Offenbach

Dürfen COPD-Patienten Sport treiben – und im Winter sogar auch outdoor?

Was tun bei Lungenerkrankungen im Winter?

Lungenerkrankungen haben in Deutschland in den letzten Jahren zugenommen, besonders auffällig aber ist die Entwicklung im Bereich der chronisch-obstruktiven Fälle. In der Todesursachen-Statistik haben sich die Erkrankungszahlen zwischen 1998 und 2015 bundesweit von 16.686 auf 31.073 nahezu verdoppelt, womit diese Todesursache vomvom neunten auf den sechsten Platz aufgestiegen ist. Diese häufig auch mit ‚COPD‘ abgekürzte Diagnose bezeichnet eine chronische Verengung der Atemwege aufgrund einer dauerhaften Schadstoffbelastung beziehungsweise Entzündung der Schleimhäute in den Bronchien. Als auslösender Faktor gilt dabei insbesondere das Rauchen. Die COPD kann mit oder auch ohne Lungenemphysem auftreten.
Bei einem solchen Lungenemphysem sind die Lungenbläschen, in denen der eigentliche Austausch von Sauerstoff und Kohlendioxid stattfindet, zerstört. Die Fläche, an der der Austausch passiert, reduziert sich dadurch erheblich. Es wird weniger Sauerstoff über die Lungen aufgenommen, und der Sauerstoffgehalt im Blut nimmt drastisch ab. Das ohnehin erlebte Gefühl der Atemnot aufgrund der entzündeten Schleimhäute nimmt noch einmal deutlich zu, Patienten fühlen sich erschöpft und besonders bei sportlicher Aktivität sehr schnell belastet. Im fortgeschrittenen Stadium kann dann noch ein deutlicher Gewichtsverlust über stark vermehrte Atemarbeit hinzukommen.

Dr. med. André Althoff MBA, seit August dieses Jahres Chefarzt der neuen Klinik für Pneumologie am Sana Klinikum Offenbach, behandelt täglich Patienten mit COPD. Viele sind sich unsicher, ob und welchem Sport sie trotz ihrer Erkrankung nachgehen dürfen. Aktuell wird Althoff zusätzlich auch nach der Kälte gefragt: Ist die herbst- und winterliche Kälte gefährlich für mich? Dazu der Lungenexperte: „Grundsätzlich dürfen auch COPD-Patienten Sport treiben. Es ist sogar ratsam. Je nach Schweregrad, Alter und gesundheitlichem Gesamtzustand eignen sich dazu vor allem Ausdauersportarten wie Radfahren, Wandern und Walking, Schwimmen oder auch Gymnastik oder Tanzen. Auch leichtes Krafttraining kann gut sein.“ Studien belegten sogar die positiven Effekte auch für Patienten mit schwerer COPD und Sauerstoffgerät. Denn der Sport regt die Atmung und die Durchblutung an und stärkt den Körper und seine Abwehrkräfte im Allgemeinen. Ungeeignet erscheinen dem Experten laufintensivere Sportarten mit sich schnell wandelnden Belastungszuständen wie Tennis, Fußball oder Squash und, auch aufgrund des geringeren Sauerstoffgehalts in der Luft, alle Arten des Höhensports.

Patienten sollten aber immer – ob bei leichter oder weit fortgeschrittener COPD – mit einem leichten Training unter ärztlicher Einbindung anfangen. Althoff weist auf Sportangebote im Rahmen einer Reha-Maßnahme und auf spezielle Lungensportgruppen der Vereine oder auch der Krankenkassen hin, denn die Gemeinschaft und die fachliche Anleitung gäbe den Patienten zusätzliche Sicherheit. Er nennt Grundregeln, die insbesondere Patienten mit Atemnot beherzigen sollten:

  • Nicht überanstrengen, und Anstrengung langsam steigern
  • Vor dem Sport immer erst ein bisschen mit leichten Dehnübungen aufwärmen
  • Notfallmedikamente bereithalten und, wenn möglich, mit einem Atemphysiotherapeuten die Atmung trainieren.

Outdoor-Sport sei auch in der kälteren Jahreshälfte gut möglich. „Normale herbst- und winterliche Temperaturen schaden einem COPD-Patienten nicht. Er oder sie sollen bitte weiterhin und gerne auch draußen in Bewegung bleiben“, so der Offenbacher Pneumologe. Frische Luft und ein wenig Sonnenstrahlen täten gerade auch im Winter gut, als Ausgleich zur trockenen Heizungsluft in geschlossenen Räumen und als zusätzliche Anregung der Vitamin-D-Produktion.

Dabei sollten COPD-Patienten genauso wie gesunde Sportler bei kalten Temperaturen besonders auf einen geregelten Wärmehaushalt achten. „Je kälter es ist, umso leichter kühlt der Körper aus. Deshalb muss der Körperschweiß von entsprechender Kleidung weitergeführt werden, da nasse Kleidung sonst sehr schnell zu einer starken Unterkühlung führen kann“, so Althoff. Atmungsaktive Wäsche sei daher im Winter gerade für chronisch kranke Sportler sehr wichtig.

Erst bei sehr kalten Temperaturen mit deutlichen Minusgraden rät Althoff, die sportlichen Aktivitäten in die Halle oder das Wohnzimmer zu verlegen und es an der frischen Luft bei einem Spaziergang mit Schal vor dem Mund zu belassen.

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