Die Erstvorstellung unserer Patienten erfolgt in der Regel über die medizinischen Versorgungszentren (MVZ Pneumologie und Thoraxonkologie) oder die thoraxchirurgische Sprechstunde. Die anschließende Diagnostik erfolgt in der Klinik für Pneumologie (Chefarzt Dr. med. André Althoff), wobei die stationäre Versorgung auf einer interdisziplinären Station mit den Kliniken für Thoraxchirurgie (Chefarzt Prof. Dr. med. Peter Kleine) und Onkologie (Chefarzt Prof. Dr. med. Thomas Wehler) stattfindet. Die Untersuchungen schließen meist eine Bronchoskopie mit endobronchialer Ultraschall-Untersuchung (EBUS) sowie eine Festlegung des Tumorstadiums durch Staging-Untersuchungen wie Kernspintomographie des Kopfes, Computertomographie oder Knochenszintigrafie ein. Bei heilendem Ansatz wird häufig zudem eine PET-CT-Untersuchung notwendig, hier besteht eine Kooperation mit dem PET-CT-Zentrum in Frankfurt. Anschließend erfolgt die Erstvorstellung im interdisziplinären Tumorboard, das wöchentlich tagt und an dem die Fachabteilungen für Pneumologie, Thoraxchirurgie, Strahlentherapie, Hämato-Onkologie, Pathologie, Radiologie und bei Bedarf weitere Fachabteilungen teilnehmen. Hier erfolgt eine leitliniengerechte Therapieempfehlung.
Die Besprechung der Ergebnisse erfolgt anschließend wieder in der Regel im MVZ für Thoraxonkologie im Rahmen einer interdisziplinären Sprechstunde. Mögliche Behandlungsempfehlungen sind die primäre Operation, die vorbereitende (neoadjuvante) Behandlung mittels Chemotherapie mit/ohne Bestrahlung oder eine systemische Medikamenten-Behandlung, an der ebenfalls verschiedene Fachdisziplinen teilnehmen können. Bei fortgeschrittenen Stadien oder schlechtem Allgemeinzustand unserer Patientinnen und Patienten ist zudem die Einleitung einer palliativmedizinischen Versorgung möglich.
Falls ein operativer Eingriff geplant ist, erfolgt unmittelbar im Anschluss an die Besprechung der Therapieempfehlung der Kontakt mit einem Facharzt der Klinik für Thoraxchirurgie, der über den geplanten operativen Eingriff aufklärt. Die anschließende stationäre Betreuung erfolgt dann wieder auf der interdisziplinären Station. Im Anschluss an die Operation erfolgt die zweite Vorstellung in der interdisziplinären Tumorkonferenz, bei dem dann das weitere Vorgehen besprochen wird. Neben einer Tumornachsorge kommen anschließende (adjuvante) Behandlungsverfahren wie die Strahlentherapie oder Systemtherapie in Abhängigkeit vom pathologischen Tumorstadium in Betracht.
Bei einer medikamentösen Systemtherapie stehen neben der klassischen Chemotherapie die modernen Verfahren einer zielgerichteten Behandlung und Immuntherapie zur Verfügung. Hierfür ist eine molekular-pathologische Untersuchung des histologischen Präparates erforderlich. Hierfür besteht ein Kooperationsvertrag mit der Klinik für Pathologie des Universitätsklinikums Gießen (Direktor: Prof. Dr. med. Gattenlöhner) sowie die Mitgliedschaft des Lungenkrebszentrums im nationalen Netzwerk für genomische Medizin (nNGM). In Abhängigkeit von den Ergebnissen der Molekularpathologie wird dann die Systemtherapie eingeleitet, die in der Regel im ambulanten onkologischen Zentrum (AOZ) unter Leitung der Klinik für Onkologie durchgeführt wird.
Falls zusätzlich zur Systemtherapie oder als alleiniges Behandlungsverfahren eine Strahlentherapie empfohlen wurde, erfolgt die unmittelbare Vorstellung des Patienten in der Klinik für Strahlentherapie (Chefarzt Prof. Dr. med. Peter Niehoff).
Nach erfolgter primärer Therapie erfolgt die Nachsorge wieder in den medizinischen Versorgungszentren. Im Falle eines erneuten Auftretens (Rezidiv oder Progression) der Erkrankung erfolgen regelmäßige Besprechungen in der interdisziplinären Tumorkonferenz. Im Falle einer palliativen Versorgung wird der frühzeitige Kontakt mit der Klinik für Palliativmedizin (Chefärztin Frau Dr. med. Gog) hergestellt, wobei die Versorgung sowohl stationär als auch ambulant (SAPV-Versorgung) erfolgen kann. Bei fortschreitendem Verlauf bietet das Zentrum die Sterbebegleitung über einen Kooperationsvertrag mit dem Hospiz in Rodgau an.
Weitere unterstützende (supportive) Bereiche des Lungenkrebszentrums, die möglichst frühzeitig Kontakt zu unseren Patienten bekommen sollen, bestehen in der Ernährungsberatung, der psychoonkologischen Betreuung und dem Sozialdienst. Zudem können Kontakte zu Selbsthilfegruppen hergestellt werden.
Wichtiger Bestandteil moderner Krebstherapie besteht im Angebot klinischer Studien, bei denen sowohl bewährte Medikamente bei neuer Indikation als auch innovative Behandlungen den Patientinnen und Patienten angeboten werden. Die Überwachung der Studien erfolgt durch eine Studienzentrale, die der Klinik für Onkologie untersteht.
Feste Kooperationen des Lungenkrebszentrums mit dem Ziel einer einheitlichen Versorgung von Lungenkrebspatienten im Rhein-Main-Gebiet bestehen mit den Rotkreuz-Kliniken Frankfurt, der Asklepios Klinik Langen sowie dem GPR Klinikum Rüsselsheim.
Die dargestellten umfassenden Strukturen des Lungenkrebszentrums sollen sicherstellen, dass unsere Patientinnen und Patienten ganzheitlich betreut und zu keinem Zeitpunkt der Erkrankung allein gelassen werden.