Psychologie und Neuropsychologie

Entwicklung einer realistischen Lebensperspektive

Neurologische Erkrankungen mit ihren vielfältigen Beeinträchtigungen bedeuten einen gravierenden Einschnitt im Leben eines jeden Patienten. Neben körperlichen und kognitiven Einschränkungen, wie z. B. Beeinträchtigungen der Aufmerksamkeit und des Gedächtnisses, treten häufig auch behandlungsbedürftige psychische Störungen auf.  Ein besonders belastendes Symptom stellt zudem eine Fatigue-Symptomatik dar, von der bis zu 90% aller MS-Betroffenen, aber auch Post-Covid-Patienten betroffen sind.

Die psychologische Behandlung hat zum Ziel, gemeinsam mit dem Rehabilitanden, eine Anpassung an die neue Lebenssituation zu ermöglichen und die größtmögliche Selbstständigkeit im Alltag zu erreichen bzw. zu erhalten. Von zentraler Bedeutung sind dabei die Entwicklung einer realistischen Lebensperspektive und Vorbeugung dysfunktionaler Bewältigungsstile, wie z.B. Substanzmissbrauch oder sozialer Rückzug. Ein weiteres zentrales Ziel besteht darin, die Reintegration in das Erwerbsleben vorzubereiten bzw. einen möglichst langfristigen Verbleib im Arbeitsprozess zu gewährleisten.

Voraussetzung dafür sind eine umfassende neuropsychologische Diagnostik und Analyse der kognitiven Leistungsfähigkeit sowie psychischen Ausgangsbedingungen des Patienten. Basierend auf diesen Befunden wird ein ganzheitlicher, ressourcenorientierter Behandlungsansatz auf verhaltenstherapeutischer Grundlage verfolgt.

Dabei kommen folgenden therapeutische Maßnahmen zum Einsatz:

  • Behandlung kognitiver Defizite (PC-gestützt sowie in Form psychoedukativer Gruppen), bei entsprechender Indikation unter Einsatz von Augmented Reality, Biofeedback und Hirnstimulationsverfahren (tDCS)
  • Fatigue-Diagnostik und deren Behandlung
  • Einüben kompensatorischer kognitiver Techniken und sozialer Kompetenzen (einzeln und in der Gruppe)
  • Beratung über geeignete Hilfsmittel und / oder Kompensationsstrategien zum Ausgleich neuropsychologischer Einschränkungen
  • Training arbeitsrelevanter Basisqualifikationen
  • Beurteilung der Fahreignung und Beratung bzgl. erforderlicher Fahrzeuganpassungen (in Kooperation mit einer Fahrschule für Behinderte)
  • Stufenweises Erfahrbar-Machen und Konfrontieren mit den eigenen Schwierigkeiten (kognitiv, emotional, sozial)
  • Stützende Psychotherapie und Herausarbeiten persönlicher Stärken und Ressourcen
  • Förderung der Krankheitsanpassung und aktiven Auseinandersetzung (einzeln und in der Gruppe)
  • Informationsvermittlung zur Verbesserung der Compliance (indikative Gruppen für MS-Betroffene und Post-Covid-Patienten)
  • Frühzeitige Beratung und Betreuung junger und neu erkrankter MS-Patienten (REMUS-Konzept)
  • Vermittlung von Stressbewältigungsstrategien (Entspannungstechniken, Psychoimagination, Achtsamkeit / MBSR)
  • Gesundheitserziehung und Gesundheitsvorträge

Alle therapeutischen Maßnahmen werden nach Möglichkeit im Alltag erprobt, um einen Transfer in die Alltagssituation zu gewährleisten sowie die weitere Therapieplanung zu optimieren. Hierzu werden auch die Angehörigen mit in die Behandlung einbezogen.

Leitung Neuropsychologie

Heike Meissner

Heike Meissner
Klinische Neuropsychologin GNP, Psychologische Psychotherapeutin

Tel.: 07081 173-319
heike.meissner@sana.de