Offenbach

Sana Klinikum Offenbach ermöglicht Patienten schonende Herzklappen-Operation

Die Aortenklappenstenose zählt zu den häufigsten Herzklappenfehlern, insbesondere bei Patienten in fortgeschrittenem Alter. „Dann sind komplexe Operationen am Herzen oftmals sehr belastend, weshalb geschwächte, ältere Patienten in der Vergangenheit nicht immer operiert werden konnten“, erläutert Prof. Dr. med. Timm Bauer, seit November 2018 neuer Chefkardiologe am Sana Klinikum Offenbach. Bereits seit einigen Jahren setzt er regelmäßig ein minimalinvasives Verfahren ein, die sogenannte Transkatheter-Aortenklappenimplantation, kurz TAVI. Das TAVI-Verfahren hat sich in den letzten Jahren international etabliert und ist heute eine gut erprobte Methode, welche dem betroffenen Patienten sehr schnell spürbare Erleichterung verschafft.

Das TAVI-Verfahren kam im Februar auch bei der 89-jährigen Gertrud Wochner zum Einsatz. Zunächst fürchteten ihre Angehörigen und sie die großen Belastungen einer Operation, doch das minimalinvasive, schonendere TAVI-Verfahren hat alle überzeugt. Das Ergebnis bestätigt das gewählte Verfahren. „Bereits unmittelbar nach dem Eingriff ging es mir viel besser“, so die Offenbacherin. Der Eingriff dauert meist nur eine knappe Stunde und wird unter einer leichten, weniger belastenden Narkose durchgeführt. Nach einem kürzeren Krankenhausaufenthalt kann der Patient wieder nach Hause gehen, so auch Gertrud Wochner. Sie hatte zuletzt vor dem Eingriff fast 15 Kilos an Wasser eingelagert, welches sich nach dem Eingriff schnell abbaute, sodass sich ihr Gewicht von 82 Kilo vor dem Eingriff wieder auf derzeit 67 Kilo reduzierte.

„Wie bei Frau Wochner führen wir in etwa 90 Prozent der Fälle den Ballonkatheter über die Leiste ein. Am Katheter befindet sich ein Ballonelement, über das eine kleine Drahtkonstruktion verläuft. An ihrer Innenseite befinden sich die neuen Klappen. Sie werden aus einem biologischen Material gefertigt und vom Körper sehr gut angenommen“, so Oberarzt Dr. med. Hans Bensch bei dem Kontrolltermin Mitte Mai. „Der Katheter wird über die Leistenarterie in die Aorta eingeführt, bis der Ballon an den Klappen angelangt ist. Der Ballon wird geweitet und so die Aorta an dieser Stelle wieder geöffnet. Bei der Außendehnung verankern wir die Nitinol-Konstruktion, wie bei einem Stent, im Aortengewebe. Das Blut kann nun durch die ringförmige Konstruktion fließen, sodass die neuen Klappen ihre Arbeit aufnehmen können.“

Bei dem minimalinvasiven Eingriff geht das Herz weiterhin seiner Aufgabe nach und wird nicht, wie bei einer großen Operation am „offenen Herzen“, angehalten. Dadurch und durch die wesentlich leichtere Narkose ist TAVI für den Kranken wesentlich weniger anstrengend und kann deshalb auch bei älteren Patienten gut durchgeführt werden.

Bei der Behandlung der Patienten mit einer Aortenklappenstenose arbeiten die Experten am Sana Klinikum mit der Bad Nauheimer Kerckhoffklinik zusammen. „Diese Kooperation ermöglicht es uns, Patienten in Stadt und Kreis Offenbach wohnortnah eine optimale Versorgung zu kommen zu lassen“, erklärt der Ärztliche Direktor am Sana Klinikum, Prof. Dr. med. Norbert Rilinger. „So können wir  im Bedarfsfall alle relevanten Therapieoptionen anbieten und den Patienten später hier am Klinikum entsprechend nachbetreuen. Für den Patienten bedeutet das eine Versorgung aus einer Hand, durch Ärzte, die er Patient von Anfang an kennt!“ Auch alle Voruntersuchungen werden von Prof. Bauer und seinem Team in Offenbach durchgeführt. Am Tag vor dem Eingriff wird der Patient dann in Bad Nauheim aufgenommen, dort von den Offenbacher Ärzten operiert und in den nachfolgenden Tagen auf der dortigen herzchirurgischen Aufwachstation überwacht. Prof. Bauer fügt an: „Wie bei der Patientin Wochner gehen die Patienten anschließend nach Hause und kommen zur weiteren Nachversorgung dann wieder zu uns ins wohnortnahe Sana Klinikum Offenbach.“ So hat auch die Kontrolluntersuchung bei Frau Wochner gerade gezeigt, dass die eingesetzte TAVI-Prothese gut funktioniert.“

Infobox: Aortenklappenstenose
Das gesunde Herz verfügt über vier Herzklappen, eine davon ist die Aortenklappe. Sie liegt in der Aorta, der Hauptschlagader, direkt an deren Ursprung aus der linken Herzkammer und verhindert den Rückfluss des Blutes ins Herz zu Beginn der Erschlaffungsphase (Diastole) des Herzmuskels. Versteifen sich im Alter diese segelförmigen Klappen oder schränken Kalkablagerung ihre Bewegung ein, wird die Funktion der Klappen erschwert. Das Herz muss wesentlich mehr Kraft aufbringen, um das Blut durch das Herz zu pumpen. Betroffene Personen spüren meist zunächst einen unangenehmen Druck in der Brust und ein Atemnotgefühl. Während zu Beginn der Erkrankung die Symptome insbesondere in Anstrengungsphasen auftreten, also bei erhöhter Herztätigkeit, werden sie bei zunehmender Erkrankung auch in Ruhephasen sehr belastend. Die Aortenklappenstenose kann kaum medikamentös therapiert werden. Bleibt die Erkrankung aber unbehandelt, verläuft sie unweigerlich tödlich.

 

Marion Band
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