

Ein kurzweiliges Programm mit hochkarätigen Rednern hatte Prof. Dr. Stangl auf die Beine gestellt, was zahlreiche Mediziner und ganz speziell Orthopäden nach Rummelsberg lockte. Und so musste man vereinzelte freie Plätze im Vortragssaal der Fachklinik regelrecht suchen. Zum Auftakt betonte der stellvertretende Landesvorsitzende des Berufsverbandes für Orthopädie und Unfallchirurgie Dr. Stefan Klug, dass sich der Ärztemangel hätte bessern sollen, aber genau das Gegenteil sei eingetreten. „Mit Mengen-Begrenzungen und niedrigeren DRG‘s können gewisse Qualitätsstandards nicht mehr gehalten werden, wenn sich an der Erlössituation nichts ändert", so Dr. Klug. Der Mediziner appellierte an das Engagement der anwesenden Kollegen die Qualitätsstandards hochzuhalten. Dass die Rummelsberger Fachklinik in Sachen Qualität und Spezialisierung immer mehr in den Vordergrund rückt, passt da gut ins Bild. Geschäftsführer Frank Stauch berichtete über die Neuerungen im vergangen Jahr, zum Beispiel die Ausweisung zweier weiterer Zentren im Landeskrankenhausplan, wo das Krankenhaus Rummelsberg eine Leuchtturmfunktion für andere Häuser in den Bereichen Fußchirurgie und Behandlung von Menschen mit Behinderung einnimmt.

3D-Röntgenbildgebung unter Belastung: Neuer Standard in der Fuß- und Sprunggelenkchirurgie

Im ersten Teil des Orthopädentags stand die Dreidimensionalität im Fokus. Prof. Dr. Martinus Richter, als Chefarzt zuständig für die Klinik für Fuß- und Sprunggelenkchirurgie, sang ein Loblied auf die 3D-Röntgenbildgebung unter Belastung. „Das Röntgen an sich hilft nicht, da es die Fehlstellung nicht genau darstellt. Aber die 3D-Technologie unter Belastung hilft enorm bei der Diagnostik", so Richter. Die Strahlen-belastung sei zwar höher, aber innerhalb 60 Sekunden könnten beide Füße geröntgt werden. Dies entspreche einer Belastung von neun digitalen Röntgenbildern. Der große Vorteil sei laut Richter, dass keine CT-Aufnahmen im Nachgang mehr nötig seien und man nur mit einem PedCat die exakten Winkel erhalte und dies so entscheidend für die spätere Operation sei, ob eine Fehlstellung eben neun Grad oder 14 Grad hat. Kumuliert würde sich so sogar die Strahlenbelastung um zehn Prozent reduzieren, da weniger CT-Aufnahmen nötig sind und der Zeitaufwand sich um 85 Prozent verringert. Richter belegte diese Annahme anhand von Studien eindrucksvoll. „Eine 3D-Röntgenbildgebung unter Belastung ist ein neuer Standard in der Fuß- und Sprunggelenkchirurgie", so Richter, dessen Klinik europaweit die erste war, die vor Jahren so ein Gerät bereits angeschafft hat.

Adipositas und Co.: „Implantat von der Stange reicht nicht mehr aus"

Prof. Dr. Dr. Wolf Drescher berichtete von einem Software-Tool, mit Hilfe dessen der Knochenüberstand bei Impingment-Syndromen an der Hüfte analysiert werden kann. „Der 3D-Viewer schafft bei unklaren Hüftproblemen Klarheit und ist gerade in der Kommunikation mit dem Patienten sehr hilfreich." Der Spezialist für Wechsel- und Sonderendoprothetik, sowie septische Revisionendopro-thetik, Dr. Erwin Lenz, präsentierte im Zuge seines Vortrags zum Thema „Der Beckendefekt im Kreuzfeuer zwischen Operation, Technik und Ökonomie", dass 2017 6,4 Milliarden Euro für Endoprothetik hierzulande ausgegeben wurden. Davon geht der Anteil von 2,1 Milliarden Euro auf das Konto der Wechselendoprothetik und 810 Millionen Euro schlagen für Infektionen zu Buche. Das seien Summen, die künftig noch größer werden, da das Implantat von der Stange nicht mehr ausreichen werde, so Lenz. Wichtig sei vor allem die Aufklärung. „Wenn es um Wechselendoprothetik geht, muss man dem Patienten schonungslos sagen, dass es nicht wieder so wird wie nach der Erst-Implantation", erklärte Dr. Lenz. Gleichzeitig verwies Lenz auch auf die Entwicklung des Body-Mass-Index. Aktuell existiere wesentlich mehr Adipositas als noch vor zehn Jahren – und diese Fälle müssen ganz anders gehandhabt werden.

