Gynäkologisches Krebszentrum

Tumorerkrankungen der Frau

Über 30.000 Frauen erkranken in Deutschland pro Jahr an einem Unterleibskrebs.

Bei vielen Frauen mit dieser Erkrankung ist eine Operation erforderlich. Je nach Erkrankung, Erkrankungsschwere und vielen weiteren Faktoren können sich  Therapie und Operation sehr unterscheiden. Wir setzen alles daran, um gemeinsam mit den Patientinnen die optimale Methode ihrer Behandlung zu finden.

Minimal invasive Chirurgie in der Onkologie

In der Krebsbehandlung ist maximale Sicherheit für die Patientin vorrangig. Dennoch gilt es bei den insgesamt guten Prognosen für die Patientin zu berücksichtigen, welche Begleiterkrankungen durch eine ausgedehnte Operation entstehen können. Inzwischen ist es durch moderne Techniken und entsprechende Operateurserfahrungen und –qualifikationen möglich geworden, viele Eingriffe auch in der Onkologie laparoskopisch durchzuführen. Dazu gehört nicht nur die normale und erweiterte radikale Gebärmutterentfernung und Eierstockentfernung, sondern auch die komplette Lymphknotenentfernung entsprechend der Becken- und der Hauptschlagader, die Entfernung oder Präparation des sogenannten großen Netzes „Omentum majus", bis hin zur laparoskopisch durchgeführten Exenteration in speziellen Fällen. Wichtig ist, dass die Operation auch minimal invasiv immer unter dem gleichen Sicherheitsaspekt und –anspruch durchgeführt wird, wie sie ohne Bauchspiegelung durchgeführt worden wäre.

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Gebärmutterhalskrebs

Der Gebärmutterhals ist der untere schlanke Teil der Gebärmutter. Er nimmt nur etwa 30 % der Gebärmutter ein. Seine wichtigste Funktion ist es, die Gebärmutterhöhle nach außen zu verschließen und vor Keimen aus der Scheide zu schützen.

Krebserkrankungen des Gebärmutterhalses sind in Deutschland dank der Krebsvorsorgeuntersuchung verhältnismäßig selten geworden. Trotzdem erkranken in Deutschland über 5.000 Frauen pro Jahr. Ist der Tumor auf den Gebärmutterhals begrenzt, besteht die Therapie in einer sogenannten radikalen Operation der Gebärmutter nach Wertheim. Wir führen diese seit einigen Jahren in einer speziellen Nerven schonenden Variante, der sogenannten totalen mesometranen Resektion (TMMR), durch. Hierbei besteht nicht nur hohe Sicherheit, den Tumor samt seinem Ausbreitungsgebiet zu entfernen, sondern auch eine Schonung aller anderen Strukturen in der Umgebung. Die hohen Beschwerden, die früher nach dieser Operation auftraten, z.B. durch Blasententleerungsstörung, sind damit viel seltener geworden. Außerdem müssen bei Patientinnen mit Gebärmutterhalskrebs regelmäßig die Lymphknoten entlang der Beckenwand entfernt werden.

Wir gehören zu den wenigen Kliniken im Umkreis, wo unter bestimmten Voraussetzungen ist sowohl die Lymphknotenentfernung aber auch die Gebärmutterentfernung durch die laparoskopische Operation möglich. Damit werden die Beschwerden, die um eine Operation herum auftreten, nochmalig deutlich gesenkt, ohen die Sicherheit zu beeinträchtigen.

Ein besonderes Problem stellen spät erkannte Krebserkrankungen dar, da hierbei häufig außer dem Gebärmutterhals auch die Blase und der Darm befallen sein können. Trotz des teils großen Krebsgeschwürs ist die Prognose nicht automatisch schlecht. Diese hängt ganz wesentlich vom Befall der Lymphknoten ab. In diesem Fällen ist eine Entfernung der Lymphknoten über die Bauchspiegelung möglich. Sind die Lymphknoten tumorfrei, kann mit einer Exenteration der gesamte Tumor einschließlich möglicher Nachbarorgane entfernt und somit trotz fortgeschrittenem Stadium eine Tumorfreiheit erreicht werden. Wird die Blase entfernt, ist eine Harnableitung wiederherzustellen, was in der gleichen Operation geschieht. Diese Operation ermöglicht der Patientin ein langfristiges tumorfreies Überleben. Durch die Technicken des Blasenpouch und Ileumkonduits, kann eine hohe Lebensqualität erreicht werden. Ist in spezielle Fällen dies notwendig, kann auch eine Scheide rekonstruiert werden.

In speziellen Fällen kann eine Radiochemotherapie an die erste Stelle gesetzt werden. Anstelle oder vor einer Operation ist möglicherweise auch hier die Tumorbehandlung möglich. Um dies festzulegen, werden Patientinnen mit einer entsprechenden Krebserkrankung in der interdisziplinären Tumorkonferenz gemeinsam mit Onkologen und Strahlentherapeuten vorgestellt und eine individuelle Therapieempfehlung festgelegt.

