Bad Wildbad

Eine 33-köpfige koreanische Reisegruppe aus Ärzten, Klinikmanagern und Klinikbesitzern besuchte am Mittwoch, den 23. November 2016 das Neurologische Rehabilitationszentrum Quellenhof ind Bad Wildbad

Koreanische Delegation besucht Quellenhof

Kurz vor 10 Uhr am Morgen im verträumten Städtchen Bad Wildbad im Schwarzwald, genauer gesagt direkt vor dem Neurologischen Rehabilitationszentrum Quellenhof. Eine Gruppe von 33 fröhlichen und gespannten Koreanern steigt aus dem Reisebus. Direkt werden Kameras gezückt. Kein allzu ungewöhnliches Bild, doch der Grund, den die Gruppe anlockte ist eher unüblich. Organisiert hat die Schulungsreise die Korean Association of Geriatric Hospitals (KAGH), also die Koreanische Vereinigung geriatrischer Krankenhäuser. Dabei reist die Gruppe zu vier Kliniken in Süddeutschland, darunter auch der Quellenhof. Die Klinik ist auf die Rehabilitation bei neurologischen Erkrankungen wie z.B. Multiple Sklerose oder Schlaganfall spezialisiert und nicht mehr nur national einen exzellenten Ruf genießt. Durch die Besichtigung spezieller Einrichtungen zur Krebsbehandlung und der renommierten Rehabilitationsklinik erhoffen sich die Teilnehmer, alles Chefärzte verschiedener Fachrichtungen und Verwaltungsdirektoren, Potentiale für die Weiterentwicklung der koreanischen Gesundheitssystems zu erkennen und von den hohen Standards in Deutschland zu lernen. Denn auch in Korea steht man vor den Herausforderungen des demografischen Wandels. Die Bevölkerung in Südkorea wird im Durchschnitt rapide älter.

Zusatzinfo:
Noch zählt die koreanische Bevölkerung zu den durchschnittlich jüngsten unter den OECD-Mitgliedstaaten, soll jedoch nach Prognosen bis 2050 die zweitälteste werden. Der Anteil von Senioren im Alter von 65 Jahren oder älter wird sich bis 2050 laut der Statistics Korea auf ca. 37% erhöhen; 2010 waren es noch 11%. Da die Kliniklandschaft in Korea Größtenteils in privater Hand ist, stellen Einrichtungen im Bereich Rehabilitation, Krebsbehandlung und Geriatrie einen zukunftsträchtigen Wirtschaftszweig dar. Schon seit der Einführung der Krankenversicherung orientiert sich Korea am deutschen Sozialversicherungssystem. Zwar sind im Vergleich zu Deutschland die Anteile für die Krankenversicherung deutlich niedriger, allerdings sind spezielle oder teure Behandlungen vom Versicherten selbst zu tragen.

Chefarzt des Quellenhofs, Prof. Dr. Peter Flachenecker, begrüßt die Reisegruppe im historischen, denkmalgeschützten Festsaal des Quellenhofs, was große Bewunderung und eine weitere Fotografiewelle bei den Gästen auslöst. In seinem Vortrag berichtet Prof. Flachenecker zunächst ein wenig historisches  über den Quellenhof. War dieser vor seinem Umbau vor 20 Jahren zur Rehaklinik bereits ein Hotel, später Lazarett, wieder ein Hotel und Sanatorium.  Weiterführend berichtet er den gespannten Zuhörern, welche Krankheiten im Quellenhof vorwiegend behandelt werden. So sind es beispielsweise über 900 Multiple Sklerose Patienten jährlich, die in den Quellenhof zur Reha kommen und durchschnittlich 29 Tage bleiben. Ganz besonders interessiert sind die koreanischen Klinikbesitzer und Manager an den Ausführungen über das Rehabilitationswesen in Deutschland. Wer sind die Kostenträger und wie wird eine Klinik finanziert. Wichtig sind dabei die gesetzlichen Grundlagen. Dazu gehören u.a. der Anspruch auf Rehabilitation, das sogenannte Wunsch- & Wahlrecht, das „Reha vor Rente“-Prinzip und wie die formale Antragstellung abläuft. Doch auch die interdisziplinären medizinischen und therapeutischen Konzepte, die ausgezeichnet aufeinander abgestimmt sind, sorgt bei den koreanischen Chefärzten für leuchtende Augen und begeistertes Nicken.

Zusatzinfo:
Definition der Rehabilitation (WHO)
„Rehabilitation ist ein Prozess, der behinderte Menschen dazu befähigen soll, ihren optimalen körperlichen, sensorischen, intellektuellen, psychischen und sozialen Funktionszustand zu erreichen und zu erhalten.“

Im Anschluss an den Vortrag bekommt die Delegation noch eine Hausführung, bei der noch ein paar weitere Fotos geschossen werden und natürlich alle übrig gebliebenen Fragen von Prof. Flachenecker beantwortet werden. Zwei weitere Stops sind in den kommenden Tagen geplant bevor es nach einem obligatorischen Besuch in Heidelberg wieder zurück nach Korea geht.

 

Martina Steck
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