Offenbach

Ruth Anda tritt nach 40 Berufsjahren im Klinikum Offenbach in den Ruhestand – aber nicht so ganz

Ruth Anda (rechts) freut sich nach 40 Berufsjahren im Klinikum Offenbach die Leitung der Physiotherapie an ihre Nachfolgerin Theresa Liebenthal zu übergeben, die sie in ihren letzten Wochen zielstrebig und mit ihrem eigenen hohen Anspruch eingearbeitet hat.

Es muss in jungen Jahren die richtige Berufswahl gewesen sein, denn Ruth Anda, Leiterin der Physiotherapie mit Arbeitsschwerpunkt in der Unfallchirurgie und Orthopädie und seit vierzig Jahren im Klinikum engagiert, geht zwar in Rente, wird aber mit geringer Stundenzahl im Klinikum weiterhin aushelfen. „Es hat mir immer große Freude bereitet, kranken Menschen wieder auf die Beine zu helfen. Also will ich damit auch nicht gleich ganz aufhören“, kommentiert sie ihren Entschluss

Wie viel Spaß ihr die Arbeit gemacht hat, haben unzählige Patientinnen und Patienten buchstäblich „hautnah“ gespürt, wenn sie ihnen mit ihrer fröhlichen und empathischen Art, bei Bedarf aber auch mit der nötigen Strenge, morgens klargemacht hat, dass es jetzt keine Alternative zu ersten vorsichtigen Schritten aus dem Bett heraus gibt, von ihr sachkundig angeleitet und unterstützt. „Zögern darf man schon mal, aber dann heißt ´s: Ich weiß, dass Sie das schaffen! Und Sie selbst werden sich am meisten darüber freuen.“

Warum Physiotherapie? Andas Antwort kommt wie aus der Pistole geschossen: „Bewegung war und ist mein Leben. Schon als Jugendliche habe ich mich beim Wassersportverein Bürgel e.V. als Leistungssportlerin in die Riemen gelegt und festgestellt: Ich brauche einen Beruf mit Sport und Bewegung. Zuerst dachte ich ans Lehramt für Sport, aber nach einem dreimonatigen Praktikum in der Krankenpflege wusste ich: Das ist es! Das ist genau mein Ding, in einem Krankenhaus zu arbeiten! Also habe ich die Weichen auf ´Physiotherapeutin` umgestellt.“

Ruth Anda hatte Glück und ergatterte unter 800 Bewerberinnen einen der 40 Ausbildungs- plätze an der staatlichen Berufsfachschule für Physiotherapie der Universitätsklinik Würzburg. Nach drei Jahren Ausbildung fiel die Entscheidung – wieder alternativlos – auf das damalige Stadtkrankenhaus ihrer Heimatstadt Offenbach. „Im Juli waren es genau 40 Jahre her, und ich habe bis heute keinen einzigen Tag betreut, an dem ich im Offenbacher Krankenhaus Dienst getan habe.“

Bereits nach acht Jahren übertrug man der jungen Mutter – trotz Teilzeitvertrag - die kommissarische Leitung der Abteilung mit 15 Mitarbeitern. Nach der Geburt ihrer zweiten Tochter konnte sie dann die Stelle als Leiterin der Physiotherapie übernehmen und ihre Arbeitszeit sukzessive auf 30 Wochenstunden aufstocken. „Noch heute bin ich stolz darauf, dass man es mir als junger Frau und Mutter zugetraut hat, diese Abteilung mit einem tollen jetzt 30-köpfigen Team zu leiten. Ohne das Superteam hätte die Leitung in Teilzeit nicht funktioniert.“

Ruth Andas Arbeitsschwerpunkte waren die Mobilisation der Patienten der Unfall- und Orthopädischen Chirurgie und des Schwerbrandverletztenzentrums, später übernahm sie auch zusätzlich Unterricht im Bildungszentrum, um den angehenden Pflegekräften die Schnittstelle zwischen Pflege und Physiologie näher zu bringen. „Wir alle - Ärzte, Pflegekräfte und Physiotherapeuten - versuchen gemeinsam, unsere oft schwerkranken Patienten im wahrsten Sinne des Wortes wieder auf die Beine zu bringen. Das haben wir nur gemeinsam durch eine sehr gute, enge und verlässliche Zusammenarbeit mit den Medizinern und Pflegekräften immer wieder geschafft.

Dass Arbeit Spaß macht, bedeutet allerdings nicht, dass sie auch einfach wäre. Nicht nur die körperliche Arbeit strengt an, sondern auch die unermüdlichen Versuche, gerade auch ältere Menschen, denen nach einer OP die Kraft zum Aufstehen fehlt, überhaupt wieder zu mobilisieren. Für eine 90-jährige Patientin kann bereits das Verlassen des Bettes eine fast unüberwindbare Hürde darstellen. Anda erläutert: „Man sollte nicht nur sein tägliches Standardprogramm an Übungen durchführen, sondern muss neugierig auf jeden einzelnen Patienten zugehen und ihm auch persönliches Interesse entgegenbringen. Wenn man nicht nur sein Beschwerdebild behandelt, kann man mit entsprechender Erfahrung sehr schnell erfassen, was dem Patienten an Bewegungstherapie zuzumuten ist. Bewegung ist die entscheidende Voraussetzung für den Heilungserfolg und für die Zeit nach dem Klinikaufenthalt. Da hilft allerdings kein Kommandoton, sondern nur Empathie, damit die Patienten erst mal Vertrauen gewinnen, das man dann nicht enttäuschen darf. Praktisch heißt das: Wenn ein Patient ´Stopp` gesagt hat, ist das ohne Disput zu respektieren. So habe ich auch oft gehört: ´Frau Anda, wenn Sie sagen, ich schaffe das, dann schaffe ich das auch!´ Letztlich kommt jedenfalls alles darauf an, dem Patienten so zu helfen, dass er weniger Probleme bzw. Schmerzen im Alltag hat.“

Eines weiß Anda sicher: „Mein Team wird mir fehlen. Deshalb bin ich auch froh, noch nicht ganz draußen zu sein, werde aber den zusätzlichen Freiraum meiner neuen Lebensphase genießen. Selbstverständlich mit Bewegung, besonders mit Rudern und meinem Herzensanliegen, dem ehrenamtlichen Training für die Gruppe ´Rudern mit Krebs`, aber auch mit meiner Familie und meinen vier Enkelkindern.“

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