Bad Wildbad

Rolli-Event der „WildLine“ zeigt: Sommerberg ist für Rollstuhlfahrer nicht unproblematisch

Quellenhof-Patienten testen neue Hängebrücke in Bad Wildbad

Die Verantwortlichen der Hängebrücke „WildLine“ hatten am Dienstag Patienten des Neurologischen Rehabilitationszentrums Quellenhof eingeladen, um die Wege zur „WildLine“ und die Hängebrücke selbst auf ihre Befahrbarkeit für Rollstuhlfahrer zu testen. Sieben Personen mit den unterschiedlichsten Rollstühlen waren gekommen, außerdem hatten sich auch Geschäftsführerin Margarete Janson und Chefarzt Professor Dr. Peter Flachenecker Zeit für diese außergewöhnliche Einladung genommen. Doch schon bei der Fahrt mit der Bergbahn zeigten sich die Tücken, mit denen Rollstuhlfahrer zu kämpfen haben. Im unteren, für Rollis und Kinderwagen vorgesehenen Abteil haben nämlich maximal vier Gefährte Platz, bei längeren Modellen nur zwei. Sina Schlegel, Standortleiterin der „WildLine“ in Bad Wildbad, begrüßte die Gäste dann im Warteraum der Bergstation. Schlegel betonte, dass das Unternehmen allen Besuchern ein schönes Erlebnis bereiten möchte. Deshalb sei sie für Vorschläge zur Verbesserung der Zuwege und der „WildLine“ selbst sehr dankbar. Ziel sei es, auch Rollstuhlfahrern flexibel den Besuch der Hängebrücke zu den normalen Öffnungszeiten zu ermöglichen und nicht nur bei Sonderführungen. Zurzeit sei man noch in der Testphase, doch die bisherigen Erfahrungen seien sehr positiv, so Schlegel.

Bürgermeisterstellvertreter Jochen Borg bedankte sich für diese Veranstaltung, die dazu beitragen könne, Bad Wildbad barrierefreier zu machen. Wenn auf diesem Gebiet auch nur kleine Schritte möglich seien, arbeite die Stadt doch stetig an der Verbesserung der Situation. Auch Gemeinderat Jürgen Schrumpf, selbst auf den Rollstuhl angewiesen, erinnerte daran, dass Bad Wildbad in den vergangenen Jahren schon einiges für die Barrierefreiheit unternommen habe, wie zum Beispiel die Entfernung von Bordsteinen in der Innenstadt. Professor Dr. Flachenecker hat in seiner langjährigen Tätigkeit in Bad Wildbad die touristische Entwicklung des Sommerbergs mitverfolgt. Seine Patienten würden an den Wochenenden dort gerne etwas unternehmen. Er wünschte sich vom Rolli-Event, dass man Probleme aufzeigen und vielleicht sogar Lösungen finden könnte.

Steigung der Wege auf dem Sommerberg nur schwer zu bewältigen.

Danach machten sich alle auf den Weg. Doch schon der Anstieg von der Bergstation bis zum Eingangsportal war für die Rollstuhlfahrer, die sich ohne Motor fortbewegen, alleine kaum zu bewältigen und auch Elektro-Rollstühle mit geringer Antriebskraft hatten hier bereits ihre Schwierigkeiten. Weiter ging es bis zum Ende des Peter-Liebig-Weges, wo man eine Verschnaufpause einlegen musste, denn auch die schiebenden Begleitpersonen kamen an ihre Grenzen. Florian Schlegel, Fachberater für Rollstuhlversorgung und Rollstuhl-Trainer im Quellenhof nutzte die Gelegenheit, für die Erstellung einer Karte zu werben, aus welcher der jeweilige Schwierigkeitsgrad des Weges für Gehbehinderte ersichtlich ist. Alternativ wäre eine entsprechende Ausschilderung der Wege wünschenswert.

Der nun zu befahrende Waldweg Richtung Hängebrücke war für die Rollstuhlfahrer durchaus problematisch, da der frisch aufgetragene Rollsplit noch nicht so fest gefahren war. Die nächste Schwierigkeit stellte das relativ steil abfallende Wegstück bis zum Besucherzentrum der „WildLine“ dar, insbesondere weil nicht jeder Rollstuhl eine Bremse hatte.

Testphase für Rollstuhlfahrer zu den normalen Öffnungszeiten

Endlich an der „WildLine“ angekommen, freuten sich alle auf die Fahrt über die Brücke. Da diese aber nach oben gewölbt ist, musste die Steigung beziehungsweise das Gefälle von zehn Prozent überwunden werden, mit den nun schon bekannten Schwierigkeiten. Der Begegnungsverkehr mit Fußgängern war unproblematisch, allerdings war unter den Teilnehmenden des Rolli-Events keiner der sehr großen Elektro-Rollstühle. Sina Schlegel berichtete vom bisherigen Probebetrieb: Rollstuhlfahrer könnten die Brücke nur vom Besucherzentrum aus befahren und auch wieder verlassen, denn die Angestellten müssten für sie jeweils die Notausgangstüre öffnen. Deshalb könne bei normalen Öffnungszeiten immer nur einem Rollstuhl Zugang gewährt werden, denn für zwei Rollis nebeneinander sei die Brücke zu schmal. Das gleiche gelte auch für Kinderwagen. Bei Sonderführungen mit einer ganzen Gruppe von Rollstuhlfahrern müssten alle bis ans andere Ende fahren, dort wenden und wieder zurückkommen. Im Laufe der sich anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass es für Gruppen von Rollstuhlfahrern insbesondere schwierig ist, geeignete Hotelzimmer zu finden, da die meisten Hotels höchstens ein oder zwei barrierefreie Zimmer anbieten können. Außerdem wurde die mangelnde Ausschilderung der Behindertenparkplätze beim Baumwipfelpfad moniert. Von der Hängebrücke selbst zeigten sich die meisten Teilnehmer der Veranstaltung hingegen begeistert und zum Abschluss konnte sich jeder noch mit einem kleinen Vesper, für den Rückweg stärken.

Artikel: Claudia Benz/Wildbader Anzeigenblatt
Foto(s): Moritz Tzschenscher

Moritz Tzschenscher
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