Offenbach

Wenn zu viel Fett im Blut gefährlich wird

Zu hohe Cholesterinwerte (Fachbegriff Hypercholesterinämie) können unterschiedliche Ursachen haben. Es gibt sowohl eine erbliche Fettstoffwechselstörung, die primäre bzw. familiäre Hypercholesterinämie, als auch eine sekundäre Hypercholesterinämie, welche durch andere Erkrankungen und/oder Faktoren wie eine falsche Ernährung hervorgerufen werden kann. Zu hohe Werte müssen immer sehr individuell betrachtet und bewertet werden. Denn es gibt „gutes“ und „schlechtes“ Cholesterin, wobei das LDL-Cholesterin (Low densitiy lipid) als schlecht und das HDL-Cholesterin (High density lipid) als gut eingeordnet wird. Somit stellen insbesondere erhöhte LDL-Werte ein Risiko dar. 

Gefäßverkalkung und Arteriosklerose
Dr. Karl-Heinz Henn, Chefarzt der Klinik für Neurologie am Sana Klinikum Offenbach, erläutert: „Wenn über einen langen Zeitraum zu viel „schlechtes“ LDL-Cholesterin im Körper zirkuliert, kann dieses sich unter anderem mit den weißen Blutkörperchen verbinden und in die Wände von Blutgefäßen einlagern.“ Die Folge können verdickte Gefäßwände und Ablagerungen (Plaques) sein, also Arteriosklerose. Erhöhte LDL-Werte zählen somit zu den Hauptrisikofaktoren für Gefäßverkalkung und arterielle Durchblutungsstörungen. „Dabei kommt es nicht nur auf den LDL-Wert allein an, sondern auch auf andere Risikofaktoren“, sagt auch Prof. Dr. Arend Billing, Chefarzt am Sana Klinikum Offenbach in der Klinik für Gefäßchirurgie und Gefäßzentrum und nennt als zusätzliche Risiken Rauchen, Bluthochdruck, Diabetes mellitus, erhöhtes Lebensalter, Übergewicht und Bewegungsmangel. Billing empfiehlt Risikopatienten den Einsatz von sogenannten Statinen als medikamentöse Therapie, unterstützt durch diätetische Maßnahmen und ausgewogene Bewegung bzw. Sport. Sollte sich mit der Gabe von Statinen das LDL-Cholesterin nicht ausreichend senken lassen, stünden den Fachleuten weitere Möglichkeiten wie eine moderne Antikörpertherapie zur Verfügung. Die Statine schützten aber auch unabhängig vom LDL-Spiegel vor Komplikationen bei Arteriosklerose, so Billing.

Cholesterin und Schlaganfall
Für einen schlagartig einsetzenden Ausfall von Funktionen im Gehirn sind heute verschiedene Ursachen bekannt. So lösen zum Beispiel Blutgerinnsel, die sich bei Vorhofflimmern im Herzen bilden können, einen Verschluss in hirnversorgenden Gefäßen aus. „Ein weiterer Ursprung eines Schlaganfalls können aber auch zu hohe Cholesterinwerte sein, die über eine Arteriosklerose zu Gefäßverengungen und dann im weiteren zu einem Schlaganfall führen können“, so Henn. Außerdem könnten abgelöste Teile der Ablagerungen kleinstverzweigte Blutgefäße auch komplett verschließen. Sind hiervon Gefäße des Gehirns betroffen, ist häufig ein Schlaganfall die Folge. Denn umliegende Areale des Gehirns werden nicht mehr mit Blut und damit nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt.

Nach einem ersten Schlaganfall besteht ein erhöhtes Risiko
„Nach einem ersten Schlaganfall hat man ein zwei- bis dreifach erhöhtes Risiko für einen erneuten Schlaganfall. Umso wichtiger ist es, die Risikofaktoren für Gefäßerkrankungen konsequent zu reduzieren. Dazu gehört neben einer Optimierung des Lebensstils auch – sofern erforderlich – eine konsequente medikamentöse Behandlung. Betroffene, die bereits einen Schlaganfall hatten oder deren Cholesterinspiegel erblich bedingt zu hoch ist, empfehlen wir einen LDL-Cholesterinwert von weniger als 70 mg/dl bzw. 1,8 mmol/l. „So lässt sich das Risiko für einen weiteren Schlaganfall verringern“, fasst Henn zusammen.

Gefahren erhöhter Cholesterinwerte
Von Gefäßablagerung betroffen sein können im Grunde alle Arterien und Gefäße im menschlichen Körper. Sind zum Beispiel die Beckenarterien verengt, kann dies Erektionsstörungen zur Folge haben; ist das Innenohr von der Arteriosklerose betroffen, kann dies zu Schwindel und Tinnitus oder im Auge zu Sehstörungen führen. Besonders gefährlich ist auch die Gefäßverkalkung der Halsgefäße oder eine Durchblutungsstörung im Gehirn. Aus anfänglichen Durchblutungsstörungen kann sich im Lauf der Zeit eine periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK), die so genannte Schaufensterkrankheit entwickeln, d.h. ein Verschluss herzferner Arterien in Armen und Beinen, die zu starken Schmerzen beim Gehen führt. Oder es kommt zu einer koronaren Herzkrankheit mit einem Verschluss eines oder mehrerer Herzkranzgefäße, so dass keine ausreichende Blutversorgung des Herzmuskels mehr gewährleistet ist. Mögliche Folgen sind Schmerzen im Brustbereich, insbesondere bei körperlicher Anstrengung oder eine ausgeprägte Herzschwäche. Im schlimmsten Fall drohen ein Schlaganfall oder auch ein Herzinfarkt, die ohne sofortige, ärztliche Hilfe tödlich enden können oder zu starken Beeinträchtigungen und weiteren gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen.

 

Anne Stach
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