Damit es erst gar nicht zum Gebärmutterhalskrebs kommt, sollten Diagnosen im Rahmen der Krebsvorsorge schon frühzeitig festgestellt werden und Krebsvorstufen (Carcinoma in situ/CIN III) erkannt und behandelt werden. Dies geschieht in der Dysplasie-Sprechstunde.

Gebärmutterschleimhautkrebs

Die Krebserkrankung der Gebärmutterschleimhaut tritt meistens bei Frauen nach den Wechseljahren auf. Wichtigstes Symptom ist die Blutung nach den Wechseljahren.

Tritt eine solche Blutung auf, sollte grundsätzlich eine Abklärung mittels Gebärmutterspiegelung (Hysteroskopie) und Ausschabung (Abrasio) durchgeführt werden. Bestätigt sich dabei der Befund, ist in den meisten Fällen die Gebärmutterentfernung notwendig. Außerdem müssen die Eierstöcke und in bestimmten Fällen ein Teil der Lymphknoten entlang der Gefäße im Becken und an der Schlagader entfernt werden.

In den aller meisten Fällen ist beim Gebärmutterschleimhautkrebs die Operation über die Bauchspiegelung möglich. Diese ist schonend und genauso sicher und ermöglicht gerade Patientinnen, die ein etwas erhöhtes Risiko bei der Operation haben, diese gut zu überstehen.

Als besondere Risikofaktoren für eine Entstehung eines Gebärmutterschleimhautkrebses gelten Zuckerkrankheit und Übergewicht, aber auch die Einnahme von Antiöstrogenen (Tamoxifen) bei einer Brustkrebsbehandlung.

In speziellen Fällen kann ein Gebärmutterschleimhautkrebs jedoch auch bei Frauen entstehen, bei denen keine dieser Risikofaktoren vorliegen und deutlich vor dem 70. Lebensjahr sind, so dass dem Verdacht immer auf den Grund gegangen werden sollte.

Eierstockkrebs

Mit rund 10.000 Neuerkrankungen ist der Eierstockkrebs eine der häufigeren Krebserkrankung der Frauen. Leider gibt es in den meisten Fällen keine Warnsymptome, so dass er erst in einem häufig fortgeschrittenen Stadium erkannt werden kann.

Die wirkliche Entstehungsart ist nicht geklärt, aber zum Teil können Genveränderungen (BRCA1-und -2-Brustkrebsgen) damit verbunden sein. Eine Sonderform des Eierstockkrebs stellen die Borderline-Tumoren dar, da hier ein deutlich bessere Prognose vorliegt und durch die Operation eine Heilung erreicht werden kann.

Bei Eierstockkrebs sind die Ausbreitungsform und das Ausmaß der Erkrankung bei Therapiebeginn ausschlaggebend für die Prognose. Durch entsprechende Untersuchung, möglicherweise auch durch eine Bauchspiegelung, ist das Ausmaß der Operation zu klären. Für Frauen, bei denen durch die Operation der gesamte Tumor entfernt werden kann, ist die Prognose die beste. Im Anschluss an die Operation erfolgt dann immer eine Chemotherapie. Ist durch die Operation eine Tumorfreiheit wahrscheinlich nicht zu erreichen, besteht die Möglichkeit, die Chemotherapie der Operation voranzustellen, um dann bei der Operation eine größere Chance auf Tumorfreiheit zu erzielen.

Während in den frühen Stadien des Eierstockkrebs die Bauchspiegelung noch eine gewisse Rolle spielt, wird beim fortgeschrittenen Eierstockkrebs immer ein Bauchschnitt durchgeführt. Vorrangiges Ziel und oberste Priorität des Operateurs muss es sein, einen Tumor erreichen und entfernen zu können, unabhängig davon, welche Zugangswege (Bauchspiegelung oder Bauchschnitt) gewählt werden. Nur bei Sicherstellung der gleichen Sicherheit kann eine Bauchspiegelung durchgeführt werden. Ob eine Tumorfreiheit durch die Operation zu erreichen ist, hängt sehr von der Qualifikation des Operateurs ab, da beim fortgeschrittenen Eierstockkrebs unter Umständen ausgedehnte Anteile des Bauchfells sowie Anteile des Darms mitbefallen sein können. Eine spezielle operative Ausbildung und Kenntnisse sowohl in der gynäkologischen Onkologie sowie in der onkologischen Viszeralchirurgie sind für solche Operationen erforderlich.

Vulva- und Vaginalkarzinom (Schamlippen- und Scheidenkarzinom)

Die seltenen Krebserkrankungen an den Schamlippen äußern sich häufig durch unspezifische Befunde.

