Remscheid

Physician Assistant: Sana-Klinikum etabliert neues Berufsbild

• Erste Arztassistenten im OP und auf Station im Einsatz
• Ehemalige Pflegefachkräfte übernehmen diagnostische, therapeutische und organisatorische Aufgaben auf Medizinerseite


Es ist ein besonderer Moment für Lilianna Schulz und Sebastian Pleißner aus dem Sana-Klinikum Remscheid. Als zwei von 19 Studierenden haben die beiden seit kurzem ihren Bachelor-Abschluss als Arztassistenten in der Tasche und dürfen sich fortan „Physician Assistant“ nennen. Damit sind die beiden ehemaligen Pflegefachkräfte Vorreiter eines neuen Gesundheitsberufes, den der Sana-Konzern zusammen mit der Steinbeis-Hochschule Berlin initiiert hat. Während Lilianna Schulz (52) inzwischen als Arztassistentin in der Klinik für Gastroenterologie im Einsatz ist, setzt der 31-jährige Sebastian Pleißner seine Karriere nun als Physician Assistant im Zentral-OP fort.

Bei dem dreijährigen Studium zum „Bachelor of Science in Physician Assistance“ handelt es sich um eine akademische Ausbildung mit Praxisanteilen, die examinierte Pflegekräfte für ärztliche Assistenztätigkeiten auf den Stationen, im OP und in den Ambulanzen qualifiziert. Nach bestandener Prüfung verfügen die Arztassistenten über einen staatlich wie international anerkannten Hochschulabschluss. Die Zulassung zum Studium erfordert eine abgeschlossene Pflegeausbildung sowie eine mehrjährige Berufspraxis im erlernten Beruf. Physician Assistants wie Lilianna Schulz und Sebastian Pleißner sollen Ärzte entlasten, indem sie u.a. bestimmte diagnostische und therapeutische Aufgaben übernehmen und organisatorisch tätig sind. Dadurch werden Freiräume geschaffen, in denen der Arzt mehr Zeit für wiederum höher qualifizierte medizinische Aufgaben gewinnt.

„Für mich als erfahrene OP-Schwester haben sich mit dem Studium völlig neue Perspektiven ergeben, da ich nach über 30-jähriger Tätigkeit im OP in einen ganz anderen Bereich gewechselt bin“, sagt Lilianna Schulz: „Als Arztassistentin auf der gastroenterologischen Station nehme ich jetzt zum Beispiel an den Arztvisiten teil, bin für die Anmeldung von Patienten zur weiteren Untersuchung sowie für die Befundbeschaffung und die Organisation des Sozialdienstes zuständig und übernehme die Koordinationsfunktion zwischen Pflege- und ärztlichem Bereich auf der Station.“ Doch die 52-Jährige hat der Chirurgie nicht gänzlich den Rücken gekehrt: Rund zweimal pro Woche übernimmt sie zusätzlich die chirurgische Arztassistenz im OP als Rufdienst.

Ihr Kollege Sebastian Pleißner hat sich indes entschieden, weiterhin hauptberuflich im Zentral-OP zu arbeiten, in dem er zuvor als Operations-Technischer Assistent (OTA) tätig war. Er unterstützt die Ärzte u.a. bei der Kontrolle des geplanten Eingriffs anhand der ärztlichen OP-Aufklärung, übernimmt die erste oder zweite Assistenz bei Operationen und die OP-Dokumentation und ist dabei interdisziplinär in den Bereichen Allgemein- und Viszeralchirurgie, Gefäß- sowie Unfallchirurgie und Orthopädie unterwegs. „Die Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie hatte bisher den größten Bedarf an meiner neuen Funktion, weshalb ich hier bislang das meiste aus meinem Studium umsetzen konnte“, so der 31-Jährige.

Die neue Qualifikation im Gesundheitsbereich kommt der ärztlichen Seite im Sana-Klinikum sehr gelegen. „In Zeiten des zunehmenden Ärztemangels sind die Physician Assistants zur Entlastung des ärztlichen Dienstes ein echter Gewinn für uns“, betont OP-Koordinator Dr. Dieter Kallabis. Besonders die Erfahrungen von Sebastian Pleißner aus seiner pflegerischen Tätigkeit im OP, verbunden mit den Erkenntnissen aus dem Studium, seien für die reibungslosen OP-Abläufe wertvoll. „Nach anfänglicher Skepsis der ärztlichen Kollegen aus den operativen Kliniken gegenüber dem neuen Berufsbild wird sich um seine Assistenz nun regelrecht gerissen“, fügt der Mediziner schmunzelnd hinzu. Gastroenterologie-Chefarzt Dr. Andreas Leodolter schließt sich dem positiven Fazit seines Arztkollegen an: „Zunächst war uns noch nicht klar, inwieweit wir ärztliche Aufgaben an einen Physician Assistant delegieren können. Inzwischen haben wir aber in der Praxis gesehen, dass insbesondere im Bereich der Organisation umfangreiche Aufgaben durch Frau Schulz übernommen werden können. Dadurch hat mein Ärzteteam mehr Zeit, sich individueller um den Patienten zu kümmern.“

Mit dem naturwissenschaftlich-medizinisch geprägten Studiengang zum Physician Assistant wird nach den Worten von Klinikum-Geschäftsführer Oliver Bredel dem wachsenden Bedarf an Gesundheitsleistungen entsprochen. „Der Kliniksektor durchläuft als Wachstumsbranche einen Strukturwandel, der neue Arbeitsformen und Beschäftigungsverhältnisse mit sich bringt.“

Gemeinsam mit der Steinbeis-Hochschule Berlin hatte sich die Sana Kliniken AG vor rund drei Jahren zur Etablierung des neuen Berufsbildes, das ursprünglich aus den USA stammt, entschlossen und die Finanzierung des berufsbegleitenden Studiengangs übernommen. Mit Vorbildcharakter: Denn die medizinische Fachgesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie startete Ende vergangenen Jahres den eigenen Studiengang „Bachelor of Science in Physician Assistant mit Schwerpunkt Orthopädie und Unfallchirurgie“.



Ihr Pressekontakt:

Katrin Krause
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Sana-Klinikum Remscheid GmbH
Burger Straße 211
42859 Remscheid
Telefon 02191 13-3251
E-Mail: <link>katrin.krause@sana.de