E-Bikes sorgen für Anstieg von Querschnitten

Dr. Hans-Joachim Eisele, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, Pneumologie und Geriatrische Rehabilitation, widmete sich der Leitlinie zur Diagnostik und Therapie der Venenthrombose und der Lungenembolie und räumte dabei auch mit einem Märchen auf. „Für den Nutzen von Antiemboliestrümpfen gibt es keinerlei Evidenz", so Eisele. Zum Ende des ersten Teils referierte Dr. Matthias Ponfick, Ärztlicher Leiter des Quer-schnittzentrums, über die besondere Herausforderung mit Patienten mit komplexem Querschnitt. Allein im ersten Quartal des vergangenen Jahres gab es in den 27 Zentren, die es deutschlandweit gibt, über 800 frische Querschnitte. „Gerade durch E-Bikes nehmen Querschnitte durch Fahrradunfälle in den letzten Jahren drastisch zu", so Ponfick. Gerade die Selbstständigkeit sei bei Querschnittpatienten extrem wichtig: „Je selbstständiger Betroffene sind, desto länger überleben sie." Da sich das Querschnittzentrum in Rummelsberg etabliert hat und sich großer Nachfrage erfreut, folgt im Juli der nächste Schritt, denn dann wird das Querschnittzentrum um eine Neuro-Urologie erweitert.

Ganganalyse, Pseudarthrosen und Problempatient

Im zweiten Teil der Veranstaltung präsentierte Dr. Michael Wachowsky die Vorteile einer Ganganalyse im Vorfeld einer Operation. Der Chefarzt der Klinik für Kinder-, Jugend- und Neuroorthopädie verdeutlichte, dass durch das Gangbild des Patienten ganz andere Rückschlüsse auf eine anstehende Operation zu Tage kommen. Im Anschluss thematisierte Prof. Dr. Stangl, Ärztlicher Direktor der Klinik, Pseudarthrosen und posttraumatische Fehlstellungen aus dem Klinikalltag, die immer individuell versorgt werden müssen. Eine Pseudarthrose bezeichnet die ausbleibende Heilung eines Knochenbruchs oder einer Osteotomie. Für allgemeines Kopfschütteln sorgte ein Fall eines Patienten, der im Türkei-Urlaub in einem Café eine Schussverletzung erhielt. Diese wurde in der Türkei fachgerecht notfallmäßig versorgt, aber die Fraktur verheilte nicht. Durch aufwändige operative Maßnahmen mit Segmenttransfer konnte das Bein in Rummelsberg erhalten werden. „Aufgrund der demografischen Entwicklung ist zukünftig mit einer deutlichen Zunahme der Inzidenz von Frakturen, posttraumatischen Fehlstellungen und Pseudarthrosen zu rechnen", so Stangl. „Aufgrund der komplexen Geometrie muss die Analyse der Fehlstellung systematisch erfolgen und evaluiert werden, inwieweit die objektive Fehlstellung für die vom Patienten berichteten Beschwerden verantwortlich gemacht werden kann", erklärte der Mediziner. Der Kollege für Wirbelsäulenchirurgie, Chefarzt PD Dr. Uwe Vieweg, widmete sich dem Problempatient in der Wirbelsäulenchirurgie. Während die degenerativen Wirbelsäulenerkrankungen gleichbleiben, nehmen die psychosomatischen Erkrankungen zu. Ziel müsse es sein, den Problempatienten nicht nur zu behandeln, sondern auch zu verstehen, wenn dieser beispielsweise Zwangsneurosen oder Angstneurosen entwickelt habe.

Beim Thema Organspende muss sich was tun – Spezialsprechstunde im MZEB

Dr. Jörg Albrecht sprach über die Entwicklung in Sachen Organspende und was sich dort gesetzlich derzeit tut. Die mangelnde Spendebereitschaft und strukturelle Probleme der Spenderindikation führen dazu, dass derzeit drei Menschen pro Tag auf der Warteliste sterben. Den Abschluss bildete ein Vortrag von Dr. Frank Kerling. Seit März leitet er das ambulante Versorgungszentrum für Menschen mit Behinderung am Krankenhaus Rummelsberg, kurz MZEB. Der Mediziner stellte den interdisziplinären Weg der Zusammenarbeit vor und berichtete auch über Neuerungen. Unter anderem soll es in Kürze eine Spezialsprechstunde für Patienten mit Langzeitbeatmung und/oder Tracheostoma geben.

„Viele spannende Themen mit etlichem Mehrwert", lautete die kurze Zusammenfassung von Prof. Dr. Stangl, der die Teilnehmer nach den fundierten Vorträgen und anregenden Diskussionen nicht länger auf das Buffet warten lassen wollte. Beim Neujahresempfang nutzten die Teilnehmer die Möglichkeit für den gemeinsamen Austausch und das Netzwerken.

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