Offenbach

Neue kinderchirurgische Klinik am Sana Klinikum Offenbach ermöglicht Operation bei Kindern und Jugendlichen mit Trichterbrust

Wenn es bei der Flugkontrolle piept: Hilfe bei Fehlstellung des Brustkorbs

Die Temperaturen sind hoch, die Sonne scheint, es ist Sommer. Viele Kinder und Jugendliche suchen nicht nur in den Sommerferien eine Erfrischung und das kühle Nass. Sie gehen mit der Familie oder Freunden ins Schwimmbad oder fahren an einen der Badeseen im Rhein-Main-Gebiet. Viele, aber nicht alle: Denn manch‘ einer der Jugendlichen denkt vielleicht zweimal darüber nach und entscheidet sich am Ende dagegen.

Warum? Sein Brustkorb anders geformt ist als bei Gleichaltrigen. Bei schätzungsweise einem von 1.000, wenn nicht sogar einem von 300 Menschen in Deutschland ist die vordere Wand des Brustkorbs eingesenkt, man spricht hier von einer Trichterbrust. Jungen und Männer sind dabei deutlich häufiger betroffen als Mädchen und Frauen. „Oft ist diese Fehlbildung im Neugeborenen- oder Kleinkindesalter noch gar nicht äußerlich sichtbar. Die Einsenkung verstärkt sich erst zum Zeitpunkt des starken Wachstums zwischen dem 10. und 14. Lebensjahr“, sagt Prof. Dr. Ahmed Hadidi, Chefarzt der neuen Klinik für Kinderchirurgie am Sana Klinikum Offenbach. Er und sein leitender Oberarzt, Privatdozent Dr. Emir Haxhija, können betroffenen Jugendlichen aber helfen. Die Fachärzte am Sana Klinikum bieten eine besonders sensible Beratung an. „Meist sind diese Jugendlichen aufgrund der Pubertät ohnehin schon etwas verunsichert und fühlen sich dann mit ihrer ungewöhnlichen Brustform besonders unwohl. Die psychische Belastung einer Trichterbrust darf man nicht außer Acht lassen“, so Prof. Hadidi. Aber es gibt zahlreiche Behandlungsansätze: Von Krankengymnastik und Physiotherapie zur Stärkung der Rückenmuskulatur und Verbesserung der Körperhaltung bis hin zu einer Operation. „Eine Operation muss immer gut abgewogen werden. Kommt sie in Frage, dann setzen wir an unserem Klinikum in der Regel auf einen seitlichen, minimalinvasiven Eingriff“, betont auch Dr. Haxhija. „So können wir die Belastungen für die Jugendlichen möglichst gering halten. Nach einem etwa einwöchigen Krankenhausaufenthalt sind die jungen Patienten meist wieder fit genug um nach Hause zu gehen, und können bald darauf wieder in die Schule oder an ihren Ausbildungsplatz zurückkehren.“ Der Sport muss nach der Operation drei Monate lang ausgesetzt werden, um den Heilungsprozess nicht zu gefährden.

Eine Trichterbrust ist laut Dr. Haxhija primär eine ästhetische Frage. Diese wirkt sich aber sehr häufig auf die Psyche aus. Manche Jugendlichen versuchen die zunehmende Verformung des Brustkorbes mit hängenden Schultern zu verstecken, wodurch Haltungsschäden entstehen. Diese können dann zu weiteren, auch körperlichen Problemen führen. Die Experten der Kinderchirurgie am Sana Klinikum Offenbach empfehlen in der Regel, bei psychischer Belastung durch die Trichterbrust eine Operation durchführen zu lassen. Dr. Haxhija, der erst vor einigen Monaten aus Österreich nach Offenbach kam, betont: „Seit dem wir im Jahr 2000 in Graz mit der minimalinvasiven Methode zur Korrektur der Trichterbrust begonnen haben, konnten wir durch zahlreiche Studien nachwiesen, dass die Operationen und die Neuformung der Brust das Selbstwertgefühl bei den Jugendlichen bemerkenswert gesteigert haben. Besonders diejenigen unter ihnen, die vorher, meist aus Scham, sportlich passiv waren und nicht trainiert hatten, wurden nun aktiver. Ihre Fitness verbesserte sich deutlich, und die körperlichen Probleme nahmen ab. Eindeutig eine weitere positive Auswirkung der Operation aufgrund der erreichten psychischen Entlastung. Befragungen der operierten Jugendlichen zeigten, dass sie den Eingriff nicht bereuen und sich in einer solchen Situation auf jeden Fall wieder operieren lassen würden.“

Prof. Hadidi und Dr. Haxhija arbeiten eng mit niedergelassenen Kinderärzten und Orthopäden zusammen und stimmen sich interdisziplinär mit anderen Fachbereichen des Klinikums wie der Wirbelsäulenorthopädie ab, um die Patienten so optimal wie möglich zu betreuen. Ist eine Operation sinnvoll und entscheiden sich die Patienten und deren Eltern für eine Operation, setzen die Chirurgen zwei kleine Schnitte am Brustkorb unter den Achseln. Von hier aus schieben sie unter Vollnarkose einen oder gegebenenfalls auch mehrere individuell ausgemessene und vorgebogene Metallbügel unter das Brustbein. Das Ergebnis ist sofort sichtbar: Der Bügel drückt das eingesunkene Brustbein und die betroffenen Rippen nach außen. Der Bügel wird seitlich fixiert. „Je nach Alter und Entwicklung des Patienten bleibt der Bügel circa drei Jahre im Körper und muss dann im Rahmen einer kurzen Operation wieder entfernt werden“, erklärt Dr. Haxhija das Operationsverfahren. „In dieser Zeit haben die Jugendlichen aber meist keine Probleme, außer bei der Flugkontrolle: Da piept es dann regelmäßig. Aber die Patienten bekommen natürlich einen Implantat-Pass, welchen sie bei sich tragen müssen und dann vorweisen können!“

 

 

Bei Fragen zur chirurgischen Behandlung möglicher Fehlbildungen sollten Betroffenen ihren niedergelassenen Facharzt ansprechen. Ebenso stehen Prof. Hadidi und Dr. Haxhija unter der Telefonnummer 069 / 8405 3730 gern zur Verfügung.

Weitere Informationen auch unter www.klinikum-offenbach.de/kinderchirurgie.