Bad Wildbad

Interview mit Johann Westhauser

„Es gibt keine absolute Sicherheit“

Verunglückter Höhlenforscher Johann Westhauser hat sich im Neurologischen Rehabilitationszentrum Quellenhof der Sana Kliniken in Bad Wildbad von seinem Unfall in der Riesending-Schachthöhle erholt

Der verunglückte Höhlenforscher Johann Westhauser hat sich im Neurologischen-Rehabilitationszentrum Quellenhof in Bad Wildbad von seinem spektakulären Unfall in der Riesending-Schachthöhle erholt und befindet sich auf dem Weg der Besserung. Am Pfingstsonntag wurde der 54-Jährige durch einen Steinschlag in 1000 Metern Tiefe schwer verletzt und erlitt ein Schädel-Hirn-Trauma. In einer beispiellosen Rettungsaktion konnten ihn hunderte Helfer aus fünf Nationen erst 274 Stunden später aus Deutschlands tiefster Höhle bergen. Die ganze Welt nahm Anteil an seinem Schicksal. Kurz vor seiner Abreise aus dem Neurologischen Rehabilitationszentrum Quellenhof in Bad Wildbad, sprach er über seinen Gesundheitszustand, seine Gefühle in der Höhle und über die Auswirkungen des Unfalls auf sein Forschungs-Team. 

Reha-Zentrum Quellenhof: Herr Westhauser, wie geht es Ihnen?

Johann Westhauser: Mir geht es soweit ganz gut. Ich konnte mich gut regenerieren, auch wenn noch ein paar Blessuren da sind. Das wird sich leider wohl noch etwas länger hinziehen. Ich hatte ja ein Schädel-Hirn-Trauma. Die Folge war, dass es mir die erste Tage sehr schlecht ging. Durch die Schwellungen im Schädel war meine linke Seite zeit-weise gelähmt, auch mein linker Arm. Er funktioniert aber inzwischen wieder.

Reha-Zentrum Quellenhof: Wie haben Sie sich in der Höhle gefühlt?

Westhauser: Am Anfang habe ich relativ wenig mitbekommen. Ich war wohl ansprechbar, aber es ist nichts davon bei mir hängengeblieben. Auch an die Rettungsaktion selbst kann ich mich kaum erinnern. Vermutlich hatten mich die Ärzte ruhig gestellt, damit ich leichter transportfähig bin. Ich bin ja in der Trage gelegen und war festgezurrt. Hinzu kam, dass die Scheibe meines Transporthelms relativ verdreckt war und ich nicht viel sehen konnte.

Reha-Zentrum Quellenhof: Hatten Sie zu irgendeinem Zeitpunkt Todesangst?

Westhauser: Nein überhaupt nicht. Ich bin ein ruhiger Mensch, für den Sicherheit ein wichtiger Aspekt ist. Ich achte darauf, dass möglichst nichts passiert, aber das Leben ist lebensgefährlich. Man kann eben nie ausschließen, dass etwas passiert. Ich hatte Glück, dass ich aufrecht gestanden bin und mich der Brocken auf den Helm getroffen hat.

Reha-Zentrum Quellenhof: Konnten Sie sich im Neurologischen Rehabilitationszentrum Quellenhof gut von Ihrem Unfall erholen?

Westhauser: Ja, da hatte ich keine Probleme. Meine Grundeinstellung ist positiv. Ich habe mich hier in den richtigen Händen gefühlt, hatte viele Trainingsprogramme und wurde hier gut beschäftigt.

Reha-Zentrum Quellenhof: Am 8. Juni erlitten Sie in der Riesending-Höhle durch einen Steinschlag ein Schädel-Hirn-Trauma. Eine beispiellose Rettungsaktion begann. Die ganze Welt nahm Anteil an Ihrem Schicksal. In Bad Wildbad konnten Sie dann endlich die notwendige Ruhe und den Abstand finden. Welche Gedanken gehen Ihnen durch den Kopf, wenn Sie an das Geschehen denken?

Westhauser: Wichtig ist für mich, dass den Rettern nichts passiert ist. Das wäre eine große Belastung für mich gewesen, wenn hier etwas passiert wäre. Ich bin auch froh, dass das Zusammenspiel der verschiedenen Höhlenrettungen so gut funktioniert hat. Es gibt nicht viele, die in solchen Höhlen arbeiten können. Da muss man konditionell und technisch sehr fit sein. Wenn ich an die Ereignisse denke, wird mir aber auch klar, dass für mich die Höhlenforschung weitergeht. Die wissenschaftliche Neugier ist immer noch groß bei mir. Die Erforschung der Riesending-Höhle ist noch lange nicht zu Ende, es gibt noch einiges zu tun. Aber nun muss ich einfach abwarten, bis ich wieder fit bin.

Reha-Zentrum Quellenhof: Mit welchem Gefühl werden Sie wieder in die Höhle steigen?

Westhauser: Die Vorsicht wird einen noch größeren Raum einnehmen. Aber ich weiß auch, dass es keine absolute Sicherheit gibt. Ich denke, das Teamgefühl ist durch diesen Vorfall noch viel stärker geworden. Das war schließlich für uns alle ein bewegendes Ereignis. Auch die anderen Team-Mitglieder haben Zeit und Abstand gebraucht, um das zu verarbeiten. Es war wichtig für die anderen, dass es mir relativ bald wieder deutlich besser gegangen ist. Der Forscher aus dem Team, der mich die ersten drei Tage versorgt hat, wusste ja nicht, was ich habe. Er hat mich in der Unfallklinik in Murnau relativ bald besucht und es hat ihm gut getan, zu sehen, dass es mir wieder besser ging. Die vergangenen Wochen haben wir viel miteinander telefoniert. Mir war auch wichtig zu erfahren, wie es ihm geht, wie er mit allem umgeht. Das war schließlich auch für ihn nicht einfach. Wir forschen schon so lange gemeinsam in der Höhle und sind Freunde geworden.

Reha-Zentrum Quellenhof: Die Ärzte haben Ihre schnelle Genesung als ein kleines Wunder bezeichnet. Sehen Sie selbst das auch so?

Westhauser: Ich bin sehr angenehm überrascht, dass das so gut funktioniert hat. Ich habe aber auch meinen Teil dazu beitragen und die richtige Einstellung gehabt.

Reha-Zentrum Quellenhof: Welche Eindrücke nehmen Sie denn von Bad Wildbad mit?

Westhauser: Ich war hier sehr beschäftigt mit der Reha und war nicht sehr oft draußen. Mir sind die vielen Cafés aufgefallen. Den Weg zum Edeka und zum Bahnhof habe ich genutzt, um auszutesten, wie gut ich inzwischen laufen kann.

Reha-Zentrum Quellenhof: Freuen Sie sich auf daheim?

Westhauser: Ja klar! Da fühlt man sich einfach wohler.

Vielen Dank für das nette Gespräche und alles Gute für die Zukunft!
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Bettina Schreiner
Leitung Marketing & Belegung
Neurologisches Rehabilitationszentrum Quellenhof
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