Ruhestand nach 29 Dienstjahren

Mit menschlicher Stärke und Organisationstalent hat sie alle überzeugt. „Von der Reinigungskraft über Arbeitskollegen bis zur Chefärztin sind alle gekommen und haben mich mit so viel Wärme und Respekt verabschiedet. Das macht mich sehr stolz“, zeigt sich Sofia Siegens gerührt. Der Abschied von der Palliativklinik am Sana Klinikum Offenbach fällt der 64-Jährigen sichtlich schwer, aber jetzt ist es Zeit für sie, in einen neuen Lebensabschnitt zu starten - auch wenn sie es sich offen hält, nach längerer Pause vielleicht doch noch einmal ehrenamtlich auf der Palliativstation mitzuarbeiten.

Im Sommer 1992 war Sofia Siegens aus Rumänien mit ihrer Familie nach Deutschland ausgewandert. Kaum angekommen, konnte die die gelernte Medizintechnische Radiologie Assistentin Dank ihrer guten Deutschkenntnissen bereits im August in der Strahlenklinik des Klinikums Offenbach als Pflegekraft beginnen. „Mit großem Engagement hat das Klinikum dafür gesorgt, dass ich schon nach einem Jahr meine staatliche Anerkennung als Krankenschwester in der Tasche hatte von Anfang an nicht nur mit ihren fundierten Fachkenntnissen, sondern immer auch mit menschlicher Stärke und Empathie. „Ich habe gelernt, gut und angemessen mit den onkologischen Patienten umzugehen“, erzählt sie, „das war damals und ist auch heute die wichtigste Grundlage für diesen Beruf. Als im Jahr 2000 eine spezielle Station für Palliativmedizin eröffnet werden sollte, habe ich mich mit guten Gründen zu einem Wechsel entschieden und eine Fortbildung in Palliative Care gemacht. Denn in diesem Bereich konnte ich meine Kenntnisse und Fertigkeiten am besten für die schwerkranken Patienten einsetzen“, erläutert Siegens ihre Entscheidung. Insgesamt zehn Jahre leitete sie die Station mit voller Überzeugung, mit viel Freude und Herzblut.

„Wir werden sie als gute Seele der Klinik vermissen“, bedauert Chefärztin Dr. med. Christiane Gog den Abschied der verdienten Stationsleiterin. „Sofia ist der zentrale Mittelpunkt der Station und ein wahres Organisationstalent, die stets mit ganzem Herzen unserem Grundsatz gefolgt ist, dass es uns bei weitem nicht nur um die körperlichen, sondern auch um die sozialen und seelischen Bedürfnisse unserer Patienten geht. Mit vielen kleinen, liebenswerten Aufmerksamkeiten hat sie unsere Station zu etwas ganz Besonderem gemacht - sei es mit einer spontan besorgten Portion Eis für alle Patienten, mit frischen Blumen, farbenfrohen Servietten oder auch mal dem ausnahmsweise erfüllten, ganz persönlichen Patientenwunsch nach einem Glas Rotwein.“

In der Klinik für Palliativmedizin am Sana Klinikum Offenbach werden Patienten mit unheilbaren, weit fortgeschrittenen Erkrankungen behandelt, entweder in den eigenen vier Wänden vom ambulanten Palliativteam oder auf der Palliativstation. Die Behandlung richtet sich ausschließlich gegen die belastenden Symptome der Krankheit und unterstützt die unheilbaren Patienten dabei, sich auf die gegebenen Verhältnisse einzustellen und damit zurechtzukommen. „Zeit, Zuwendung und Verständnis sind hier genauso wichtig wie die medizinische Betreuung“, betont Chefärztin Dr. Gog. Die ganzheitliche, sehr persönliche und auf die Bedürfnisse der Patienten ausgerichtete Betreuung übernimmt ein multiprofessionelles und multikulturelles Team aus palliativmedizinisch qualifizierten Ärzten und Pflegekräften, das unter anderem von Physiotherapeuten, Psychoonkologen, Sozialarbeiten, Seelsorgern, Kunst-, Musik und Tiertherapeuten unterstützt wird.

„Gerade dies hat die Arbeit auf der Palliativstation für mich so wertvoll gemacht. Kein Tag war wie der andere, mal ging es hektisch zu, mal war ein Tag auch sehr traurig. In solch belastenden Zeiten ist es unglaublich wertvoll, wenn man auch schwierige Situationen gemeinsam meistern kann. Nur so können wir mit schwerkranken Patienten und ihren Angehörigen respektvoll und empathisch umgehen“, resümiert Siegens den Sinn ihres fast 30-jährigen aktiven Berufslebens.