Im Januar 2008 startete in Offenbach das bundesweit eingeführte Programm zur Früherkennung von Brustkrebs. Frauen im Alter zwischen 50 und 69 Jahren werden alle 2 Jahre mit einem persönlichen Schreiben zu einem Mammographie-Screening eingeladen. In diesem Zeitraum werden in Offenbach Stadt und Land ca. 300.000 anspruchsberechtigte Frauen angeschrieben – pro Jahr können demnach 150.000 Frauen die Vorteile dieses neuen Gesundheitsangebotes nutzen. Die Teilnahme an dem Programm ist freiwillig.
Eine gesunde Lebensweise und die Bereitschaft, an Gesundheitschecks und Früherkennungsuntersuchungen teilzunehmen, sind wichtige Voraussetzungen für die persönliche Gesundheit. Für die meisten Krebsarten gilt: Je früher der Tumor erkannt wird, desto größer sind die Heilungschancen. Dies gilt besonders auch für die Krebserkrankungen der Brust. Jedes Jahr erkranken mehr als 57.000 Frauen in Deutschland an Brustkrebs, etwa 19.000 sterben an den Folgen. Damit ist Brustkrebs die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Bei jeder zehnten Frau wird im Laufe ihres Lebens ein Mammakarzinom entdeckt.
Der größte Risikofaktor für Brustkrebs ist das Alter, denn etwa 80 % der Frauen sind zum Zeitpunkt der Diagnose eines Mammakarzinoms über 50 Jahre alt. Nur 5–10 % aller Mammakarzinome sind genetisch bedingt. Zu den weiteren Risikofaktoren für Brustkrebs gehören ein ungesunder Lebensstil wie Alkoholkonsum, mangelnde körperliche Aktivität und Übergewicht. Langfristige Einnahme von Hormonen kann das Erkrankungsrisiko erhöhen.
Die Deutsche Krebsgesellschaft meldete im Januar, dass durch bessere Früherkennung und effizientere Therapieansätze die Sterblichkeit bei Brustkrebs gesenkt wurde. Die Überlebensrate 5 Jahre nach der Diagnose liegt bei kleinen Tumoren bei mehr als 90 %, bei großen Tumoren unter 80 %. Die Behandlung eines Mammakarzinoms basiert auf drei Säulen: Eine Behandlung ist durch eine Operation, eine Strahlentherapie und die medikamentöse Therapie mit Antihormonen, Antikörpern (Herceptin) und Chemotherapien möglich. Die Wahl der individuellen Behandlung ist abhängig von der Tumorgröße, Lymphknotenbefall, Hormonrezeptorstatus und histologischen Eigenschaften des Tumors.
Der Deutsche Bundestag fördert flächendeckend das Mammographie-Screening-Programm. Zu diesem Zweck wurden im Klinikum Offenbach neue Praxisräume eingerichtet. Alle anspruchsberechtigten Frauen zwischen 50 und 69 Jahren werden über die „Zentrale Stelle“ in Wiesbaden mit einem persönlichen Schreiben eingeladen. Der Brief enthält eine Informations-Broschüre und einen Terminvorschlag für das Mammographie-Screening. Die Frauen werden zudem gebeten, den Namen des behandelnden Arztes anzugeben, damit dieser in Diagnostik und Therapie seiner Patientin eingebunden bleibt.
Durch eine reduzierte Strahlendosis an einem volldigitalen Gerät werden die Brüste schonend untersucht. Unter der Leitung des Programmverantwortlichen (Drs. Eheim und Czarny, Radiologe in Friedberg) werden die Aufnahmen unabhängig voneinander befundet. Die Röntgenuntersuchung dauert nur wenige Minuten. Spätestens 7 Tage nach dem Termin erhält die untersuchte Frau ein Schreiben mit dem Untersuchungsergebnis.
Ergeben die Aufnahmen eine Auffälligkeit oder einen diskrepanten Befund, wird der Fall auf einer Konsensuskonferenz mit dem programmverantwortlichen Arzt besprochen. Dort wird festgelegt, ob eine weitere Abklärungsdiagnostik durch Sonographie, Tastuntersuchung oder ergänzende Röntgenaufnahmen notwendig ist. Diese kurzfristig angeschlossene Untersuchung beinhaltet immer zunächst das aufklärende Gespräch mit der betreffenden Frau. Besteht ein Tumorverdacht, erfolgt die schonende Gewebeentnahme im minimalinvasiven Verfahren unter örtlicher Betäubung ebenfalls in unserer Abteilung.
Das Mammographie-Screening zielt darauf ab, Tumore zu entdecken, wenn sie noch klein sind. Auf der Basis der bereits ausgewerteten Daten anderer Screening-Einheiten im In- und Ausland wird davon ausgegangen, dass in Offenbach im ersten Untersuchungsintervall bei 1000 Frauen 8–10 Mammakarzinome entdeckt werden. Alle Schritte des Screening-Programms unterliegen der Dokumentationspflicht. Histologisch abgeklärte Karzinome werden durch den Pathologen an das Krebsregister gemeldet. Dies ermöglicht einen Datenabgleich und macht die Entdeckungsrate von Karzinomen durch das Screening-Programm transparent.