Wenn ältere Menschen vergesslich werden, dann ist das fast immer von großer Unsicherheit begleitet. Nicht nur bei den Betroffenen selbst, sondern auch bei den Angehörigen und Freunden. Sind das alles nur harmlose Anzeichen oder erste Hinweise auf eine demenzielle Erkrankung?
Seit 1994 wird am 21. September im Rahmen des Welt-Alzheimertages in besonderer Weise auf die Erkrankung hingewiesen. Das Motto in diesem Jahr lautet „Demenz – wir müssen reden!“ und soll sensibilisieren, die Symptome nicht auf die leichte Schulter zu nehmen, sich zu informieren und sich offen mit der Diagnose auseinander zu setzen. „Wenn wir miteinander ins Gespräch kommen, erleben Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen, dass sie trotz der Erkrankung akzeptiert werden und dazugehören“, schreibt die Deutsche Alzheimer Gesellschaft auf Ihrer Website.
Die Alzheimer-Krankheit – auch Alzheimer-Demenz oder Morbus Alzheimer genannt – wird vielfach mit dem Begriff Demenz gleich gesetzt. Dabei ist sie nur eine von über 50 Krankheitsbildern, die unter dem Oberbegriff zusammengefasst sind, wenngleich mit rund zwei Drittel aller Fälle die häufigste Demenzform. Insgesamt gibt es in Deutschland 1,2 Millionen von Demenz betroffene Menschen. „Wie genau Alzheimer entsteht, ist immer noch nicht ganz geklärt“, erläutert Dursun Arslan, Chefarzt der Abteilung für Akutgeriatrie und Frührehabilitation im Sana Krankenhaus Radevormwald. „Aber man weiß, dass bei Morbus Alzheimer Eiweißablagerungen eine Rolle spielen, die die Kommunikation der Nervenzellen stören und damit für den Abbau der Gehirnleistung sorgen.“ Nach und nach sterben Nervenzellen ab, was für Gedächtnisverlust und Orientierungslosigkeit sorgt. Menschen mit Alzheimer bemerken oftmals eine zunehmende Vergesslichkeit, auch Probleme mit der Orientierung, der Sprache und Wahrnehmung können auf die Erkrankung hinweisen. „Wir können Morbus Alzheimer nach heutigen Stand der medizinischen Forschung leider nicht heilen“, sagt Dursun Arslan. „Mit medikamentösen Therapien lassen sich die Symptome mildern, der Verlauf der Krankheit aber lässt sich nicht beeinflussen. Die Wirkung der Antidementiva liegt in der Verbesserung des Denkvermögens sowie der alltäglichen Leistungsfähigkeit der Betroffenen. Wer einem Demenzrisiko vorbeugen möchte, kann durch einen gesunden und aktiven Lebensstil die kognitiven Fähigkeiten fördern.“
Wichtig sei, Alzheimer und auch andere Demenz-Erkrankungen früh zu erkennen. Denn die derzeit verfügbaren Medikamente und nicht-medikamentösen Therapien wirken in einem frühen Stadium am besten. Eine echte Diagnose kann dabei nur ein Arzt erstellen, aber verschiedene Organisationen wie zum Beispiel die Alzheimer Forschung Initiative (AFI) bieten im Internet hilfreiche Fragebögen für eine erste Selbsteinschätzung an. Sie können auch zur Vorbereitung eines Arzttermins genutzt werden. Das Sana Krankenhaus Radevormwald bietet regelmäßig eine spezielle Gedächtnisambulanz an, die auch anonym genutzt werden kann. Informationen dazu erteilt das Team der Ergotherapie unter der Telefonnummer 02195 600-247.
Auch Angehörige, die von Alzheimer Betroffene zuhause pflegen, können am Sana Krankenhaus Radevormwald Hilfe bekommen. Im Rahmen der „Familialen Pflege“ werden pflegende Angehörige in Kursen und Gespräche beraten und geschult. Informationen zu Kursen und Zugangsberechtigungen erteilt die Pflegetrainerin und Demenzexpertin Anja Berger unter anja.berger@sana.de
Deutscher Neurologen entdeckte die Krankheit
Morbus Alzheimer wurde nach dem deutschen Neurologen Dr. Alois Alzheimer benannt. Er hatte 1906 die Symptome erstmals nach dem Tod einer erst 56-jährigen Patienten beschrieben. Ihren Zustand vor dem Tod hatte er damals als „auffallend verwirrt und vergesslich“ beschrieben – was man sonst nur von älteren Patienten mit „Altersblödsinn“ kannte. Bei der Obduktion stellte er eine geschrumpfte Hirnrinde und Eiweißablagerungen zwischen den Nervenzellen fest. Die „Krankheit des Vergessens“ trägt seither seinen Namen und wird in Teilen immer noch erforscht.
Buchtipp
Im Duden-Verlag ist in diesem Jahr der Ratgeber „Gespräche bei Demenz und Alzheimer“ erschienen. Die Autorin Jo Eckardt, Heilpraktikerin, Physiotherapeutin und Sozialarbeiterin, erzählt an lebensnahen und praktischen Beispielen, wie Angehörige die Verständigung zwischen vielen unterschiedlichen Gesprächspartnern erreichen können. Dazu setzt sie Beispielsätze ein und gibt Formulierungshilfen. Checklisten schaffen Sicherheit und Entlastung im kommunikativen Alltag. Der Ärztliche Direktor des Sana Krankenhauses Radevormwald, Dr. Reinhold Hikl, hat im Redaktionsteam an dem Buch mitgewirkt.