Bleibt ein Juckreiz länger anhaltend oder entsteht ein Knoten neu an den Schamlippen, sollte dieser unter Umständen durch eine Gewebeprobe untersucht werden. Auch hierzu ist unsere Dysplasie-Sprechstunde (Link) geeignet. Findet sich eine tatsächliche Krebserkrankung an den Schamlippen oder der Scheide, ist in aller Regel die Operation die erste Therapie. Durch eine gezielte Tumorentfernung mit ausreichendem Sicherheitsabstand kann hohe Sicherheit für die Patientin erreicht werden, so dass eine erneute Erkrankung eher unwahrscheinlich ist. Sehr wichtig für die Prognose ist immer der Befall der Lymphknoten. Da die Entfernung aller Lymphknoten in der Leiste zu erheblichen Beschwerden bei der Patientin (z.B. Lymphstau, Lymphfistel) führen kann, führen wir in allen vertretbaren Situationen eine Wächter-Lymphknotenmarkierung (Sentinel node-Biopsie) durch. Dabei wird ein radioaktives Kontrastmittel um den Tumor herum gegeben, welches sich über die Haut und die Lymphgefäße ausbreitet und den entsprechenden Lymphknoten anfärbt. Mit einer speziellen Sonde kann dieser in der Leiste dargestellt und entfernt werden. Ist dieser tumorfrei, kann auf weitere Lymphknotenentfernung verzichtet werden.

Vulva- und Vaginalkarzinome haben - abhängig vom Stadium - eine gute Prognose. Gerade in frühen Stadien ist diese exzellent. Unter Vermeidung zu ausgedehnter Operationen und plastischer Deckung sowie unter Verwendung der schonenden Sentinel node-Biopsie ist für die Patientin eine hohe Lebensqualität bei gleichzeitiger onkologischer Sicherheit zu erreichen. Bei sehr ausgedehnten Tumoren kann auch hier durch die Exenteration Tumorfreiheit und eine gute Prognose erreicht werden. In speziellen Fällen ist diese Operation sogar unter Zuhilfenahme der Bauchspiegelung ohne Bauchschnitt möglich. Laparoskopische Exenterationen werden nur an extrem wenigen Zentren in Deutschland durchgeführt.

Dysplasie-Sprechstunde

Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom) entwickelt sich über einen vergleichbar langen Zeitraum. Seit einigen Jahren wissen wir, dass Gebärmutterhalskrebs durch HPV-Viren verursacht wird.

Die Infektion mit den Viren findet meistens relativ früh über den Geschlechtsverkehr statt, so dass bei jungen Frauen in einem hohen Maße ein HPV-Virus nachweisbar ist. Bei wem er bleibt und bei wem er durch den Körper eliminiert wird, ist noch nicht ganz klar. Bei einem Teil dieser Patientinnen löst dieser Jahre später jedoch eine Krebsvorstufe und möglicherweise einen Krebs aus.

Durch die Teilnahme an der Krebsvorsorgeuntersuchung, die jeder Frau ab 20 in Deutschland zusteht, lassen sich veränderte Zelle und Krebsvorstufen frühzeitig erkennen. Findet sich beim Krebsabstrich ein PAP-Befund der Klasse III/IV oder V, sollte die Patientin in einer sogenannten Dysplasie-Sprechstunde untersucht werden.

Bei der Untersuchung dort wird eine Spiegelung eines Gebärmutterhalses mit einem Kolposkop durchgeführt. Dabei kann der Gebärmutterhals mit bis zu 30facher Vergrößerung angesehen und Veränderungen erkannt werden. Eine kleine Gewebeprobe kann hier ohne Narkose entnommen werden und ist kaum schmerzhaft. Damit ist zum einen eine Diagnosestellung möglich und zum anderen ist es bei jungen Frauen, bei denen noch Kinderwunsch besteht, noch möglich, auch einen PAP III über einen längeren Zeitraum sicher zu beobachten. Letztendlich ist die Dysplasie-Sprechstunde eine Möglichkeit um auch Operationen zu vermeiden. Leichtgradige Veränderungen (Dysplasien CIN II) heilen häufig selbstständig ab und bedürfen keiner spezifischen Therapie. Findet sich eine Krebsvorstufe (CIN III / Carcinoma in situ), sollte eine Konisation durchgeführt werden.

Bei der Konisation wird mit einer Hochfrequenzelektroschlinge ein kegelförmiger Anteil vom Gebärmutterhals entfernt. Optimal erfolgt dies unter kolposkopischer Sicht oder nach durchgeführter Kolposkopie. Mit der Hochfrequenzschlingenkonisation (LOOP) kann der Eingriff nicht nur sehr gezielt und sparsam durchgeführt werden, sondern gleichzeitig wird durch den Hochfrequenzstrom ein Reiz an das Immunsystem der Patientin gesendet, der zusätzlich zur Elimination der HPV-Viren führt.